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Ob das noch auf den Wunschzettel passt? Der siebenjährige Leopold schaut sich in der Mall of Berlin eine Smartwatch genauer an.
© Lena Völkening

Heiligabend in der Hauptstadt: Was Berliner ihren Kindern zu Weihnachten schenken

Klassiker wie Lego und Playmobil treffen auf Roboter, Kinder-Tablets und Spielzeug mit Smartphone-Zugang. Doch es gibt auch einen anderen Trend.

Der Roboter ist etwa handtellergroß, kann lachen, seine Augen zusammenkneifen und mit den Armen nach Dingen schnappen. In der Spielzeugabteilung der Mall of Berlin in Mitte steht er in einer Vitrine, damit ihn niemand anfasst. Es ist voll so kurz vor Weihnachten, laut und warm. Erwachse in dicken Wintermänteln und Kinderwagen vor sich herschiebende Familien quetschen sich auf der Suche nach dem passenden Geschenk durch die Gänge mit den bunten, bis auf den letzten Zentimeter vollgepackten Regalen.

Der vierjährige Ted läuft zu einem Plastikauto, das so groß ist wie er selbst und in das er sich hineinsetzen kann. Sein Vater hat ihm einen Müllschlucker gekauft: Ein kleines Spielzeugauto, das mit einem Saugmechanismus die Lego-Steine auf dem Boden des Kinderzimmers aufsaugt.

Klassiker wie Lego und Playmobil treffen in dieser Spielzeugabteilung auf die neueste Technik wie Roboter, Tablets für Kinder und Spielzeuge, die man mit dem Smartphone verbinden kann. Schon vor 50 Jahren wurde Spielzeug technisch aufgepeppt. Heute bestimmt das Internet den Alltag der Menschen, und das spiegelt sich auch im Kinderzimmer wider.

„Kindercomputer sind out“

„Kindercomputer sind out“, sagt der Verkäufer und holt ein Tablet aus dem Regal. Tablets und Smartphones für Kinder, sagt er, würden mittlerweile eher gekauft als die bunten Laptops aus Plastik. Dabei ahmt dieses Spielzeug oft nur nach, was die elektronischen Geräte der Erwachsenen können, wenn auch in vereinfachter Form. Eine quietschbunte Smartwatch, eine Uhr mit integriertem Bildschirm, verfügt zum Beispiel lediglich über vier verschiedene Knöpfe und keinen Touch-Display. Mit ihr kann man unter anderem Fotos machen. Eines der Tablets für Kinder läuft immerhin über das Betriebssystem Android. Die Apps, die die jungen Nutzer auf dem Tablet benutzen können, sind allerdings kindgerecht auf eine kleine Zahl limitiert.

„Spielzeughersteller erkennen Trends schnell und springen auf den Zug mit auf“, sagt der Verkäufer. Seitdem zum Beispiel immer mehr Privatleute Drohnen kaufen, gibt es auch in Spielwarenläden fliegende Drohnen für Kinder, die etwas kleiner und leichter zu bedienen sind.

„Just like home“

Was die Eltern in groß haben, bekommen die Kinder in der Spielwarenabteilung in klein. Batteriebetriebene Bohrmaschinen aus Plastik hängen in den Gängen, daneben stehen kleine Küchengeräte für die Spielküche. Auf der Packung für einen Mixer für Smoothies steht in großen Buchstaben „Just like home“.

Eine Applikation fürs Baby-Bett spielt laut Verpackung 30 Minuten am Stück klassische Musik, Popmusik oder Naturgeräusche. In der Multimedia-Abteilung des Spielwarengeschäfts gibt es Lego-Figuren, die man an die Playstation anschließen kann. Ein kleines Mädchen spielt auf einem elektronischen Klavier fehlerfrei „Alle meine Entchen“, irgendwo wiehert ein Pferd aus Plüsch. Kaum ein Spielzeug steht in den Gängen, das nicht über irgendeinen Knopf verfügt, blinkt, Geräusche macht oder sich bewegen kann. Die Kinder, die durch das Geschäft laufen, suchen an jedem Spielzeug instinktiv nach Knöpfen zum Drücken. Auf den Verpackungen steht: „Teste mich!“

„Das Problem ist: Es gibt von allem zu viel“

„Das nennt man wohl Kapitalismus“, sagt ein Mann im grauen Mantel, der seit geraumer Zeit unschlüssig vor einem Regal mit Rennbahnen steht. Schneller, lauter, bunter muss das Spielzeug sein. „Der Hype hält aber nur über Weihnachten an“, sagt eine Mutter. Ihr fünfjähriger Sohn hält einen bunten Kreisel in die Höhe. „Der kann nichts außer sich drehen, das ist nach zwei Minuten langweilig“, ist sich die Mutter sicher und schüttelt den Kopf, als ihr Sohn sie bittend ansieht. „Das Problem ist: Es gibt von allem zu viel“, ist sie sich sicher.

Technik bestimmt zunehmend den Alltag. Das spiegelt sich auch in dem Spielzeug wider, das Eltern, Großeltern oder Patentanten und -onkel kurz vor Weihnachten in den Geschäften vorfinden. „Wir wissen selbst zum Teil nicht mehr, was die Geräte alles können“, sagt einer der Verkäufer.

Gesellschaftsspiele erleben ein Comeback

Doch nicht alle Kunden stürzen sich auf den neuesten Roboter, den blinkenden Hubschrauber oder die Puppe, die Sätze in fünf Sprachen sagen kann. Der Verkäufer in dem Laden in Mitte meint, einen neuen Trend ausgemacht zu haben: „Gesellschaftsspiele sind wieder im Kommen“, sagt er. Die würden in letzter Zeit immer öfter gekauft. Vielleicht sind die ersten Familien ihrer Smartphones und Tablets mittlerweile überdrüssig.

Lena Völkening

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