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Unsere Autorin steht vor dem Arc de Triomphe, Triumphbogen.
© Fatina Keilani

Fahrradfahren in der französischen Hauptstadt: Was Berlin von Paris lernen kann

Unsere Autorin freut sich, dass sie jetzt prima Fahrrad fahren kann – in Paris!

Zehn Jahre ist es her, dass die Tagesspiegel-Kolumnistin Pascale Hugues schrieb, in Berlin seien Radfahrer zwar zweirädrige Moralapostel, dafür gebe es hier schöne Radwege. Frankreich dagegen: „Auf den Pariser Boulevards wartet der Tod.“ Hugues war dort ein wenig geradelt, dann zitternd abgestiegen, froh, noch am Leben zu sein.

Zehn Jahre später lässt sich sagen: Das hat sich geändert! Ça roule! Paris ist es gelungen, ansprechende Radwege zu schaffen, die sich ins Stadtbild einfügen, als wären sie schon immer dagewesen. Oft sind beide Fahrtrichtungen an der linken Seite der Fahrbahn zu finden. Der Radweg ist durch einen Kantstein abgetrennt, die Autofahrer überschreiten die Grenze nicht. Es gibt sogar entlang der Wege elektrische Luftpumpen und kleine Stationen mit (angekettetem) Werkzeug.

Das Tollste: das städtische Leihrädersystem Vélib. Rund 16.000 Fahrräder verteilen sich im Stadtgebiet, sie müssen an festen Stationen zurückgegeben werden, von denen die nächste jedoch nie weit weg ist. Einfach einrasten, fertig.

Das System gab es schon länger, es lief auch nicht gleich rund, doch seit Beginn des Jahres 2018 stehen die neuen Räder in ihrem heutigen Look in der Stadt, grün und blau. Die grünen fahren allein mit Muskelkraft, die blauen sind E-Bikes. Die Preise sind niedrig.

Da die Innenstadt von Paris wesentlich kleiner ist als die von Berlin, ist es ganz leicht, sich sehr kostengünstig und schnell mit dem Fahrrad zu bewegen. Es gibt mehr als 1300 Stationen, 16.000 Fahrräder, täglich werden mit ihnen 60.000 bis 80.000 Touren gefahren – manche nur kurz, denn die ersten 30 Minuten sind gratis. Kommerzielle Leihräder gibt es natürlich auch, und Scooter.

Nextbike sollte für Berlin ein Leihradsystem erstellen

Nimm das, Berlin! Und mach was draus! Wenn Paris das schafft, sollte Berlin ja wohl... Moment. Es gibt in der deutschen Hauptstadt ein ähnliches Angebot. Die Firma Nextbike betreibt es. Nextbike hatte die Ausschreibung gewonnen, für Berlin ein öffentliches Leihrädersystem bereitzustellen. Die Firma sollte bis Ende 2018 in der Stadt 5000 Räder an 700 Stationen bereitstellen; bisher sind 2700 Räder im Einsatz, es gibt 280 Stationen.

So wenige? Klar, Berlin eben. Schleppende Genehmigung, Bedenken wegen des Abstands zu Baudenkmalen, Gehwegen oder Grünanlagen, Mindestgrößen, Gefahrenpotentiale… die übliche handlungsunfähige Verwaltung, dazu die Macht der Bezirke, die es in Paris nicht gibt, und dann noch dieser Mangel an ordentlichen Radwegen. Berlin! Tu was!

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