Schlecht geplante Corona-Lockerungen: Warum wird an Schulen nicht für den besten Schutz gesorgt?
Beim Start ins nächste Schuljahr muss es besser laufen als jetzt. Dazu gehören Schutzausrüstung für Schüler und Lehrer und ein Testsystem. Ein Kommentar.
Ja, man kann zu dem Schluss kommen, dass Schulen und Kitas wieder geöffnet werden können. Man kann das Recht auf Bildung angesichts der derzeit geringen und damit weitgehend kontrollierbaren Infektionen als vorrangig einstufen gegenüber dem aktuell niedrigen Risiko einer neuen Infektionswelle mit (zu) vielen Schwerkranken oder Toten.
Man kann – trotz wissenschaftlicher Unsicherheiten zum Ausmaß der Infektiosität von mit Sars-CoV-2-infizierten Kindern und ihrer Bedeutung für die Verbreitung der Viren – dieses Experiment an Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern, Eltern, Hauswarten und vielen an Schulen und Kitas Beschäftigen wagen.
Man kann sich und dieses Land nach schwierigen, aber erfolgreichen Wochen des strengen Infektionsschutzes mit ein wenig Normalität belohnen.
Aber wie kann man zugleich derart seine Fürsorgepflicht für all diese Menschen verletzen, wie es landauf, landab die Verantwortlichen in Bildungsministerien, Kultusministerkonferenzen, Senatsgremien und Schulämtern tun?
Maskenpflicht - warum nicht auch in allen Schulen?
Wie kann es sein, dass Restaurant- und Baumarktpersonal zwingend Maske tragen muss, es bis heute aber jeder Schule selbst überlassen ist, ob dort die inzwischen nachweislich schützenden Mund- und Nasenverhüller Pflicht sind oder nicht? Wie kann man am grünen Tisch Abstandsregeln formulieren, es dann aber weitgehend den schon vor Corona meist überfüllten Schulen überlassen, den dafür nötigen Platz herbeizuzaubern?
Wie kann man den Appell an sorgfältige Handhygiene mit Desinfektionsmitteln nicht als schlechten Scherz verstehen, wenn Schulleiter die Fläschchen dann selbst aus dem Schulamt holen sollen? Einzelbeispiele, die aber den Systemfehler dokumentieren: Unternehmen wird von Staatsseite vorgeschrieben, wie sie Infektionsschutzregeln umzusetzen haben. Doch bei den eigenen staatlichen Betrieben gilt das Hilf-dir-selbst-Prinzip.
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Ist es dem Staat, der so viel investiert wie nie, das Geld nicht wert, Schulen, Kitas und sonstige Einrichtungen mit dem auszustatten, was für eine sichere, fürsorgliche Öffnung nötig ist?
Bislang konnte sich die Politik darauf zurückziehen, dass die erste Welle zu überraschend kam, um in kurzer Zeit Millionen Schutzpakete zu schnüren. Nach sechs Corona-Monaten zieht das Argument nicht mehr. Alles, was jetzt (nicht) passiert, ist schlechte Organisation oder wohl eher fehlender Wille.
Es geht nicht allein um die Kinder
Dabei steht viel auf dem Spiel: Es geht nicht allein um die Kinder, die nur recht selten schwer an Covid-19 erkranken. Es geht um die, die sie gefährden, wenn sie infiziert sind: Eltern, Familie – und zudem ist zu bedenken, dass viele Lehrende hierzulande älter, also potenziell Risikokranke sind.
Und es geht um den Vertrauensverlust in die Politik, wenn eine schlecht organisierte, überstürzte Schulöffnung rückgängig gemacht werden muss, weil die Situation außer Kontrolle gerät – so wie in Israel, so wie in Göttingen, so wie im schwedischen Skellefteå.
Beim Start ins nächste Schuljahr muss es besser laufen als jetzt. Dazu gehört neben der Schutzausrüstung für Schüler und Lehrer ein schlüssiges Testsystem, das Infizierte frühzeitig erkennt und wissenschaftliche Studien der Virusausbreitung an Schulen und Kitas ermöglicht. Das zu gewährleisten erfordert weniger Geld als Organisationswillen. Den sollte man schnell aufbringen. Bevor sich alle guten Vorsätze in den Ferien verlieren.
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