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Der Schulbetrieb musste trotz der Coronafälle nicht eingestellt werden.
© Armin Weigel/dpa
Update

Erkrankte Schüler in Berlin: Fünf Corona-Infizierte an Spandauer Schule und weitere Verdachtsfälle

In mehreren Bezirken sind Infektionen aufgetreten, die laut offiziellen Stellen zusammenhängen könnten. Vermutet wird der Besuch einer religiösen Veranstaltung.

An der Christoph-Földerich-Grundschule in Spandau hat es fünf Corona-Infektionsfälle unter Schülern gegeben. Das bestätigte die Senatsverwaltung für Bildung am Dienstag. Laut „Berliner Zeitung“ wurden infolgedessen 50 Kinder und neun Lehrer in Quarantäne geschickt.

Nach Auskunft der Verwaltung soll die Grundschule aber nicht komplett geschlossen werden. Die betroffenen Schüler stammen aus rumänischen Familien, heißt es aus dem Spandauer Gesundheitsamt. Drei der infizierten Schüler gehören zur selben Familie, zwei weitere zu anderen Familien.

Die Spandauer Amtsärztin Gudrun Widders sagte, in den ersten beiden Fällen sei eine Quarantäne bis zum 12 Juni ausgesprochen worden, bei den drei Geschwistern sei eine Quarantäne bis zum 18. Juni ausgesprochen worden.

Die Quarantäne werde für die engen Kontaktpersonen verhängt. Dies könne die gesamte Lerngruppe sein, Kinder, die keinen Kontakt hatten, weil sie zum Beispiel nicht anwesend waren, müssten nicht in Quarantäne, auch wenn sie in der gleichen Lerngruppe seien.

„Die Übertragungen sind nicht in der Schule erfolgt, sondern die Übertragungen haben in den Familien stattgefunden“, sagte Widders. „Wir haben sofort reagiert. Wenn wir einen Fall aus einer Familie gemeldet bekommen, meistens ist das ein Erwachsener, dann werden alle getestet. Bei der Familie mit den drei betroffenen Schülern handelt es sich um sieben Familienmitglieder mit fünf Kindern, von denen wurden drei positiv und zwei negativ getestet.“

Hängen die Fälle zusammen?

Unklar ist, ob die Spandauer Fälle zusammenhängen. „Ich weiß nicht, ob die ersten zwei Fälle an der Christoph-Földerich-Grundschule mit den anderen dreien zusammenhängen, aber es ist durchaus möglich, dass die drei Familien Kontakt hatten“, sagte Widders. „Es kann sein, dass die Rumänen in einer religiösen Glaubensgemeinschaft Kontakt hatten und sich so die Infektion ausgebreitet hat. Das ist im Moment unsere Vermutung, aber wir können es nicht belegen. Es kann auch sein, dass sie sich mit jemandem getroffen haben.“

Die rumänisch-orthodoxe Kirche an der Heerstraße ist nach eigenen Angaben nicht betroffen. Pfarrer Clement Lodroman zeigte sich am Dienstagnachmittag überrascht über die Nachricht vom Ausbruch. „Bei uns in der Gemeinde gibt es bisher keinen Coronafall“, sagt er. „Wir feiern die Gottesdienste mit weniger Menschen als erlaubt und beachten alle Hygiene- und Abstandsvorschriften.“

Trotz des Corona-Ausbruchs soll die Schule nicht geschlossen werden. Die Amtsärztin betonte, dass der Ausbruch nicht in der Schule erfolgt sei, sondern in den Familien. „Wir ermitteln sämtliche Kontaktpersonen, die werden dann getestet. Andere Schüler und Lehrer, die Kontaktpersonen der Kategorie 1 waren, werden in Quarantäne versetzt. Die Schule wird nicht geschlossen, damit der Unterricht weiter fortgeführt wird für diejenigen, die nicht betroffen sind.“

Am späten Dienstagnachmittag habe es neue Meldungen gegeben, so die Spandauer Amtsärztin. Es gebe 16 neue positiv getestete Fälle im Bezirk Spandau, davon sieben rumänische Personen. „Diese sind vorrangig Kontaktpersonen der uns bereits bekannten Fälle, damit bereits in Quarantäne.“ Die noch nicht bekannten Kontakte würden nun ermittelt. Eine Schule sei von den neuen Fällen nicht betroffen. Die getesteten Schüler seien alle negativ getestet worden.

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In Neukölln bestätigte sich inzwischen ein Infektionsverdacht bei zwei rumänischen Schülern, die die Hans-Fallada- Grundschule und die Röntgen-Oberschule besuchen. Dort seien mehrere Kinder in Quarantäne, bestätigte Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). „Wir gehen verschiedenen Clustern oder Strängen nach, um herauszufinden, wo das Infektionsgeschehen stattgefunden hat.“ 39 Abstriche seien genommen worden, bei neun habe sich der Verdacht bestätigt, bei den anderen 30 lägen die Ergebnisse noch nicht vor.

Laut Liecke hatte das Robert-Koch-Institut die Information veröffentlicht, dass im Neuköllner Umfeld eine Religionsgemeinschaft betroffen sei. In Reinickendorf gibt es einen ähnlichen Verdacht, der auf eine Verbindung hindeutet. „Bei uns leben auch zwei Familien, aus deren Reihen Menschen stammen, die in dieses Ausbruchsgeschehen involviert sind“, sagte Amtsarzt Patrick Larscheid.

Mögliche Verbindungen zu Familien in weiteren Bezirken

Es gehe um einen Ausbruch, der sich über Familien in mehreren Bezirken erstrecke. Nach Tagesspiegel-Informationen gibt es Verbindungen nach Tempelhof-Schöneberg, Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf. Die Details würden noch untersucht.

Zu hören war von mehreren Seiten, dass die Lebenssituation in den betroffenen Familien die Verbreitung des Virus allgemein eher beschleunigen – es gebe praktisch keine Single-Haushalte und oft viele Kinder.

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