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Der Grasteppich wird im Olympiastadion Berlin verlegt. Die Soden samt Gras, Wurzeln und Erde sind 38 Millimeter dick.
© imago/Matthias Koch

Neuer Rasen vor Hertha-Spiel: Warum der Olympiastadion-Rasen nicht so richtig grün ist

Keine Berge, nur Wiese: Der neue Stadionrasen stammt von der Ostsee. Heute ist Premiere bei Hertha gegen Schalke. Er wurde frisch verlegt

Alt Zachun, kurz vor Schwerin, ziemlich genau 200 Kilometer vom Olympiastadion entfernt: Bis zum Horizont reicht der Grasteppich auf den Feldern. Hier in Mecklenburg hat die Rollrasenernte begonnen, ach was!, im wichtigsten Fall ist sie längst beendet. Denn aus diesem Idyll stammt der Rasen des Olympiastadions, der am heutigen Freitagabend, 20.30 Uhr, zum ersten Mal betreten wird.

Dann spielt nämlich Hertha BSC gegen Schalke 04, und wenn alles glattgeht, dann jammert hinterher niemand mehr übers Grün wie neulich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel („Der Platz war in einem extrem bescheidenen Zustand, das macht einfach keinen Spaß“). Den Austausch hatte der neue Chef im Olympiastadion, Timo Rohwedder, vor zehn Tagen im Tagesspiegel angekündigt und betont, dass „freundliche Wunschbotschaften aus Dortmund darauf keinen Einfluss hatten“

Austausch im Frühjahr oft vor dem DFB-Pokalfinale

Die Soden samt Gras, Wurzeln und Erde sind 38 Millimeter dick. Jeweils ein Stück von 1,20 mal 16 Metern ergibt eine Rolle von gut einer Tonne Gewicht. Drei Tage hat allein das Abschälen in Mecklenburg gedauert, berichtet Arnd Peiffer, der Juniorchef des Familienbetriebs Gebrüder Peiffer Rollrasen aus Willich am Niederrhein. Die Felder in Mecklenburg gehören ihnen. 430 solcher Gras-Wickel wurden im Olympiastadion ausgerollt. Der Rasenwechsel, der alle ein, zwei Jahre üblich ist vor dem DFB-Pokalfinale, kostet 130 000 Euro. Erstmals sei im nahen Mecklenburg bestellt worden, heißt es im Büro des Stadionmanagments, das spare Zeit und Transportkosten.

Mecklenburger Sportrasen ist neu auf dem europäischen Markt, den die Peiffers seit 40 Jahren und bereits in dritter Generation beliefern. Arnd Peiffer, Enkel des Firmengründers und studierter Landschaftsarchitekt, gründete 2014 die Rasenschule in Alt Zachun. „Der Boden hier ist ideal: sandig, wasserdurchlässig, ohne Steine und Maulwürfe.“ Er erfülle locker die Sportplatzrasen-Norm DIN 18035. Die Flächen im Nordosten Deutschlands seien platt wie ein Tisch und vor allem riesig. „Hier schafft man viel in kurzer Zeit“, sagt Mitarbeiter Fabian Zentara, der die Schälmaschine lenkt.

Stress verträgt der Rasen nicht

Auf 50 Hektar – das entspricht rund 60 Fußballfeldern – haben die Experten in Mecklenburg ihre Grassamen-Mischungen ausgesät. Weitere 250 Hektar Anbauflächen kommen am Stammsitz der Firma im Rheinland dazu. Gutes Gras sei nirgends leicht zu ziehen, betont Peiffer. Der 38-jährige Diplom-Ingenieur ist selbst Hobbykicker, Fan von Borussia Mönchengladbach und Greenkeeper bei Fortuna Düsseldorf. Er weiß, was Sportler wollen. Dicht, eben, fest, robust und vital müsse so ein Rasen sein.

Entsprechend aufwendig sei die Pflege der Rollrasen-Felder in der Vegetationszeit: Düngen, wässern, dreimal die Woche mähen, absaugen, striegeln und bürsten. Makelloser Fußballrasen könne es auf 20.000 Pflanzen pro Quadratmeter bringen, das feine „Green“ für Golfer gar auf das Fünffache. So ein Frischeprodukt vertrage keinen Stress, sagt Peiffer. „Im Hochsommer schälen wir nachts, sonst welkt der Rasen schon auf der Rolle.“ Derzeit zeige sich das erntereife Gras noch gelblich-blass. „Der dunkle, nasse Winter hat den Flächen arg zugesetzt.“ In wenigen Tagen werde junges Grün sprießen, verspricht der Experte. (mit dpa)

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: „Die Halme müssen lernen, sich zu wehren“. Eine Reportage über den Rasen der Fußball-WM 2006.

Die nächste Termine im Olympiastadion:

19. März: Hertha – Ingolstadt

26. März: Deutschland – England
8. April: Hertha – Hannover

20. April: Hertha – Dortmund

(DFB-Pokal-Halbfinale)

23./24. April: Hertha – FC Bayern

7. Mai: Hertha – Darmstadt

21. Mai: DFB-Pokalfinale

19. Juni: Bruce Springsteen live

29. Juli: Coldplay Live

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