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Blick über die Baustelle der Tesla Gigafactory.
© Patrick Pleul/dpa
Update

Tesla bezahlt 15.000-Euro-Wasserrechnung nicht: Vorübergehender Baustopp für Gigafabrik in Grünheide

Dem US-Autobauer Tesla ist vom Versorger das Wasser abgestellt worden. Der Grund sind Zahlungsrückstände – es gab wohl Verständigungsprobleme.

Der von Elon Musk geführte US-Elektroautobauer muss den Bau seiner Gigafactory in Grünheide unterbrechen, wahrscheinlich um ein bis zwei Tage. Der Wasserverband Strausberg-Erkner hat dem Unternehmen wegen offener Rechnungen bei der Bauwasserversorgung am Donnerstag kurzerhand den Hahn zugedreht.

Das bestätigte Verbandssprecherin Sandra Ponesky, zuerst hatte die Märkische Oderzeitung berichtet. Tesla sei mehrfach gemahnt, vor 14 Tagen wie in solchen Fällen üblich eine Sperrankündigung verschickt worden, deren Frist nun abgelaufen sei. „Normalerweise reicht das aus, dass die Rechnung bezahlt wird“, sagte Ponesky. Doch nicht in diesem Fall.

„Wir können und werden Tesla nicht anders behandeln als andere Bürger“, sagte die Sprecherin. Wenn die Rechnung beglichen ist, werde das Wasser sofort wieder angestellt. Das könne aber nur händisch geschehen, da ein „Schieber“ umgelegt werden müsse.

Auf die Frage, wie schnell das Wasser wieder angestellt werden könne, sagte die Sprecherin: „Wir haben unsere Geschäftszeiten“, innerhalb jener sei es eine Angelegenheit von Stunden. Ursache für den Konflikt ist offenbar, dass hier unterschiedliche Kulturen aufeinanderprallen: hier der Weltkonzern, da der märkische Wasserverband.

Nach Tagesspiegel-Informationen geht es um eine Summe von 15.000 Euro, bei einem Investitionsvolumen von vier Milliarden Euro ein marginaler Betrag. Es handle sich nicht um eine bewusst verzögerte Zahlung, heißt es in informierten Kreisen. Die Tesla-Zentrale in den USA habe Probleme mit der Rechnungslegung des Verbandes gehabt, mit der Verbindung der beiden Buchungssysteme.

Umweltschützer warnen vor Schäden für das Trinkwasser

Aus dem Brandenburger Wirtschaftsministerium hieß es am Donnerstag, dass die Überweisung von der US-Firmenzentrale vorher bereits veranlasst, dies dem Verband auch avisiert worden sein soll, es aber wegen der internationalen Transaktion ein paar Tage dauere.

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Erst am Vortag hatte der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) mitgeteilt, dass Tesla den Erschließungsvertrag unterzeichnet hat, nachdem die Belieferung der Gigafactory mit jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser und die Entsorgung der Abwässer verbindlich unter Dach und Fach ist.

Möglicherweise wollte der Wasserverband frühzeitig bei einer kleines Summe ein „erzieherisches“ Signal setzen, dass Tesla künftig bei WSE-Rechnungen nicht säumig wird.

Umweltschützer warnen vor Schäden für das Trinkwasser

Die gesperrte Wasserleitung kommt für Tesla nicht nur wegen des PR-Schadens unpassend: Der Zeitplan für die Errichtung der Gigafactory, von der ab Juni 2021 die ersten Tesla-Fahrzeuge einer modernisierten Y–Reihe vom Band laufen sollen, künftig 500.000 Autos pro Jahr, ist ohnehin extrem eng. Es kommt auf jeden Tag an.

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Die umweltrechtliche Genehmigung für das Projekt durch das Land Brandenburg steht noch aus. Tesla baut bereits mit vorläufigen Genehmigungen für einzelne Bauschritte. Umweltschützer und Anwohner warnen davor, dass die Versorgung mit Trinkwasser Schaden nimmt und ein nahes Naturschutzgebiet von der Fabrik betroffen ist.

Langfristig Versorgung mit 15,3 Millionen Kubikmeter Wasser möglich

Tesla hatte seinen prognostizierten Wasserverbrauch in der Spitze nach Kritik von 3,3 Millionen auf rund 1,4 Millionen Kubikmeter im Jahr gesenkt. Der Verbrauch soll nach den Plänen bei einem Ausbau aber steigen: Im Entwurf für den geänderten Bebauungsplan der Gemeinde Grünheide heißt es: „Perspektivisch müssen zusätzliche 2,15 Millionen Kubikmeter pro Jahr bereitgestellt werden. Dabei sind weitere Kapazitäten zu erschließen.“ Langfristig sei sogar eine Versorgung mit weiteren 15,3 Millionen Kubikmeter pro Jahr möglich.

Die Vorbereitungen für die Wasserleitungen sind bereits in vollem Gang. „Wir müssen sie an unser vorhandenes Netz anschließen“, sagte WSE-Sprecherin Ponesky. Die Genehmigungen verschiedener Behörden und Grundstücksfragen stünden noch aus. Die größte Herausforderung beim Bau der Leitungen ist demnach das Schmutzwasser, das nach Erkner geleitet werden soll. Das Trinkwasser soll aus Freienbrink kommen. Wann der Bau der Wasserleitungen beginnen kann, ist bisher offen. „Die reine Bauzeit sind zwei bis drei Monate“, sagte die Sprecherin. (mit dpa)

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