Autofabrik-Bau im Rekordtempo: Tesla unterzeichnet Wasservertrag für Fabrik in Grünheide
In der Gigafactory des US-Autoherstellers arbeiten schon die Glaser. Jetzt wurde der Liefervertrag mit dem zuständigen Wasserverband unterschrieben.
Es wäre eine Premiere in Deutschland: Wenn die neue Tesla-Gigafactory in Grünheide Ende 2020 womöglich die finale Baugenehmigung erhält, wie es der aktuelle Zeitplan vorsieht, könnte kurz danach gleich die Bauabnahme folgen – weil alles schon fertig ist: Der von Elon Musk geführte US-Konzern treibt parallel zum umweltrechtlichen Genehmigungsverfahren, dessen Ausgang laut Brandenburger Umweltbehörde weiterhin offen ist, den Bau von „Giga Berlin“ weiter im Rekordtempo voran. Wie berichtet, alles mit Vorabzulassungen auf eigenes finanzielles Risiko, notfalls alles rückgängig machen zu müssen. Aktuell wächst der Rohbau vieler Hallen, es werden etwa erste Verglasungen eingebaut.
Wie aus einer Antwort der Landesregierung vom 13. Oktober auf eine parlamentarische Anfrage hervorgeht, darf Tesla ohne finale Genehmigung für die Fabrik über „Zulassungen des vorzeitigen Beginns“ Arbeiten weit über Rohbaustadium hinaus vornehmen, etwa die „Grobinstallationen aller haustechnischen Gewerke“ und „Innenausbaumaßnahmen“.
Auf der Baustelle ist alles nach Tagen und Stunden getaktet, damit Tesla ab Juni 2021 die ersten Elektro-PKW seiner erneuerten Y-Reihe in Grünheide vom Band rollen lassen kann. Einige Monate vorher müssten alle Bauarbeiten beendet sein, da die Roboter-Fertigungslinien zu installieren sind, alles einjustiert und hochgefahren werden muss. Teslas weltweit vierte Gigafactory (Kapazität 500.000 Autos jährlich, 12.000 Mitarbeiter) soll den europäischen Markt beliefern.
Die Wasserversorgung, lange ein heißes Eisen, ist nun geklärt. Tesla hat jetzt den Liefervertrag mit dem zuständigen Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) unterzeichnet, was der RBB publik machte. Nach dem Vertrag wird der Wasserverband, der bereits für 170.000 Einwohner der Region Wasser liefert und Abwasser entsorgt, nun auch die neue Fabrik neben dem Berliner Autobahnring versorgen. Und zwar jährlich mit 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser.
Neue Trinkwasserleitung soll gelegt werden
Dafür soll nach Auskunft von WSE–Sprecherin Sandra Ponesky eine neue Trinkwasserleitung vom Gewerbegebiet Freienbrink – dort hat Edeka sein Auslieferungslager für die Hauptstadtregion – rüber zum Tesla-Werkgelände gelegt werden. Darüber hinaus seien weitreichende Anpassungen im WSE-Netz nötig, müssen etwa Druckstationen angepasst werden, so Ponesky. Auch das muss einige Monate vor dem angepeilten Produktionsstart im Juli 2021 fertig sein.
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Ponsesky betonte, dass der Liefervertrag ausschließlich die erste Ausbaustufe der Gigafactory umfasst, die jetzt auch Gegenstand des umweltrechtlichen Genehmigungsverfahrens ist.
Nach den Plänen von Tesla sollen weitere Ausbaustufen folgen, abhängig von den Verkaufszahlen. Außerdem hat Musk angekündigt, in Grünheide auch Batteriezellen fertigen zu wollen. „Hierzu liegen derzeit keine weiteren Information vor“, so die Landesregierung.
Das neue Werk wird teilweise in einem Trinkwasserschutzgebiet errichtet. Anwohner, Bürgerinitiativen und Umweltverbände befürchten negative Auswirkungen der Fabrik auf die Trinkwasserversorgung der Region und nahegelegene Naturlandschaften wie das Löcknitztal.