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Thilo Sarrazin meldet sich wieder zu Wort. Die Berliner SPD ist genervt.
© dpa

Thilo Sarrazin spricht über Homosexualität: "Vorsicht, auch die Tunte kann sehr tüchtig sein"

Nach den „Kopftuchmädchen“ nun die „Tunten“: Thilo Sarrazin polemisiert wieder. Diesmal auch gegen die Homo-Ehe. Die SPD will ihn am liebsten zur NPD abschieben.

Da ist er wieder. Thilo Sarrazin, Ex-Finanzsenator, Provokateur und SPD-Mitglied, meldet sich kurz vor der Bundestagswahl mit steilen Thesen zur Homo- Ehe zu Wort. Auch plant er, auf einem Kongress aufzutreten, auf dem neben der geschassten „Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman auch Redner erwartet werden, die gegen die Homo-Ehe polemisieren.

Dass Deutschland sich angeblich abschaffe, hatte Sarrazin ja schon 2010 in einem Buch dargelegt. Nun legt er nach. Und zielt auf Homosexuelle. Seinen Parteigenossen fährt er so im Wahlkampf in die Parade. Doch die Aufregung von früher erzeugt Sarrazin nicht mehr. Die SPD reagiert allenfalls genervt, und auch der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) tut die Äußerungen als „lächerlich und unwürdig“ ab.

Thilo Sarrazin zur Homo-Ehe: "Das ist als würde man ein Faultier als Löwe bezeichnen"

Im Gespräch mit Jürgen Elsässer, Chefredakteur des Magazins „Compact“, sagte Sarrazin: „Man muss staatliche Familienpolitik und private Lebensführung unterscheiden. Die Schwulenehe gehört zu letzterer.“ Es sei fraglich, ob der Begriff „Ehe“ verwendet werden solle. „Das ist ungefähr so, als würde man ein Faultier als ,Löwe‘ bezeichnen“, sagte Sarrazin. Beide hätten unterschiedliche Eigenschaften. Staatliche Familienpolitik solle sich auf die Lebenspartnerschaft zwischen Mann und Frau konzentrieren. Jungs, die „rosa Kleidchen“ tragen, bezeichnete er zudem als „Tunten“. Gefragt, ob es problematisch sei, wenn der Staat gezielt "Jungs im rosa Kleidchen" fördere, sagte Sarrazin: "Vorsicht, auch die Tunte kann sehr tüchtig sein."

SPD rügt "menschenfeindliches Weltbild"

Mit seinen Äußerungen rührt Sarrazin an einem zentralen Wahlversprechen der Sozialdemokraten. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte eine „absolute Gleichstellung“ von Partnerschaften, egal welcher Sexualität, gefordert. Entsprechend deutlich positioniert sich die Berliner SPD: „Herr Sarrazin verbreitet sein menschenfeindliches und hassdurchtränktes Weltbild und arbeitet sich wieder mal an Minderheiten ab“, sagte SPD-Landeschef Jan Stöß dem Tagesspiegel. „Dieser Herr wäre mit seiner Auffassung über genetisch mehr oder weniger wertvolle Menschen in der NPD besser aufgehoben als in der Sozialdemokratie“, sagte Stöß weiter.

Sarrazin bleibt bei seiner Meinung

Stöß hatte sich bereits 2011 dafür eingesetzt, Sarrazin aus der SPD auszuschließen. Die innerparteiliche Schiedskommission entschied sich aber dagegen. Der Lesben- und Schwulenverband bezeichnete Sarrazins Äußerungen nun als „beleidigend und sachlich falsch“. „Wenn ein neues Parteiausschlussverfahren möglich wäre, hätten wir nichts dagegen einzuwenden“, sagte LSVD-Sprecher Jörg Steinert. Dazu aber gibt es in der SPD im Moment keine Bestrebungen. Sarrazin selbst sagte dem Tagesspiegel: „Ich habe meine Meinung gesagt und weiß, dass diese Meinung von großen Teilen der Bevölkerung geteilt wird.“ Er plane, seine Thesen auf einem Kongress im November zu wiederholen.

Konferenz gegen Homo-Ehe mit Eva Herman

Bei dem Kongress, der in Leipzig stattfinden soll, werden neben rund 700 Gästen auch prominente Gegner der Homoehe erwartet. Darunter Ex-Moderatorin Eva Herman, die wegen ihrer lobenden Worte für die Familienpolitik der Nazis ihren Job bei der ARD verloren hatte. Auch russische Abgeordnete sollen zu Wort kommen und über „Erfolge von Wladimir Putins Familienpolitik“ berichten. Das russische Parlament Duma hatte im Juni ein Gesetz gegen sogenannte „homosexuelle Propaganda“ verabschiedet und damit öffentliches Reden über Homosexuelle vor Jugendlichen unter Strafe gestellt. Titel der Veranstaltung: „Werden Europas Völker abgeschafft?“ – Eine Hommage an Sarrazins Bestseller, wie die Veranstalter betonen.

Sidney Gennies

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