Mietvertrag läuft noch bis 2028: Vorerst kein Hertha-Stadion auf Zentralem Festplatz
Verwalter und Schausteller wollen ihr Areal am Flughafen Tegel behalten. Für ein Fußballstadion müsste der Bebauungsplan geändert werden.
Es spricht einiges dagegen, dass Hertha BSC auf dem Zentralen Festplatz, gleich neben dem Flughafen Tegel, ein Fußballstadion bauen kann. Denn das 21 Hektar große Areal, von dem ein gutes Drittel für Volksfeste und andere Veranstaltungen genutzt wird, steht dafür auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung. „Es ist weder unser Wunsch noch der des Berliner Schaustellerverbandes, den Festplatz zu verlassen“, sagte der Chef der Berliner Festplatz Verwaltungs GmbH, Carsten Langenfeld, dem Tagesspiegel.
Mietvertrag läuft bis 2028
Langenfeld wies daraufhin, dass der Mietvertrag zwischen der Verwaltungsgesellschaft und dem Land Berlin erst 2018 neu ausverhandelt und bis 2028 verlängert worden sei. „Auf die Idee, dieses Gelände dem Bundesligaverein für ein neues Fußballstadion überlassen zu wollen, sind wir vom Land Berlin bisher nicht angesprochen worden“, sagte Langenfeld. „Uns überrascht der Fortgang der Entwicklung daher schon ein wenig.“ Nach Einschätzung des Geschäftsführers, der das Areal neben der Stadtautobahn A 111 sehr gut kennt, „spricht kaum etwas dafür, dort ein Stadion für 55.000 Zuschauer zu bauen“.
Drei große Volksfeste finden dort jährlich statt
Langenfeld macht vor allem die Interessen der Berliner Schausteller an dem Standort geltend. Der Zentrale Festplatz habe sich längst zu einem „arrivierten Gelände“ für Volksfeste und diverse Großveranstaltungen entwickelt, das für den Schaustellerverband Berlin von größter Bedeutung sei. Drei große Volksfeste finden dort jährlich statt. Die Schausteller und die Festplatz-Verwaltung hätten im Lauf der Jahre „viel Liebe, Engagement und Geld“ in die Entwicklung des Areals gesteckt, so Langenfeld. „Der Zentrale Festplatz ist ihr Zuhause.“
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Der Schaustellerverband vertritt in Berlin 120 Mitgliedsbetriebe und organisiert stadtweit rund 20 Volksfeste und Weihnachtsmärkte pro Jahr, zu denen über eine Million Besucher kommen. Seit dem Jahr 2000 nutzt der Verband auch den Festplatz, der an Reinickendorf grenzt, aber zum Bezirk Mitte gehört.
Als die Alliierten 1994 aus Berlin abzogen, gaben die französischen Streitkräfte ihr ehemaliges Munitionsdepot auf. Anschließend wurde die Fläche im Bebauungsplan III-231 rechtlich verbindlich festgesetzt, davon acht Hektar als Sondergebiet „Zentraler Veranstaltungsplatz“. Eingebettet in eine 13 Hektar große Grünfläche als „öffentliche, naturnahe Parkanlage“.
Der Bezirk will lieber Wohnungen bauen
Weder der Bebauungsplan noch der Mietvertrag mit der Festplatz Verwaltungs GmbH erlauben eine Zweckentfremdung des Areals. Planerisch zuständig ist das Bezirksamt Mitte, zu dessen Fachvermögen das Gelände seit 2014 gehört. Der Bezirk würde auf dem Areal lieber neue Wohnungen bauen – und kritisierte frühzeitig die Nutzung des Areals für Großveranstaltungen. Es fehle ein Sicherheits- und Havariekonzept, der Lärmschutz für das angrenzende Wohngebiet schränke die Eignung als Eventstandort erheblich ein, außerdem sei der Standort nicht ausreichend mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen.
„Tiefenprüfung“ des Standorts bis März 2020
Das sind Argumente, die aktuell auch für ein neues Fußballstadion gelten könnten. Trotz alledem haben sich Hertha BSC, die landeseigene Tegel Projekt GmbH und der Senat auf eine „Tiefenprüfung“ des Standorts geeinigt, die im Februar oder März 2020 beendet sein soll.
In diesem Zusammenhang hat der Erstligist ein Gutachten zur Verkehrssituation rund um den Festplatz und eine Schallschutzanalyse in Auftrag gegeben. Drei weitere Standorte, direkt auf dem Gelände des Flughafens Tegel gelegen, wurden schon als weitgehend ungeeignet aussortiert. Der Plan von Hertha für ein Stadion im Olympiapark wird politisch nicht unterstützt.