Street-Art in Berlin-Schöneberg: Vor dem Street-Art Museum gibt es ein Blick auf deren Geschichte
Bevor Straßenkunst im Herbst eine dauerhafte Bühne in Schöneberg bekommt, befasst sich eine andere Schau mit der deutschen Street-Art-Geschichte.
Drei riesige Kunstwerke zieren das Gebäude in der Bülowstraße 7, Ecke Zietenstraße in Schöneberg. Wie eingepackt sieht es aus, aber hinter den Motiven wird gewerkelt. Am 16. September – so viel ist seit Kurzem sicher – eröffnet hier das Museum for Urban Contemporary Art. Werke von nationalen und internationalen Künstlern der Street-Art-Szene sollen dauerhaft eine Bühne finden.
Schon jetzt kann man schräg gegenüber im Büro der Initiative Urban Nation, Bülowstraße 97, die Ausstellung „Radius“ besuchen – kuratiert von den Bloggern Boris Niehaus und Rudolf David Klöckner sowie vom Gründer des Münchener Kreativstudios C100, Christian Hundertmark. Noch bis zum 7. April präsentieren sie Werke von 16 deutschen Künstlern. Anhand der Arbeiten versuchen die Ausstellungsmacher, die Geschichte der deutschen Street-Art zu zeigen. Es ist ein Vorgeschmack auf das, was im neuen Museum passieren soll.
Man ist nicht nur auf die Sprühdose festgelegt
Der Titel „Radius“ spielt auf die Spannbreite der Techniken an, sagt Boris Niehaus, der unter dem Pseudonym „Just“ Street-Art fotografiert. „Das ist das Schöne, man ist nicht nur auf die Sprühdose festgelegt. Es gibt die unterschiedlichsten, künstlerischen Disziplinen.“
Was gegenüber auf der Baustelle passiert, verfolgt Boris Niehaus mit Spannung. „Auf das Rahmenprogramm bin ich besonders gespannt.“
Lotto und Gewobag unterstützen
Die Schwerpunkte des Museums: Street-Art einem breiten Publikum präsentieren. Aber Street Art wäre keine Straßenkunst, wenn sie nur in den Ausstellungsräumen stattfindet. Darum werden auch Projekte angeschoben, die Kunst in den öffentlichen Raum Berlins bringen. Die Museumsmacher von Urban Nation bilden dabei die Verbindung zwischen Künstlern und der Öffentlichkeit. Die Initiative geht aus der „Berliner Leben“ hervor, einer Stiftung der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag – und die hat in Tegel selbst schon mal provokante Fassadenkunst in Auftrag gegeben. Finanzielle Unterstützung gab es von der Lotto-Stiftung: Zuschüsse in Höhe von einer Million Euro, dazu ein Darlehen von 400.000 Euro.
Das Haus selbst soll urbane Kunst werden
Ein klassisches Museum – das hat die deutsch-amerikanische Galeristin und Projektleiterin Yasha Young kürzlich in einem Interview betont – soll es aber nicht werden. Dank seiner Aufteilung wird es temporäre Wohn- und Atelierflächen für Künstler in den oberen drei Etagen geben. In Planung ist auch eine Bibliothek, die der Fotojournalistin Martha Cooper gewidmet wird. Sie hatte als eine der Ersten die Entwicklungen der Graffiti-Szene in New York dokumentiert.
Teile der Außenfassade des Museums sollen abnehmbar sein. So können Street-Art-Künstler immer wieder Spuren hinterlassen – bis die nächsten kommen, um zu sprühen, zu kleben und zu malen. Dann wird auch das Haus selbst zum urbanen Kunstwerk, hoffen die Organisatoren.
„Radius“ ist bis Ende März täglich Mo-Fr von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos unter www.urban-nation.com.
Julica Osterhage