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Freitreppe ins Raumschiff. Das ICC mit einem zeitgemäßen Lifting, so könnte das Internationale Congress Centrum aussehen – wenn man die Architekten machen ließe, die den Entwurf veröffentlicht haben.
© Simulation: KSP Architekten

Internationales Congress Centrum: Vom Raumschiff zur Lesehalle

Ein Architekturbüro schlägt das ICC als neuen Standort für die Landesbibliothek vor. Damit wären gleich zwei finanzielle Klippen umschifft: die Sanierung des ICC und der geplante Bibliotheksneubau auf dem Tempelhofer Feld. SPD und Grüne lehnen trotzdem ab.

Das fensterlose Raumschiff ICC als „offene, terassierte Leselandschaft“, das ist kühn gedacht und überraschend. Das Architekturbüro KSP Jürgen Engel mit Sitz in Braunschweig möchte in dem sanierungsbedürftigen Internationalen Congress Centrum die Zentral- und Landesbibliothek unterbringen und dafür auf den von der SPD favorisierten Bibliotheksneubau auf dem Tempelhofer Feld verzichten. Das entspricht genau den Vorstellungen des CDU-Haushälters Christian Goiny, der schon im Sommer mit dieser Idee an die Öffentlichkeit gegangen war. Beide Seiten betonen allerdings, unabhängig voneinander zu handeln. Der aktuelle Vorstoß der KSP-Architekten sei lediglich „im Vorfeld politisch abgestimmt worden“, erklärte Jürgen Engel.

Inhaltlich hat das Konzept durchaus Charme. Das nach außen abgeschottete und innen verschachtelte ICC würde in eine große, zum Tageslicht geöffnete Lesehalle verwandelt, wobei noch zu klären wäre, wie die innere Geräuschkulisse zu bändigen ist. Das heutige Parkhaus soll durch einen Magazinbau ersetzt werden, den Eingangsbereich wollen die Architekten mit einer großen Freitreppe aufwerten. Der Platzbedarf der ZLB könnte nach Angaben des Büros Engel problemlos gedeckt werden, wobei noch ausreichend Reserven übrig blieben. Das ICC sei immerhin größer als der Neubau für die Chinesische Nationalbibliothek in Peking, der vom Büro Engel realisiert wurde. Dort sind zwölf Millionen Bände und 2000 Leseplätze untergebracht. Die ZLB verfügte 2011 über 3,4 Millionen elektronische und gedruckte Medien.

Was der Umbau kosten würde, haben die Architekten nicht ermittelt. Das in der Koalition beschlossene Maximalbudget für die ICC-Sanierung – 200 Millionen Euro – und den Bibliotheksneubau in Tempelhof – 270 Millionen Euro – würde aber eingehalten, versichert der Berliner Büroleiter von KSP-Architekten, Alexander Lohausen. CDU-Politiker Goiny verspricht sich durch den Verzicht auf das Neubauprojekt sogar erhebliche Entlastungen für den klammen Landeshaushalt.

"Das ICC wird als Messestandort gebraucht"

SPD-Fraktionschef Raed Saleh reagierte reserviert auf den Vorschlag. „Die Bibliothek ist in der Investitionsplanung des Landes am Standort Tempelhof vorgesehen. Hinsichtlich der Nutzung des ICC ist vorgesehen, dass der Senat ein Konzept vorlegt.“ Geeignete Vorschläge dafür soll die neue Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) ausarbeiten. Die CDU-Fraktion will ihrer Senatorin keine „Denkvorgaben“ machen, sagt Sprecher Michael Thiedemann. Es gebe auch einige Interessenten, die das ICC gerne übernehmen würden. Deshalb bleibe Goinys Sympathie für die ICC-Bibliothek „eine Einzelmeinung“. Goiny selbst beteuert, der „Meinungsbildungsprozess“ sei nicht abgeschlossen, dennoch könne es nicht schaden, den Prozess mal „fachlich zu unterlegen“. Mit dem Vorschlag könnte sich die Koalition immerhin aus der Kalamität befreien, dass ICC-Sanierung und ZLB-Neubau als eigenständige Projekte finanziell nicht zu stemmen seien. Zudem würde eine ICC-Bibliothek die West-City aufwerten. Dort hat die Berliner CDU ihre Stammwählerschaft.

Die Grünen, die einen Neubau auf dem Tempelhofer Feld ebenfalls ablehnen, halten den Alternativvorschlag der CDU für wenig hilfreich. „Das ICC wird als Messestandort gebraucht“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Antje Kapek. Die Architekten sollten besser einen Vorschlag machen, wie die ZLB im Tempelhofer Flughafengebäude untergebracht werden könnte. Das müsste schließlich auch saniert werden.

Die Zentral- und Landesbibliothek reagierte verärgert auf das KSP-Konzept. „Mit uns ist darüber nicht gesprochen worden“, sagte ZLB-Sprecherin Anna Jacobi. „Herr Engel kennt das ICC sehr gut, aber nicht die ZLB. Es ist unseriös, mit einer Ideenskizze eine Pressekampagne zu starten.“

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