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Monitore leuchten in der Abflughalle des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg Willy Brandt, kurz: BER.
© Michael Kappeler/dpa
Update

BER könnte vor dem 31. Oktober öffnen: „Vielleicht geht es wirklich vier Wochen schneller“

Seit acht Jahren warten Berlin und Brandenburg auf den Start des Flughafens BER. Jetzt sagt Finanzsenator Kollatz: Womöglich geht es schon vorm 31. Oktober los.

Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) hat in der Aktuellen Stunde des Abgeordnetenhauses zum Flughafen BER nicht ausgeschlossen, dass der neue Hauptstadt-Airport vor dem 31. Oktober in Betrieb genommen wird. "Es gibt vermutlich zeitliche Reserven und vielleicht geht es wirklich vier Wochen schneller", sagte er. Gleichzeitig sei die Forderung der FDP und AfD absurd, Tegel weiter offenzuhalten.

Die in der Debatte mehrfach zitierte Studie von drei Wirtschaftsexperten, die die Flughafengesellschaft FBB vor der Pleite sehen, hält Kollatz für nicht seriös. Bei den operativen Verlusten, den Kosten des Schallschutzes und der Erlössituation sei mit falschen Zahlen gearbeitet worden.

Berücksichtige man dies alles, "landen wir bei der FBB sehr wohl im schwarzen Bereich". Der Finanzsenator nannte es auch "absurd", jetzt eine Teilprivatisierung zu fordern. Das führe nur dazu, dass die bisherigen Verluste sozialisiert und künftige Gewinne privatisiert würden.

Trotzdem kündigte Kollatz an, dass "Strategie und Struktur" der Flughafengesellschaft "angeschaut und bewertet" werden. Und zwar nicht nur "in der internen Küche des Unternehmens".

Das Projekt sei teuer und in der Vergangenheit viel falsch gemacht worden, sagte der Finanzsenator. Es könne auch gut sein, dass nach der Coronakrise das Wachstum der Passagierzahlen auf dem Flughafen geringer ausfalle als bisher prognostiziert. "Das müssen wir natürlich einbeziehen." Dennoch mache es jetzt keinen Sinn, zum Flughafen BER "ein neues Drama zu erfinden".

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Schon im April hatte das Wirtschaftsportal "Business Insider" von "informellen Gesprächen" der Flughafengesellschaft mit den Gesellschaftern berichtet, eine BER-Eröffnung vorzuziehen. Ein Flughafensprecher dementierte die Meldung. Es bleibe bei den Plänen, den BER Ende Oktober im Betrieb zu nehmen.

Coronakrise: Passagierzahlen an Berliner Flughäfen eingebrochen

Die Debatte war in den vergangenen Wochen im Zusammenhang mit einer vorzeitigen Schließung des Flughafens Tegel geführt worden. Wegen der Coronakrise waren die Passagierzahlen an beiden Hauptstadtflughäfen im April auf ein Prozent des Vorjahreswertes eingebrochen.

[BER statt TXL: Der lange Weg zum Flughafen - schlecht für Berlins Westen? Viele Wege verlängern sich enorm. So sieht es der Bürgermeister in Spandau. Alle Bezirksnewsletter unter leute.tagesspiegel.de]

Deshalb hat die Flughafengesellschaft bei der Oberen Luftfahrtbehörde beantragt, den TXL-Betrieb ab dem 1. Juni für zwei Monate einzustellen, um die verbliebenen Verkehre am alten Flughafen Schönefeld zu konzentrieren - in direkter Nachbarschaft zum BER. Der FBB-Aufsichtsrat hatte sich Ende April dafür ausgesprochen, die Gesellschafter wollen nach dem Behördenvotum Ende Mai darüber entscheiden. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bezweifelte kürzlich sogar, ob der Flughafen Tegel nach einer solchen Schließung überhaupt wieder öffnen wird.

Acht Jahre nach der im Juni 2012 geplatzten Eröffnung ist der Flughafen BER inzwischen tatsächlich auf einem guten Weg. Ende April erteilte das Bauordnungsamt des zuständigen Landkreises Dahme-Spreewald die Nutzungsfreigabe des Hauptterminals. Kurz darauf begann der Probebetrieb am BER.

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