Ärger ums Schulessen in Berlin: Viele Schulen müssen zum Skandal-Caterer wechseln
An Berlins Schulen gab es Testessen mit mehreren Jurys und ein ausgeklügeltes Verfahren. Trotzdem hat jede fünfte Grundschule jetzt den falschen Caterer - oder gar keinen.
Für jede fünfte Grundschule entwickelt sich der Neubeginn beim Schulessen zum Desaster. Nach einer ersten Zwischenbilanz von Eltern und Verwaltung ist es mit dem neuen Verfahren und dem höheren Preis nicht gelungen, für alle Schulen einen Caterer zu finden. Weitere Schulen sind unzufrieden, weil ihr Votum bei der Wahl des Anbieters von der Ersatzjury des Bezirks aushebelt wurde. Die Elternvertreter hoffen jetzt auf nachträgliche Korrekturen beim Prozedere. Besonders hart getroffen hat es die größte Sekundarschule der Stadt, zu der auch eine Grundschule gehört: Die Zehlendorfer John-F.-Kennedy-Schule wollte ihren bisherigen Caterer „Greens Unlimited“ behalten, muss sich aber stattdessen mit dem umstrittenen Großanbieter Sodexo abfinden. Der geschäftsführende Direktor Reinhard Roth spricht von einem „absurden Vorgang“. Ähnlich erging es der Schweizerhof-Grundschule im gleichen Bezirk und der Kollwitzschule in Pankow. Nach Schätzungen der Elternschaft haben rund 30 Schulen nicht den gewünschten Caterer bekommen. Grund für das Übergehen des Schulvotums ist das Vergaberecht: Um erfolgreiche Klagen unterlegener Bewerber zu vermeiden, muss das Votum möglichst objektiv nachvollziehbar sein. Zu diesem Zweck hatte die Senatsverwaltung für Bildung zusammen mit Eltern und Juristen ein ausgeklügeltes Verfahren entwickelt.
Allein in Pankow haben elf Schulen nicht den gewünschten Caterer bekommen
Es sieht vor, dass bei den Verkostungen nicht nur eine Jury der Schule anwesend ist, sondern auch eine Bezirksjury. Das Votum der „Ersatzjury“ soll immer dann den Ausschlag geben, wenn die Schule keine Vertreter geschickt hat oder wenn die Vertreter der Schule voreingenommen waren und nicht objektiv votierten. Fehlende Objektivität wird den Schuljurys immer dann unterstellt, wenn ihr Votum extrem von dem der Bezirksjury abweicht. Die Schulen wurden deshalb schon vorher darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht sinnvoll ist, ihrem Favoriten zu viele Punkte zu geben. Genau dies ist aber in etlichen Fällen passiert. Allein in Pankow haben deshalb elf Schulen nicht den gewünschten Caterer bekommen, ergab eine Zwischenbilanz der Bildungsverwaltung. In Charlottenburg-Wilmersdorf gab es demnach fünf Fälle, in Neukölln einen und in Friedrichshain-Kreuzberg keinen. Weitere Ergebnisse lagen am Dienstag noch nicht vor. Dass es insgesamt rund 30 sein könnten, wie die Elternvertreter sagen, hält Sprecherin Beate Stoffers aber für möglich.
Für 45 Schulen ist der Streit um die Catererauswahl ein Luxusproblem
„Es ist das eingetreten, wovor wir gewarnt haben“, kommentierte Landeselternsprecherin Lieselotte Stockhausen-Döring die Zwischenbilanz. Sie hofft, dass aufgrund der bisherigen Erfahrungen das Verfahren geändert wird. Angesichts der vielen enttäuschten Schulen ist die Kündigungsfrist von großer Bedeutung. Das Schulamt Steglitz-Zehlendorf betont, eine Kündigung sei nur bei „Schlechtleistung“ möglich. Generell würden die Verträge drei Jahre gelten. Die Schulverwaltung stellt aber klar, dass „beidseitig und ordentlich zweimal jährlich zum 31. Januar und 31. Juli gekündigt werden kann“, sagt Stoffers. Für 45 Schulen ist der Streit um die Catererauswahl ein Luxusproblem: Für sie hat sich laut Stoffers überhaupt kein Bieter gefunden, weil sie ungünstig liegen oder nicht lukrativ sind. Deshalb muss der Bezirk hier gezielt nach Anbietern suchen und individuell verhandeln.
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