Neuer Caterer ausgewählt: Berlin legt mehr Wert auf Qualität bei Schulessen
Der Senat hat aus der Kritik nach den Meldungen über Magen-Darm-Infektionen bei Grundschülern im Sommer 2012 gelernt. Erstmals wurde der Schulcaterer nicht mehr nach dem günstigsten Preis, sondern nach der besten Qualität ausgewählt.
Sie haben geschnuppert und gekostet und jede einzelne Testmahlzeit nach Frische und Aussehen beurteilt. Schüler, Eltern und Lehrer von rund 360 Berliner Grundschulen engagierten sich im vergangenen Spätherbst auf diese Weise als Gastrokritiker. Ziel war es, den besten Caterer für ihr künftiges Schulessen herauszufinden. Danach werteten sie ihre Urteile aus und stimmten sich mit den zuständigen Schulämtern der Bezirke ab. Am Freitag bekamen die jeweiligen Favoriten unter den Essenslieferanten nun den Zuschlag. Erstmals sind damit die Schulcaterer in Berlin nicht mehr nach dem günstigsten Preis, sondern nach der besten Qualität ausgewählt worden. Ab 1. Februar 2014 soll’s dann besser schmecken. Denn ab dann gelten die neuen Lieferverträge.
Wie berichtet, ist wohl der einzige bittere Beigeschmack beim neuen Schulessen sein höherer Preis. Bisher zahlten Eltern für die Verpflegung einen Monatsbetrag von 23 Euro, künftig sind es 37 Euro. Das alleine reicht aber nicht, denn die Caterer bekommen ab Februar 2014 einen Festpreis von 3,25 Euro pro Portion. Das Land wird also auch weiterhin etwa ein Drittel der Kosten übernehmen.
Senat zieht aus Skandal seine Lehren
Seit Sommer 2012 wird über die bislang oft miserable Schulverpflegung debattiert. Damals schockierte die Meldung über Magen-Darm-Infektionen von Grundschülern. Tausende Kinder hatten sich die Krankheit in der Schulkantine zugezogen. Danach versprach der Senat, für mehr Qualität auf den Tellern zu sorgen. Den Verlust von Geschmack und Frische, da war man sich einig, hatte die bisherige Vergabepraxis verursacht, wonach den Zuschlag der billigste Anbieter erhielt.
Nach dem neuen System wählten die Schulen nun selbst in Absprache mit dem Bezirk ihren künftigen Caterer aus. Die Firmen hatten sich zuvor aufgrund einer Ausschreibung gemeldet und Testessen angeliefert. An der Steglitzer Dunant-Schule bewarben sich beispielsweise vier Unternehmen. Den Zuschlag bekam der Berliner Caterer „Die drei Köche“. Dieser hat die Dunant-Kinder auch schon in den Vorjahren verpflegt, offenbar zur Zufriedenheit, wie Direktorin Ebba Hammerschmidt bestätigt.
Zuvor absolvierte die Schule nach den neuen Vorschriften einen regelrechten Auswahlparcours: Ein Mittagsessensausschuss wurde gebildet, der wiederum eine Testverkostungsjury bestimmte. Zwei Mütter, zwei Erzieher und drei Schüler gehörten dazu. Die Kinder galten als wichtige Berater, durften aber nicht abstimmen. Gemeinsam bewertete man Geschmack, Geruch, Aussehen. Parallel kümmerten sich Fachleute des Bezirks um den vorgeschriebenen Anteil von Biokost (mindestens zehn Prozent) und prüften, wie viel Zeit verging, bis das Essen vom Herd auf den Tisch kam.
Caterer sollen künftig besser kontrolliert werden
In Reinickendorf wie auch in den meisten anderen Bezirken hat die Abstimmung zwischen Schulen und Rathäusern offenbar gut geklappt. Das strebe man auch weiterhin an, sagt Reinickendorfs Bürgermeisterin Kathrin Schultze-Bernd (CDU). Die auserkorenen Caterer sollten ja auch künftig von Schultestern und dem Bezirk kontrolliert werden. Schmeckt’s nicht mehr, können Schulen einen neuen Lieferanten durchsetzen.
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