14,2 Milliarden Euro Verbindlichkeiten: Verschuldung der Berliner Wohnungsbaugesellschaften steigt rasant
Die Schulden der Landeseigenen steigen rapide. Regelungen zur Mietabsenkung und der Wohnungsankauf von Vonovia und Deutsche Wohnen könnten sie weiter belasten.
Die Verschuldung der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in Berlin hat in den vergangenen Jahren rapide zugelegt. Insgesamt kommen die sechs Unternehmen zum Jahresende 2020 auf Verbindlichkeiten von 14,2 Milliarden Euro. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Senatsfinanzverwaltung auf Anfrage des Abgeordneten Christian Gräff (CDU) hervor.
Die Kurve für den Verschuldungsgrad zeigt dabei in den vergangenen Jahren stark nach oben. So sind die Rückstände je Quadratmeter Wohnfläche bei Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land sowie WBM seit 2014 um zusammen um knapp 31 Prozent gestiegen.
Hoch fällt besonders der Anstieg in den vergangenen drei Jahren aus: Allein zwischen 2017 und Ende 2020 hat der Schuldenstand um ein Viertel zugelegt, umgelegt auf die Wohnfläche der Unternehmen.
Am höchsten fällt der Anstieg bei der Gewobag aus. Dort erhöhte sich die Verschuldung je Quadratmeter bewohnter Fläche in drei Jahren um knapp 38 Prozent. Ursache für den enormen Anstieg bei der Gewobag dürfte der Ankauf von 6000 Wohnungen von ADO Properties im Jahr 2019 für 920 Millionen Euro sein. Das Unternehmen sitzt damit auf den höchsten Schulden aller Landeseigenen. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens auf 4,6 Milliarden Euro.
Die Daten zeigen zudem, wie sich der Loan-to-Value, also der Verschuldungsgrad gemessen am Gesamtvermögen der Unternehmen, seit Einführung des Mietendeckels entwickelt hat.
Der Schuldenstand der Landeseigenen könnte bald weiter ansteigen
Insbesondere bei der Degewo und der Gesobau stieg der Verschuldungsgrad zwischen 2019 und 2020 deutlich an: Von 44,3 auf 51 Prozent sowie von 47,3 auf 57 Prozent binnen Jahresfrist. Am stärksten ist die Stadt und Land verschuldet. Bei ihr liegt die Quote bei knapp 61 Prozent des Gesamtkapitals der Gesellschaft.
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Für Gräff, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sind die Zahlen ein Alarmzeichen. „Es findet eine massive weitere Verschuldung zu Lasten des Bestandes statt und nicht nur der neu zu errichtenden Gebäude.“ Dies bedeute weniger Geld für Sanierungen und den barrierefreien Ausbau der Bestandsimmobilien.
Insbesondere bei Degewo und Gesobau, die neue Wohnprojekte massiv vorangetrieben hätten, funktioniere der Neubau über Verschuldung. Es drohe eine Unterdeckung des Eigenkapitals.
Der Schuldenstand der Landeseigenen könnte bald weiter ansteigen. Im Zuge der Übernahme des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch Vonovia verhandelt das Land derzeit über den Ankauf von 20.000 Wohnungen aus dem Bestand der Unternehmen, wie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag bekannt gegeben hatte.
Die Kosten des Deals sollen zwischen 2,1 und fünf Milliarden Euro liegen und sollen von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften getragen werden.
Auch der Mietendeckel belastet die Finanzlage der Firmen
Zugleich belasten, wie berichtet, auch die für die Landeseigenen weiter geltenden Regelungen des gescheiterten Berliner Mietendeckels die Finanzlage der Unternehmen. Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) und Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) hatten sich daher darauf verständigt, die Mieten auch bei den sechs Wohnungsbaugesellschaften ab Oktober 2021 wieder auf das frühere Niveau anheben zu wollen.
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Im Senat scheiterten sie damit jedoch am Widerstand von Linken und Grünen. Am Donnerstagabend tagt dazu der Koalitionsausschuss, um unter anderem in dieser Frage eine Lösung zwischen SPD, Linke und Grünen zu finden.
„Am Mietspiegel orientierte Mietsteigerungen müssen möglich sein“, sagte Christian Gräff. Ansonsten müssten die Gesellschaften am Ende wieder viel Geld vom Steuerzahler bekommen. Mit Blick auf den möglichen Deal mit Vonovia und Deutsche Wohnen forderte er eine gründliche Bewertung des Kaufpreises. „Jede weitere Verschuldung muss wirtschaftlich ganz genau überlegt sein, sonst wird das Land sehr zeitnah einen Milliardenbetrag in den öffentlichen Wohnungsbau stecken müssen.“
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