Verbot von Ferienwohnung: Vermieten statt verbieten!
Im Urlaub kommen Berliner weltweit in Ferienwohnungen unter. Aber zu Hause dürfen sie nicht mehr Gastgeber sein. Dieser Irrsinn nennt sich „Zweckentfremdungsverbot“ – und gehört dringend wieder abgeschafft. Ein Rant.
Kennt noch jemand Frank Ordenewitz, den ehemaligen Fußballspieler von Werder Bremen? Spitzname „Mach et, Otze“. Ordenewitz hat es wieder gemacht. Vor einigen Wochen hat er bei mir einen elfjährigen Japaner einquartiert, mit dessen Mutter. „Otze“, der heute als Talentscout für Werder arbeitet, hatte ihn zum Vorspielen eingeladen. Der klamme Club von der Weser wollte die beiden nicht für sechs Wochen in ein Hotel schicken. Die Anmietung einer Wohnung fiel aber auch aus: Der umsichtige Gesetzgeber lässt Zeitmietverträge seit 2001 nur noch in Ausnahmefällen zu. Was blieb „Otze“ für einen Dribbelkünstler aus Fernost dann noch übrig? Meine Ferienwohnung in meiner Heimatstadt Bremen natürlich. Essstäbchen hatte ich nicht vorrätig. Aber: zwei Zimmer, Küche, Bad.
Ja, ich bekenne: Sie waren alle schon bei mir zu Gast. Die Dramaturgin aus den Niederlanden, für eine Spielzeit engagiert vom Bremer Theater, das fröhliche Trinkerpärchen aus Russland, das seinen Wagen im Vorgarten einparken wollte und sich bei heruntergelassenen Jalousien mit Wodka die Kante gab (und mir den frisch verlegten Teppichboden versaute), das lauthals zankende Praktikantenpärchen, das ein gesprungenes Waschbecken hinterließ („Waren wir nicht“) und die Familie, die sich zur Delphintherapie der kleinen Tochter einquartiert hatte. Das Leben kann bunt sein, nicht wahr? Sogar in Bremen.
Eine Verordnung, made in Posemuckel für die globalisierte Welt
In Berlin aber wollen sie all diese potenziellen Gäste nun in Hotels und Hostels zwingen. Ferienwohnungen wollen wir in der Hauptstadt ja nicht mehr. Näheres regelt die „Zweckentfremdungsverbotsverordnung“, made in Posemuckel für die globalisierte Welt. Ich verliere die letzten Nackenhaare, wenn ich nur daran denke.
Und das musste ich zuletzt wieder häufiger tun. Jetzt sind Sommerferien. Da freuen sich viele Berliner auf ihre im Ausland angemietete Ferienwohnung und darauf, dass ihnen dort ein freundlicher Mensch die Tür öffnet, der schon einmal zwei, drei Biere in den Kühlschrank gelegt und die Zutaten für das erste Frühstück eingekauft hat. Doch wir hier in Berlin dürfen nicht mehr freundlich sein, obwohl die Übernachtung mitten im Leben zu wenigen Städten besser passt als zu dieser.
Wer will das eigentlich so? Da sind zum einen die, die sich durch Rollkoffer und fröhlich feiernde Menschen gestört fühlen. Traurige Menschen, denen das Glück anderer etwas ausmacht. Und Spießer. Dabei lassen sich Nachbarschaftskonflikte doch wohl über die Eigentümer von Ferienwohnungen oder – notfalls – mit Hilfe herbeigerufener Freunde und Helfer lösen.
Die anderen sind die Hoteliers und Betreiber von Pensionen. Okay. Ist nachvollziehbar. Die dritte Gruppe, und hier wird es heikel, weil die wirklich etwas zu sagen hat: Landespolitiker, die nur ihre Wiederwahl im Kopf haben und bereit sind, aus Berlin eine Wagenburg zu machen, auf dass diese deutsche Hauptstadt auf immer und ewig eine Mieterstadt bleibe, der im Vorwahlkampf Danaergeschenke gemacht werden müssen. Den Wohnungsmangel durch eine „Zweckentfremdungsverbotsverordnung“ lindern? Mit absurden Ausnahmeregeln wie der, dass die Vermietung einzelner Zimmer in einer Wohnung, in der auch der Wohnungeigentümer wohnt, noch erlaubt ist? Eine Groteske, reif für die Volksbühne!
Baut doch Ferienwohnungen auf Kosten des Landes!
Hier mein Vorschlag an Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel: Ich lade Sie und Ihre Familie ein. In meine Ferienwohnung. Für ein Wochenende. Ich zeige Ihnen Bremen. Und die plattdeutsche Inschrift auf dem Schütting, dem Gebäude der Bremer Kaufmannschaft: „Buten un binnen – wagen und winnen.“ Und dann, Herr Geisel, wagen Sie in Berlin wirklich einmal etwas – und Sie werden gewinnen: Lassen Sie in der Hauptstadt Ferienwohnungen bauen – auf Kosten des Landes! Und: Lassen Sie endlich Anleger aus dem Ausland in Ruhe, die sich hier etwas geleistet haben und ihre Ferienwohnung zeitweise vermieten wollen! Das ist nämlich nicht nur ein Eingriff ins Eigentumsrecht, sondern auch geschäfts- und imageschädigend. Nicht, dass die alle künftig in Bremen investieren müssen. Zu viel Konkurrenz wäre nicht gut für mein Geschäft.
Dieser Text erschien zunächst als Rant in unserer gedruckten Samstagsbeilage Mehr Berlin.