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Wird die Vonovia ihr Angebot für Deutsche Wohnen erhöhen?
© Ina FASSBENDER, AFP

Geplatzte Übernahme der Deutschen Wohnen: Verhandelt Vonovia nach, kann das teuer werden – auch für Mieter

Vonovia-Chef Buch will Berlin trotz geplatzter Fusion 20.000 Wohnungen verkaufen. Doch zu welchem Preis? Die Vermutung: zu einem höheren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ralf Schönball

Die Übernahme der Deutschen Wohnen durch die Vonovia ist gescheitert. Es fanden sich nicht genügend Aktionäre mit ausreichend vielen Anteilen, die das Angebot annahmen. Damit muss auch der Berliner Senat um das (zweifelhafte) Vergnügen bangen, 20.000 Wohnungen von den beiden Aktienkonzernen Vonovia und Deutsche Wohnen in Berlin kaufen zu können.

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Doch dafür, alle Hoffnungen fahren zu lassen, ist es, noch jedenfalls, zu früh: Vonovia-Chef Rolf Buch will dem Senat gegenüber Wort halten. Buch will als verlässlicher Geschäftspartner dastehen, trotz allem. Schade nur, dass er nicht Herr des Verfahrens ist – und es auch nie wirklich war. Die Lenker von Konzernen bleiben den Unsicherheiten ausgeliefert, die der Kapitalmarkt mit sich bringt.

Die Konzerne als Spielball der Börse

An der Börse, wo beide Konzerne gehandelt werden, ist die Vision einer neuen noch mächtigeren fusionierten Immobiliengesellschaft geplatzt wie eine Seifenblase. Die Hedgefonds seien Schuld, sagen Börsenexperten, die zockten und spekulierten auf ein zweites noch besseres Angebot für die Aktien der Deutschen Wohnen, die sie besitzen. Die Vonovia ist ihr Spielball und das gilt auch für deren hunderttausende Wohnungen.

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Sollte die Vonovia nämlich noch ein besseres Angebot machen, um die Fonds für ihr Vorhaben einer Übernahme der Deutschen Wohnen zu gewinnen, dann kostet das den Konzern noch mehr Geld. Und dieses Geld will verdient werden: Es drohen Mieterhöhungen. Wenn Vonovia-Chef Buch also betont, Berlin könne sich auf die gemachten Versprechen verlassen, heißt die nächste Frage: zu welchem Preis?

Was die 20.000 Wohnungen kosten werden, die das Land kaufen möchte, darüber wird zurzeit verhandelt. Nach dem neuerlichen Scheitern der Fusion darf Berlins Finanzsenator noch weniger Entgegenkommen von Vonovia erwarten als zuvor. Zumal der bisher gehandelte Kaufpreis von drei Milliarden Euro auch dazu dienen sollte, die Übernahme der Deutschen Wohnen zu finanzieren.

Da die nun teurer wird, ist noch weniger Spielraum für Zugeständnisse. Das sind keine guten Nachrichten für jene, die meinen, dass der Markt es schon richten werde, und Wohnen eine Ware wie jede sei. Die Wirren um die nun schon zum zweiten Mal gescheiterte Übernahme stärkt jene, die Gemeinwirtschaft im Wohnungswesen fordern und sogar solche, die enteignen wollen.

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