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Engpass. Falsch geparkte Autos in schmalen Straßen bremsen die Feuerwehr aus.
© Georg Moritz

Falschparker behindern Feuerwehr: Verflixt und zugeparkt

Gedankenlose Autofahrer können Leben gefährden Ein Sondereinsatz des Ordnungsamtes soll abhelfen.

Freitagabend in der Charlottenburger Leonhardtstraße: Blaulicht zuckt durch die Winternacht, die Feuerwehr kommt. Doch dann muss der Drehleiterwagen stoppen. Kollegen des Fahrers springen heraus und leiten den Lastwagen vorsichtig durch beidseitig in zweiter Spur parkende Autos. Das breite Feuerwehrfahrzeug hat nur wenige Zentimeter Platz und muss im Schritttempo passieren. So geht Zeit verloren, die bei einem Wohnungsbrand über Leben oder Tod entscheiden könnte. Doch diesmal handelt es sich nur um einen Sondereinsatz des Ordnungsamts und der Feuerwehr „gegen Leben gefährdendes Parken in Wohngebieten“.

Die Leonhardtstraße ist eine beliebte Wohngegend, auch einige Restaurants locken Besucher an. Eine Mercedes-Fahrerin entschuldigt sich bei Mitarbeitern des Ordnungsamts, die der Feuerwehr im Dienstwagen folgen. „Was soll ich machen?“ Es sei unmöglich, abends einen Parkplatz zu finden, daher parke sie in zweiter Spur. „Dann müssen Sie eben ein paar Meter laufen, das Auto abschaffen oder woanders hinziehen“, entgegnet eine Frau vom Ordnungsamt.

Die Mercedes-Fahrerin kommt ohne Bußgeld davon – anders als Falschparker, die der Feuerwehr an anderen Stellen in der City West das Durchkommen erschweren. In der benachbarten Friedbergstraße steht ein VW Caddy im Halteverbot, und in der Halenseer Ringbahnstraße wird ein besonders dreist geparkter Kleinwagen abgeschleppt. „Den Leuten fehlt das Verständnis dafür, dass sie Menschenleben gefährden; man wirft uns Abzocke und Schikane vor“, sagt der zuständige Stadtrat Marc Schulte (SPD) im Kleinbus des Ordnungsamtes. Einmal im Jahr veranstaltet die Behörde zusammen mit der Feuerwehr solche demonstrativen Sondereinsätze.

1400 Alarme pro Monat verzeichnet die Feuerwache Rankestraße, die diesmal mitmacht. 80 Prozent der Fälle sind medizinische Rettungseinsätze. Wenn es aber brennt, müssen sich große Fahrzeuge den Weg durch Staus und zugeparkte Straßen bahnen. Der langjährige Wachleiter Karl-Heinz Keßler erinnert sich zwar an keinen Fall, in dem der Brandort gar nicht erreicht werden konnte. Umwege müsse man aber häufig fahren.

Dabei ist Charlottenburg-Wilmersdorf nicht die schwierigste Gegend. Berüchtigt für zugeparkte Ecken in engen Straßen sind zum Beispiel Friedenau und die Szenekieze in der östlichen Innenstadt. Abschleppdienste nützen der Feuerwehr nichts, wenn es eilt. In der City West hat das Ordnungsamt jetzt nicht nur Bußgeldbescheide an Scheibenwischer gesteckt. Hinzu kamen ermahnende Zettel. Jede Sekunde könne im Ernstfall über Menschenleben entscheiden, steht darauf. Und: „Als Betroffene würden auch Sie in einer solchen Situation auf schnelle Hilfe hoffen.“

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