KPD-Jubiläum in Berlin: Verdrängen hilft nicht – auch nicht beim Kommunismus
Die Linksfraktion in Berlin will an die Gründung der KPD vor hundert Jahren erinnern. Die politische Hygiene der CDU ist da fehl am Platz. Ein Kommentar.
Wer die eigene Vergangenheit ignoriert, weiß auch mit der Zukunft nichts anzufangen. Deshalb ist es klug und ehrlich, dass sich die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus zu Beginn des neuen Jahres mit einem schwierigen Jubiläum kritisch auseinandersetzt.
Vor hundert Jahren, zur Jahreswende 1919, kamen im Festsaal des Preußischen Landtags die Mitglieder des Spartakusbundes und einiger linkssozialistischer Splittergruppen zusammen, um die Kommunistische Partei Deutschlands zu gründen. Heute ist das prachtvolle Gebäude an der Niederkirchnerstraße Sitz des Berliner Landesparlaments.
Dazwischen liegt so viel: Die Spaltung der Arbeiterbewegung, Weimarer Republik und NS-Diktatur, Krieg und Frieden, deutsche Teilung und Vereinigung, Kalter Krieg und Auflösung der Blöcke, europäische Einigung und neuer Nationalismus.
Von Deutschland aus gesehen war die Revolution 1918, mit allen ihren Irrungen und Wirrungen, der Start in ein unglaubliches Jahrhundert.
Angesichts dessen wäre es fahrlässig, der politischen Hygiene der Berliner CDU zu folgen, die vor dem Weihnachtsfest forderte, über die Gründung der KPD, deren Ursachen und Wirkungen am Ort des Geschehens nicht öffentlich nachdenken zu dürfen.
Es war ja auch gut und richtig, dass im ehemaligen Preußischen Landtag Mitte Dezember des Ersten Allgemeinen Kongresses der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands gedacht wurde, der dort ebenfalls vor hundert Jahren tagte. Ein Jubiläum, das der SPD naturgemäß näher liegt als den Linken.
Sehenswert ist auch die noch laufende Ausstellung im Abgeordnetenhaus „Revolution macht Republik!“ Nur eingefleischten Monarchisten ist von einem Besuch dringend abzuraten. So macht man Geschichte wieder lebendig. Verdrängen hilft nicht.