Nach spektakulärem Einbruch im Bode-Museum: Urteil im Berliner Goldmünzen-Prozess am Donnerstag erwartet
Vor drei Jahren wurde die Goldmünze „Big Maple Leaf” gestohlen. Vier Männer stehen seit einem Jahr vor Gericht – nun soll das Urteil verkündet werden.
Es ist einer der spektakulärsten Einbrüche der letzten Jahre: 100 Kilo schwer, 3,75 Millionen Euro wert war die Goldmünze, die vor drei Jahren nachts aus dem Bode-Museum geklaut wurde.
Bis heute fehlt von der wertvollen Münze jede Spur, dennoch soll am Donnerstag nun endlich vor dem Berliner Landgericht ein Urteil über die Männer verkündet werden, die als mutmaßliche Täter des Diebstahls angeklagt wurden.
Der Diebstahl
Es war am frühen Montagmorgen in der Nacht zum 27. März 2017 zwischen 3.20 Uhr und 3.45 Uhr, als drei Männer ganz in schwarz gekleidet und mit Kapuzen auf ihren Köpfen vom S-Bahnhof Hackescher Markt über die Gleise in Richtung Bode-Museum gelaufen sein sollen.
Vom Bahndamm kletterten sie vermutlich mit Hilfe einer Leiter in eines der Fenster des Museums, es war defekt und führte zur Umkleidekabine für Mitarbeiter.
Von dort liefen sie zum Münzkabinett, das sich in einem tieferen Stockwerk des Museums befindet. Die Panzerglasvitrine der „Big Maple Leaf” zertrümmerten sie mit einer Axt, mit Hilfe eines Rollbrettes schoben die Täter die 100-Kilogramm schwere Goldmünze kurz darauf zum Einstiegsfenster.
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Mit Rollbrett, Seil und Schubkarre sollen sie die Beute dann zum Fluchtauto bugsierten haben – seitdem fehlt von der Münze jede Spur. Vermutlich wurde sie in kleine Stücke gesägt und eingeschmolzen, dass die Münze noch irgendwo im Originalzustand zu finden sein könnte, gilt als unwahrscheinlich.
Die Angeklagten
Angeklagt sind vier Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren: Die Brüder Ahmed und Wayci R., ihr Cousin Wissam R., sowie Denis W., der den Dreien als damaliger Wachmeister im Bode-Museum Insiderinformationen übermittelt haben soll. Er soll auch von dem Fenster erzählt haben, das nicht an das Alarmsystem angeschlossen war.
Ahmed, Wayci und Wissam gehören der polizeibekannten arabischen Großfamilie R. an. Ihnen allen wird gemeinschaftlicher Diebstahl in besonders schwerem Fall zur Last gelegt.
Keiner der Angeklagten befand sich während des Prozesses jedoch in Untersuchungshaft. Seit Prozessbeginn vor gut einem Jahr saßen die vier Angeklagten überwiegend gleichmütig neben ihren Verteidigern und schwiegen.
Nur am letzten Tag hörte das Gericht zwei Sätze der Angeklagten: „Ich habe die Münze nicht geklaut“, erklärte Wissam R., Denis W. sagte: „Ich habe damit gar nichts zu tun“.
Der Prozess und die Beweise
Es war ein Indizienprozess, weshalb die Urteilsverkündung mit besonders viel Spannung erwartet wird. Nach wie vor konnte die Tat den Angeklagten nicht zweifelsfrei bewiesen werden, gleichwohl spricht einiges für ihre Täterschaft. „Big Maple Leaf” war aus höchstreinem Gold gefertigt, mit einem Anteil von 99,999 Prozent. An zwei Jacken und einem Turnschuh der drei mutmaßlichen Täter wurden Goldpartikel gesichert, die aus Sicht des Staatsanwalts „nur von der Münze stammen können“.
Auch in einem Auto, das einer der Männer benutzt haben soll, wurden Goldpartikel gefunden. Ein Experte hatte vor Gericht ausgesagt, die Spuren seien „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit identisch mit dem Gold der Goldmünze.“
Mehr Artikel zum spektakulären Goldmünzendiebstahl:
- Der Prozess um den Diebstahl der 100-Kilo-Münze aus dem Berliner Bode-Museum geht zu Ende. Kurz vor dem Urteil äußern sich zwei Angeklagte.
- Die Anwälte von Familie R. fordern Freispruch für die vier Angeklagten. Es gebe keine Beweise für den Goldmünzendiebstahl.
- Der Staatsanwalt hat auf eine Gefängnisstrafe von fünf bis sieben Jahren plädiert. Das Urteil soll vorrausichtlich am 20. Februar fallen.
Im Haus der Angeklagten sind nach Angaben der Polizei außerdem Schleifspuren gefunden worden, sie könnten bei der möglichen Vernichtung der Münze entstanden sein.
Ebenso fand sich ein handgeschriebener Zettel einer der Angeklagten, auf dem er die aktuellen Goldpreise notiert hatte. Erkenntnisse aus der Telefonüberwachung sollen ebenfalls für deren Täterschaft sprechen.
Überwachungskameras zeichneten in der Tatnacht und in zwei vorherigen Nächten je drei Männer auf, die Bilder könnten die mutmaßlichen Täter zeigen, allerdings konnte ein digitaler Forensiker, der in dem Prozess als Experte geladen war, den Zusammenhang nicht zweifelsfrei bestätigen.
Die Strafe
Der Staatsanwalt plädierte für lange Haftstrafen: Für zwei der jungen Männer forderte er sieben Jahre Gefängnis, für die beiden anderen sechs beziehungsweise fünf Jahre Haft. Aufgrund der zusammengetragenen Spuren gebe es aus seiner Sicht keinen Zweifel, dass die Vier Männer für den dreisten Coup verantwortlich seien.
„Sie sind sehr professionell, gezielt und gut informiert vorgegangen“, hieß es im Plädoyer am Montag vor dem Berliner Landgericht. Der Ankläger beantragte zudem die gesamtschuldnerische Einziehung des Wertes der Beute in Höhe von rund 3,75 Millionen Euro.
Von „Scheinindizien” und „null Komma null belastenden Indizien“ hingegen sprachen die Verteidiger und fordern daher geschlossen Freispruch für ihre Mandanten. Die Ermittlungsbehörden hätten sich sehr schnell auf eine These festgelegt und jeden anderen Ansatz nicht verfolgt – „es passte ja auch so gut zum Thema Clan-Kriminalität“, hieß es am Montag im letzten Plädoyer der Verteidigung.