Defekte Aufzüge in Berlin: Unterwegs mit dem Rollstuhl: "Ich will doch nur ankommen"
Was ein kaputter Aufzug für Folgen haben kann, das erlebt unsere Autorin Annika Möller regelmäßig. Sie ist auf einen E-Rolli angewiesen und kommt wegen defekter Fahrstühle regelmäßig nicht ans Ziel.
Das geht ja schon mal gut los. Draußen liegt Schnee, und der Aufzug im Bahnhof Karow bei mir um die Ecke ist auf der Website „brokenlifts.org“ als defekt gekennzeichnet. Da ich tagtäglich auf einen Elektrorollstuhl angewiesen bin, ärgere ich mich an diesem Tag noch mehr, wenn gerade der nächstgelegene Aufzug defekt ist.
Alternative Wege sind also gefragt. Gut, dann fahre ich halt mit dem Auto zur Arbeit. Der Schnee ist wahrscheinlich wieder urplötzlich vom Himmel gefallen. Denn die Straßen sind am gestrigen Mittwoch weder geräumt noch gestreut. Man kommt also nur sehr langsam voran. Zudem hat man auch das Gefühl, dass plötzlich jeder die Idee hatte, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Mein Fahrer und ich entscheiden daher, den nächsten Bahnhof anzusteuern, der neben einem Fahrstuhl auch über eine Rampe verfügt. Ach, was wäre das für eine schöne Welt, wenn es überall solche Bahnhöfe geben würde? Mit fast einer halben Stunde Verspätung komme ich mit der S-Bahn doch noch an meinem Zielbahnhof an. Aber beim Aussteigen erwartet mich die nächste Tücke: Meine Reifen verlieren wegen des Schnees an Haftung.
Der Lokführer macht mich für eine Verspätung verantwortlich
Ich komme nicht über die Bahnschwelle, meine Räder drehen durch. Ich brauche eine Rampe. Das dauert wieder einige Minuten. Zum Glück ist der Lokführer freundlich. An manchen Tagen durfte ich mir schon anhören, dass ich ja eine Verspätung auslösen würde. Rollstuhlfahrer sind noch viel mehr auf funktionierende Aufzüge angewiesen, da man einen 150 Kilo schweren E-Rolli nicht mal einfach so die Treppe hochtragen kann.
Trotzdem erhalte ich Angebote dieser Art immer wieder. Natürlich meint man es auch nur gut, aber beim Tragen kann natürlich auch einiges schiefgehen. Viele Rollstuhlfahrer lassen sich daher aus Prinzip nicht tragen. Daher freue ich mich immer wieder, wenn die Aufzüge funktionieren und ich Freunden oder Kollegen nicht wieder mitteilen muss, dass ich später ankomme oder schlimmstenfalls ein Treffen ganz absagen muss.
Letzteres ist natürlich besonders tragisch und kann einem gewaltig die Laune vermiesen. Wenn es nur einige Minuten mehr Fahrzeit wären, um doch noch irgendwie anzukommen, wäre das zu verschmerzen. Aber einen Termin absagen zu müssen, ist in meinen Augen eine gesellschaftliche Exklusion. Teilhabe am sozialen Leben sieht eindeutig anders aus. Vielleicht sollten die Köpfe der S-Bahn und der BVG darüber nachdenken, zumindest an zentralen Umsteigebahnhöfen mehr als nur einen Aufzug zu installieren. Ich möchte doch nur eins: ankommen!
Die Autorin ist Kommunikationswissenschaftlerin und absolviert derzeit ein Praktikum beim Tagesspiegel.
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