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Jede Menge Blech. Auf der Skalitzer Straße dominieren bisher die Autos, vorm Kreisverkehr am Kottbusser Tor kommt es oft zu Staus.
© imago/Frank Sorge

Radbahn-Projekt unter der U1: Unter der Berliner Hochbahn soll nicht nur Platz für Autos sein

Am U-Bahnviadukt in der Skalitzer Straße soll ein Radweg gebaut werden. Zu den drei Varianten läuft nun eine Online-Befragung. So sehen sie aus.

Ein Radweg am U-Bahnviadukt der U1 vom Kottbusser Tor bis zur Oberbaumbrücke – diese Idee gibt es schon seit 2015. Mittlerweile soll in das Projekt auch der Umbau der Skalitzer Straße in Kreuzberg mit einbezogen – mit weniger Autoverkehr als Ziel. Nun liegen drei Vorschläge vor, wie die Straße künftig aussehen könnte.

Die drei in der noch laufenden Machbarkeitsstudie skizzierten Varianten gehen über die Ursprungsidee hinaus. Sie sehen nicht nur Radstreifen unter dem Viadukt vor, sondern auch zusätzliche Radwege daneben. Im Rahmen der Studie können sich ab sofort bis zum 20. August Bürger:innen an einer Umfrage zum Projekt beteiligen.

Es wurde vor sechs Jahren von Architekten und Stadtplanern des Vereins paper planes e.V. ins Leben gerufen. Derzeit wird es als nationales Projekt des Städtebaus vom Bund und Land Berlin gefördert und unter dem Titel „Reallabor Radbahn“ weiterentwickelt.

Die von der Verkehrsverwaltung beauftragte Studie legt laut Matthias Heskamp von paper planes e.V. den „ Fokus auf verkehrstechnische Machbarkeit“. Dabei werde eine „potentielle Entwicklung hinsichtlich einer angemessenen Flächenverteilung mit Blick auf Rad-, Fuß- und Autoverkehr“ untersucht, sagte er. Den Gedanken, den Raum über das Konzept der Radbahn unter dem Viadukt hinaus nochmal neu aufzuteilen, findet er interessant. Sein Verein wolle sich aber zunächst darauf konzentrieren, was „realisierbar ist“, sagte Heskamp.

Alle sollen bei der Radbahn U1 „gleichberechtigt berücksichtigt werden“

Die Machbarkeit der Radbahn wird derzeit im Auftrag der Verkehrsverwaltung unter anderem von der dänischen Firma Rambøll untersucht. Alle Verkehrsteilnehmenden sollen beim Projekt zur Radbahn U1 „gleichberechtigt berücksichtigt werden“, heißt es in einer Mitteilung der Verkehrsverwaltung vom Montag.

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So richtet sich die Online-Befragung auf mein.berlin.de an sieben unterschiedliche Gruppen: Fußgänger:innen, Mobilitätsorientierte, Verweilende, Geschäftstreibende, Sportorientierte, Gäste und Gestaltende. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, aus den drei noch nicht finalen Querschnitten (Variante A, B und C) eine Favoritin auszuwählen – als Grundlage für einen Entwurf und Ausgangspunkt für die weitere Bürger:innenbeteiligung im Herbst.

Für Autos soll es künftig weniger Platz geben

Die derzeitige Ausgangssituation für die Umgestaltung sieht wie folgt aus: Entlang des Viadukts gibt es in beide Richtungen je zwei Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr. Unter dem Viadukt und am Fahrbahnrand kann geparkt werden. Variante A sieht dagegen sowohl Radverkehrsanlagen unter dem Viadukt sowie links und rechts am äußeren Rand der Fahrbahn vor. Der Platz für den Kfz-Verkehr würde in dieser Variante auf einen Fahrstreifen je Richtung reduziert. Die zusätzlichen Radverkehrsanlagen sollen laut Verkehrsverwaltung so breit werden, dass sich zwei Radfahrende sicher überholen können.

Variante A: Je ein Fahrstreifen für Autos pro Richtung, Platz für Fahrräder unterm Viadukt und an den Rändern.
Variante A: Je ein Fahrstreifen für Autos pro Richtung, Platz für Fahrräder unterm Viadukt und an den Rändern.
© paper planes e. V. / modifiziert durch Ramboll

Die Senatsverkehrsverwaltung hatte bereits im Frühjahr angekündigt, dass das Projekt der Fahrradbahn über die ursprüngliche Idee mit einem Radweg unter dem Viadukt hinausgeht und auch die künftige Gestaltung der Skalitzer Straße miteinbeziehen kann. So würde auch in den Varianten B und C der Platz für den Kfz-Verkehr zugunsten des Radfahrer:innen- und Fußgänger:innenverkehrs reduziert – allerdings unterscheidet sich jeweils die Gestaltung.

Eine Entscheidung über die Skalitzer Straße soll Ende 2021 fallen

In Variante B würde der Kfz- vom Fahrradverkehr getrennt: Eine Fahrbahnseite neben dem Viadukt wäre demnach für Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen vorgesehen, der motorisierte Verkehr würde auf der anderen Seite des U-Bahnviadukts geführt – und zwar mit einseitigen Lieferzonen. Gemäß der Ursprungsidee wären hier unter dem Viadukt ein Radweg, aber auch eine Aufenthaltsfläche möglich.

Variante B: Autos mit je einer Spur pro Richtung auf der einen Seite, Fahrräder auf der anderen, Aufenthaltsfläche unterm Viadukt.
Variante B: Autos mit je einer Fahrspur pro Richtung auf der einen Seite, Fahrräder auf der anderen, Aufenthaltsfläche unterm Viadukt.
© paper planes e. V. / modifiziert durch Ramboll

Die dritte Variante C ist eine Mischform der zwei anderen Querschnitte mit Fahrradwegen unter und neben dem U-Bahnviadukt sowie einer Kfz-Verkehrsführung auf beiden Seiten der U-Bahn. Ähnlich wie in der ersten Variante würde hier der motorisierte Verkehr mit einem Fahrstreifen je Richtung abgewickelt, aber auch mit einer einseitigen Lieferzone.

Variante C: Autos auf beiden Seiten, Fahrräder unterm Viadukt und daneben, aber wie bei B Lieferzonen nur auf einer Seite.
Variante C: Autos auf beiden Seiten, Fahrräder unterm Viadukt und daneben, aber wie bei B Lieferzonen nur auf einer Seite.
© paper planes e. V. / modifiziert durch Ramboll

Ende 2021 ist laut Senatsverkehrsverwaltung dann vorgesehen, über die künftige Gestaltung der Skalitzer Straße zu entscheiden. Auch paper planes e.V. arbeitet perspektivisch am Projekt weiter. An die Ergebnisse der Beteiligung könne man dann für die eigene konzeptionelle Arbeit anknüpfen, sagte Heskamp.

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Man arbeite auch eng mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zusammen, und habe im Rahmen der Förderung die Möglichkeit, einen Fokus auf das Gebiet zwischen dem Görlitzer Bahnhof und dem Kottbusser Tor zu setzen, an dem ein partizipativ entwickeltes Testfeld entstehen soll.

Dass eine Reduzierung der Verkehrsleistung der Skalitzer Straße auf einen Fahrstreifen je Richtung möglich ist, hat das vergangene Jahr gezeigt. Wegen umfangreicher Bauarbeiten am U-Bahnviadukt war die Strecke seit April 2020 ein Jahr lang gesperrt. Für den Ersatzverkehr wurden beidseitig Busspuren eingerichtet, ohne dass es zum Verkehrskollaps gekommen wäre.

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