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Buchsuche in den Gängen der Amerika-Gedenk-Bibliothek (AGB) am Blücherplatz in Kreuzberg.
© dpa, Tim Brakemeier

Chef der Berliner Landesbibliothek: "Unser Platzmangel ist dramatisch"

Volker Heller drängt im Interview auf den Neubau einer zentralen Landesbibliothek. Dass Rot-Rot-Grün das lang geplante Vorhaben hinauszögert, ist für ihn „unvorstellbar“.

Herr Heller, Berlins künftige rot-rot-grüne Landesregierung will den Bau einer neuen Landesbibliothek offenbar auf die lange Bank schieben. Vor 2021 soll damit nicht begonnen werden. Wie finden Sie das?

Mir liegt bislang noch kein entsprechender Textentwurf zur Koalitionsvereinbarung vor. Deshalb gehe ich auch weiter davon aus, dass der neue Senat unser Projekt so energisch vorantreiben wird, wie es SPD, Linke und Grüne in ihren Wahlprogrammen versprochen haben.

Nach dem Koalitionsgespräch am Samstag hieß es aber, in der kommenden Legislaturperiode, also bis 20120/21, solle erstmal der Standort bestimmt werden. Danach könne man über die Finanzierung reden...

Also, zumindest die Suche nach dem richtigen Standort ist ja mit Hilfe diverser Gutachten schon sehr weit fortgeschritten. In der engeren Wahl sind insbesondere der Kreuzberger Blücherplatz mit unserer Amerika-Gedenk-Bibliothek, der AGB, und das Marx-Engels-Forum in Mitte. Eine Entscheidung sollte bereits in nächster Zeit möglich sein. Dann muss noch die schwierige Aufgabe der Finanzierung gelöst werden. Wir sind natürlich stark daran interessiert, dass dies alles so rasch wie möglich geschieht.

Volker Heller (57) ist seit dem Jahr 2012 Vorstand und Managementdirektor von Berlins Zentral- und Landesbibliothek (ZLB).
Volker Heller (57) ist seit dem Jahr 2012 Vorstand und Managementdirektor von Berlins Zentral- und Landesbibliothek (ZLB).
© promo

Warum?

Unser Platzmangel ist dramatisch. Es gibt zum Beispiel viel zu wenig Arbeitsflächen für Besucher, viele sitzen in der AGB mit Büchern und Laptops auf dem Gang, weil sie keinen Platz finden. Und es ist für eine bedeutende Großstadt wie Berlin einfach beschämend, dass 25 Jahre nach dem Mauerfall die Öffentliche Zentralbibliothek ihre Bestände mit allen Fachgebieten noch immer nicht an einem einzigen Standort anbieten können, sondern in zwei örtlich getrennten Gebäuden, also der Amerika-Gedenk-Bibliothek und der Stadtbibliothek in Mitte. In der Folge müssen viele unserer Nutzer hin- und her pendeln müssen, beispielsweise, wenn sie themenübergreifend recherchieren. Wegen alledem erscheint es mir unvorstellbar, dass ein neuer Senat unseren Neubau hinauszögert.

Vielleicht setzt Rot-Rot-Grün mit seinem neuen Motto: „Kultur für alle“ aber andere Schwerpunkte. Man will Menschen an Kultur und Kunst heranführen, die sich bisher wenig drum gekümmert haben...

Dieses kulturpolitische Vorhaben ist absolut nachvollziehbar, und gerade für diese Zielstellzung sind wir eine ganz wichtige Einrichtung. Als Zentralbibliothek der öffentlichen Bibliotheken Berlins mit jährlich bis zu 1,5 Millionen Besuchern ist unser Angebot extrem niedrigschwellig, das ist wirklich Kultur für alle. Unsere Besucher sind bunt gemischt, der Anteil von Migranten ist mit 40 Prozent einzigartig hoch. Sie finden in unseren Lesesälen die ganze Breite der Stadtgesellschaft. Und ein neubau bietet noch einmal ganz andere Potentiale für die Einbeziehung der Berliner in die Welt der Medien, Bildung und kulturellen Vielfalt.

Wann möchten Sie gern in ihr neues, weitaus größeres Zentralgebäude einziehen?

So früh wie möglich, das ist doch klar. wir sind über jeden kleinen Fortschritt froh.

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