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Baumblüten am Obstpanoramaweg in Werder.
© Enrico Bellin

Baumblütenfest in Werder: „Uns ist klar, dass wir den Bewohnern eine Menge zumuten”

Mit dem Baumblütenfest macht Werder Schlagzeilen – nicht nur positive. Beigeordneter Christian Große über Sicherheit, Probleme und Perspektiven des Festes.

Herr Große, auf dem Baumblütenfest gibt es angesichts terroristischer Bedrohungen viele Anforderungen an die Sicherheit. Wie ist das Baumblütenfest hier gerüstet? Sichtbar sind ja vor allem die Zufahrtssperren durch Radpanzer an den Wochenenden und am 1. Mai.
Die Sperrungen wurden in den vergangenen Jahren ausgeweitet, und ich möchte mich bei allen Werderanern für ihr Verständnis bedanken. Uns ist schon klar, dass wir den Bewohnern eine ganze Menge zumuten, damit unsere Gäste den Frühling in der Blütenstadt genießen können. In diesem Jahr wird der Außensperrring bis zum Bahnhofsbereich erweitert. Die Details des Sicherheitskonzept sind aber aus gutem Grund nicht öffentlich.

Rund 200.000 Gäste werden laut Sicherheitsbehörden jährlich auf dem Baumblütenfest gezählt. Die Polizei registriert rund 300 Straftaten pro Fest. Wie bewerten Sie diese Bilanz?
Jede Straftat ist eine zu viel. Aber die Statistik zeigt auch, dass die Polizei auf dem Fest sehr präsent ist. Der Verfolgungsdruck ist hoch, und selbst kleine Delikte werden als solche registriert. Man könnte die Statistik ja verbessern, indem man die Zahl der Polizisten und Ordnungskräfte reduziert. Genau das wollen wir nicht. Unsere Besucher sollen friedlich feiern und sich sicher fühlen können.

Im vergangenen Jahr gab es den Fall einer 18-Jährigen, die auf dem Blütenfest mutmaßlich Opfer einer Vergewaltigung wurde. Haben Sie das Sicherheitskonzept als Konsequenz daraus verändert?
Das war ein furchtbarer Fall, und natürlich haben wir uns dahingehend auch das Sicherheitskonzept nochmal angeschaut.

Heftig diskutiert wurde im vergangenen Jahr über betrunkene minderjährige Jugendliche auf der Baumblüte, nachdem eine Notärztin ihre Erlebnisse während eines Dienstes auf dem Fest geschildert hatte. Können Sie erläutern, welche Anstrengungen die Stadt Werder unternimmt, um Jugendliche besser zu schützen?
Der Jugendschutz ist auf dem Baumblütenfest ein großes Thema, das mit einem enormen Personaleinsatz begleitet wird. In diesem Jahr wird es zusätzliche Jugendschutzkontrollen von Sozialarbeitern geben. Dieses freiwillige Angebot soll gesetzliche Jugendschutz- und Ordnungsmaßnahmen ergänzen, die es bereits gibt. Aber auch hier gilt, dass die Masse der Jugendlichen vernünftig ist und ihren Spaß bei der Baumblüte hat.

Geht das überhaupt, die Jugendlichen am Konsum von Alkohol zu hindern, wenn sie ihn beispielsweise schon auf das Fest mitbringen?
Wir können es eindämmen, nicht verhindern. Der Alkoholmissbrauch und der Drogenkonsum von Jugendlichen sind kein Werderaner Phänomen. Es ist Aufgabe der ganzen Gesellschaft und der Eltern, mit jungen Menschen dazu im Gespräch zu bleiben.

Was tut die Stadt gemeinsam mit Polizei und Bahn, damit in punkto An- und Abreise alles glatt läuft?
Es gibt Verstärkerzüge, Bundes- und Landespolizei sind auf den An- und Abreisestrecken präsent. Die An- und Abreise ist auch darüber hinaus ein Thema im Sicherheitskonzept.

Abgesehen vom Sicherheitskonzept soll es künftig weitere Veränderungen des Baumblütenfestes geben – die Stadt Werder sucht per Ausschreibung einen neuen Veranstalter. Was sind Ihre Anforderungen?
Der Konzessionsnehmer hat alle Aufgaben der Planung, Vorbereitung, Durchführung, Finanzierung und Sicherung des Festes in eigener Verantwortung zu erbringen. Dafür soll er die wirtschaftliche, technische, fachliche und personelle Leistungsfähigkeit mitbringen.

Sie haben sich für eine modernere Ausrichtung des Festes ausgesprochen. Was heißt das konkret?
Wir suchen einen Partner, der die Traditionsinhalte des Festes mit neuen, der Zeit angepassten Inhalten verbindet. Das Veranstaltungskonzept wird zu 70 Prozent in die Gewichtung der Angebote einfließen. Das Baumblütenfest soll Baumblütenfest bleiben und sich dennoch mit neuen Ideen als Familienfest weiterentwickeln.

Gefeiert wird vermutlich weiter hauptsächlich in der Innenstadt – oder denken Sie wegen der Sicherheitsaspekte über eine Verlegung nach? Was sagen Sie zu Vorschlägen, das Fest auf gut geeignete Plätze in den Ortsteilen wie dem Glindower Jahnufer auszuweiten und auch dort Fahrgeschäfte und Verkaufsstände aufzustellen?
Eine Ausweitung des Festes wird es nicht geben. Alles andere ist vielleicht Zukunftsmusik.

Auch die Finanzen sollen neu geregelt werden. Wie sieht die Baumblütenbilanz für Werder bislang aus?
Die Stadt zahlt drauf, aber in der Wirkung für die heimische Wirtschaft gibt es sehr viele positive Effekte, wenn ich allein an die Auslastung unserer Beherbergungsstätten oder den Betrieb auf den Obsthöfen denke. Außerdem hat das Fest eine bis ins 19. Jahrhundert zurückliegende Tradition und wird positiv mit Werder verbunden, auch wenn Ihre Fragen einen anderen Eindruck erweckten könnten. Das Fest ist gefragt und trägt ganz maßgeblich zur guten Außenwirkung unseres staatlich anerkannten Erholungsortes bei.

Lässt sich für die Stadt mit dem Fest in Zukunft Geld verdienen?
Wir feiern in Werder das schönste Frühlingsfest in Brandenburg und es ist eine wunderbare Tradition. Es war nie unser Ziel, damit das Stadtsäckel zu füllen.

Christian Große, 41, ist 1. Beigeordneter der Stadt Werder (Havel). Der CDU-Politiker ist für die Sicherheit auf dem Baumblütenfest verantwortlich, das vom 27. April bis 5. Mai gefeiert wird.

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