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Freies Feld: Zwei Leitungsstellen an der JFK-Schule sind nur kommissarisch besetzt.
© Getty Images/iStockphoto

Antisemitismus an Berliner Schulen: Umfrage zeigt islamistische Tendenzen bei Schülern

Antisemitismus gehört laut einer Umfrage an Berliner Schulen zum Alltag. Manche Lehrer berichten von Schülern, die als "Moralwächter" agieren.

Antisemitische und islamistische Einstellungen gewinnen in Schulen an Einfluss. Dies ist das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage unter 27 Lehrern an 21 Schulen in acht Bezirken. Das American Jewish Committee stellte die daraus entstandene Dokumentation am Mittwoch mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vor, betonte aber, dass es sich um ein „Stimmungsbild und keine Untersuchung“ handele.

Zum Thema Antisemitismus berichten manche Lehrkräfte, Unterricht zum Thema Nahost sei inzwischen „nahezu unmöglich“. Gute Erfahrungen machen sie aber bei Begegnungen mit deutschen oder israelischen Juden sowie mit Klassenfahrten nach Israel.

Mehr als die Hälfte der befragten Lehrer schilderte, dass besonders auf muslimische Mädchen Druck ausgeübt werde, sich bedeckt zu kleiden und einem konservativen islamischen Religionsbild zu entsprechen. Lehrkräfte, die länger an ihren Schulen sind, sprechen von einer „Verlagerung der Selbstidentifikation“ vieler Schüler weg von ihrer Ethnie hin zu ihrer Religion.

Schüler als "Moralwächter"

Einige der Befragten haben eine „Überprüfung des Schulstoffs durch religiöse Autoritäten wie Koranlehrer oder Moscheen“ erlebt. Ein Lehrer sprach von „einer Art Parallelbildung“, eine anderer von Schülern, die als „Moralwächter“ auch Aussagen der Lehrer überprüften: „Es gibt Leute, die entsprechende Schulungen haben, das geht bis in salafistische Kreise hinein“, heißt es mit Hinweis auf die Neuköllner Al-Nur-Moschee. Leidtragend sei oft die Mehrheit der Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund, „die ihren Glauben nicht radikal oder streng ausleben, aber durch eine Minderheit unter Druck gesetzt werden“.

Ein Drittel der Lehrkräfte berichtet von ausgeprägten Konflikten zwischen den Religionsvorstellungen mancher Schüler und den demokratischen Grundwerten. „Die Akzeptanz für Demokratie und für Rechtsstaatlichkeit schwindet immer mehr“, wird ein Lehrer zitiert. Auch Verschwörungstheorien belasten die Lehrer: Zu manchen Themen wie etwa 9/11 sei Unterricht kaum noch machbar. Der Dokumentation zufolge wünschen sich die Lehrkräfte mehr Unterstützung und Strategien im Umgang mit diesen Phänomenen im Schulalltag.

Die Befragung fand 2015/16 statt. Zeitgleich startete das Fortbildungsprojekt „Demokratie stärken – Aktiv gegen Antisemitismus und Salafismus“ in Zusammenarbeit von Bildungsverwaltung, AJC und Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum). Dieses Projekt wird erweitert, wie Scheeres und AJC ankündigten: Die Lehrkräfte aus dem ersten Durchgang entwickeln Materialien, und es werden neue Schulen in das Programm aufgenommen.

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