Bahn hat neue Pläne in Berlin: Umbau für Bahnhof Zoo kommt - Fernbahn auch?
Mythos, Sehenswürdigkeit, Schandfleck: der Bahnhof Zoo. Seit keine Fernzüge mehr halten, hat er an Bedeutung verloren. Dabei nutzen ihn täglich 100.000 Menschen. Und die wollen eines: dass er endlich renoviert wird. Die Bahn hat da schon mal einen Plan.
Immerhin – jetzt gibt es einen Plan für den seit Jahren vorgesehenen Umbau des Bahnhofs Zoo. Nur keinen Termin. Denn der Vorstand der Bahn, der dem Projekt zustimmen muss, hat sich immer noch nicht festgelegt. Die Entscheidung kann bis zum Sommer auf sich warten lassen, heißt es. Die Kosten sollen in einem niedrigen zweistelligen Millionenrahmen liegen, heißt es.
In einem ersten Bauabschnitt, für den die Planungen bereits im Entwurfsstadium seien, sollen die seit Jahren geschlossenen „Terrassen am Zoo“ reaktiviert werden, teilte Staatssekretär Enak Ferlemann aus dem Bundesverkehrsministerium auf eine Anfrage des Spandauer Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD) mit. Hiermit hatte die Bahn bis zuletzt gezögert, weil sie nur einer wirtschaftlich tragfähigen Lösung zustimmen will. Der letzte Betreiber hatte aufgegeben, weil nach der Aufgabe des Halts für Fernzüge 2006 die Kunden ausgeblieben waren.
Zudem sollen Bereiche im Erdgeschoss modernisiert werden. So ist vorgesehen, Gänge zu erweitern und Platz für weitere Geschäfte zu schaffen. Potenzielle Kunden gibt es nach wie vor, mehr als 100 000 Menschen passieren nach Angaben der Bahn täglich die Station. Als die Fernzüge noch stoppten, waren es sogar 150 000.
Sollte der Vorstand dem Umbau zustimmen, könnten die Arbeiten ab dem ersten Halbjahr 2015 beginnen und im Jahr 2017 abgeschlossen werden. Ob die ebenfalls für 2015 vorgesehene fast dreimonatige Unterbrechung der Stadtbahn für den Fern- und Regionalverkehr zwischen Zoo und Friedrichstraße sich auf den Terminplan auswirkt, konnte ein Bahnsprecher noch nicht sagen. Während der Sperrung, die wegen Arbeiten an den Gleisen im Hauptbahnhof erforderlich ist, wird der Bahnhof Zoo zur Start- und Endstation der Züge des Regionalverkehrs Richtung Westen. Dann werden wesentlich mehr Fahrgäste durch den Bahnhof strömen als heute.
Der Vorstand der Bahn muss zustimmen
Dass sich der Vorstand der Bahn so schwer damit tut, dem Umbau zuzustimmen, liegt dem Vernehmen nach nicht nur am Geld. Es gibt ein Lager, das den Bahnhof städtebaulich aufwerten will, damit der Bahnhof kein Schandfleck bleibt – in unmittelbarer Nachbarschaft des Waldorf-Astoria-Hotels und der Galerie C/O im ehemaligen Amerikahaus. Das aufwendig sanierte Bikinihaus an der Budapester Straße wird demnächst fertig, das zweite Hochhaus neben dem Waldorf Astoria, „Upper West“ genannt, ist derzeit in Bau, und auch für den Komplex mit dem Beate- Uhse-Museum gibt es Neubaupläne.
Einige Verantwortliche bei der Bahn befürchten aber wohl, dass ein herausgeputzter – und attraktiver – Bahnhof Zoo erneut die Forderung anfachen wird, dort auch wieder Fernzüge halten zu lassen. Davon will die Bahn aber nach wie vor nichts wissen. Ob wenigstens im April wie geplant ein verkappter Fernzug wieder regelmäßig im Zoo hält, ist nach Angaben eines Sprechers auch noch nicht entschieden. Der Interregio-Express (IRE) soll Berlin ein- oder zwei Mal täglich über Stendal, Salzwedel und Uelzen mit Hamburg verbinden. Sollte er kommen, kehrt ein Hauch von Fernverkehr zurück. Die Bahn will dann Wagen einsetzen, die früher die beliebten Interregio-Züge bildeten. Derzeit laufen sie meist an Wochenenden im Verkehr für Passagiere von Kreuzfahrtschiffen von der Ostsee nach Berlin.
Klaus Kurpjuweit