Molkenmarkt: Umbau der Berliner Mitte beginnt
Seit zehn Jahren steht fest, dass der historische Molkenmarkt wieder entstehen soll. Am Montag beginnt nun der größte Umbau der kommenden Jahre.
Es ist wohl die schlimmste Autoschneise durch die Innenstadt – der breite Straßenzug Mühlendamm und Grunerstraße im Zentrum, direkt hinter dem Roten Rathaus. Seit zehn Jahren steht fest, dass er zurückgebaut wird und der historische Molkenmarkt wieder entsteht – nun geht es los.
Ab Montag ist der als Parkplatz genutzte Mittelstreifen am Mühlendamm für Autos gesperrt. In Richtung Potsdamer Platz wird eine Fahrspur wegfallen. Die Halteverbotsschilder und Wegweiser stehen bereits. Seit einer Woche ist bereits ein Stück Mittelstreifen an der Kreuzung Spandauer Straße / Stralauer Straße gesperrt.
Nach Angaben der Verkehrsverwaltung soll dort Ende Januar mit archäologischen Grabungen begonnen werden. Erst anschließend soll der Umbau der Straßen nach historischem Vorbild beginnen. Wie viel Zeit für die Grabungen eingeplant ist, konnte die Verwaltung am Freitag nicht sagen.
Der Molkenmarkt und das Klosterviertel sind das historische Zentrum Berlins. Der Molkenmarkt ist der älteste Marktplatz Berlins, vom Klosterviertel „sind nur noch Versatzstücke erkennbar“, heißt es bei der Verkehrsverwaltung.
Nach Kriegszerstörungen wurden weitere Gebäude abgerissen. Dann wurde zu DDR-Zeiten rücksichtslos eine Schnellstraße gerade durch das Gebiet geschlagen. Die historisch bedeutenden Gebäude im Umfeld, wie das Rote Rathaus, die Parochialkirche und das Alte Stadthaus „liegen isoliert und beziehungslos zueinander“.
Der geradlinige Straßenverlauf verschwindet. Die Grunerstraße rückt dicht heran an das Rote Rathaus. Wer vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz will, muss erst links abbiegen, dann macht die Spandauer Straße einen Bogen und geht in den Mühlendamm über (siehe Grafik). Die Verkehrsverwaltung betont, dass der Straßenzug ausreichend dimensioniert sein wird.
Auf der Internetseite wird „ein zügiger Verkehrsfluss für den motorisierten Individualverkehr“ versprochen. Gleichzeitig soll es bessere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer geben – dies mutet fast wie die Quadratur des Kreises an. Die Mittelstreifen wurden bislang als Parkplatz genutzt, diese fallen weg.
Unter Lebensgefahr über die Straße
Neben dem roten Rathaus ist ein Parkhaus. Autofahrer, die dort parkten, überquerten meist unter Lebensgefahr die fünfspurige Straße, weil der Weg zur Ampel weit ist. Im vergangenen Jahr starb eine Autofahrerin beim Einparken, als sie von einem zu schnell fahrenden Polizeiauto gerammt wurde. Die durch den Rückbau der Straßen frei werdenden Flächen sollen bebaut werden – das wird aber mehrere Jahre dauern.
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