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Die U-Bahnen für die Linie U 55 müssen per Kran herausgehoben werden.
© Oliver Lang/BVG

Berliner Kanzlerlinie U 55: U-Bahn-Oldtimer laufen nicht mehr rund

Im Frühjahr wurden sie in Dienst gestellt, jetzt sind schon die Räder kaputt. Die U-Bahn-Oldtimer der Berliner U 55 müssen in die Werkstatt.

Altes Eisen kann seine Tücken haben. Das bekommt jetzt auch die BVG zu spüren. Ihre auf der Linie U 55 (Brandenburger Tor–Hauptbahnhof) eingesetzten Oldtimer haben schon nach wenigen Monaten schlapp gemacht. Die Räder machen nicht mehr mit. Weil eine Reparatur im engen Tunnel nicht möglich ist, müssen die erst im vergangenen März nach unten beförderten beiden Doppelwagen wieder nach oben gehievt werden, weil die Strecke – noch – keine Verbindung zum Netz hat. Jetzt muss der einzig noch einsetzbare – modernere – Triebwagen den Verkehr allein bewältigen.

Die Räder der Wagen aus den 1950er Jahren haben nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz sogenannte Flachstellen, die beim Bremsen entstehen. Deshalb müssen die Räder auf einer Radsatzdrehmaschine bearbeitet werden, die es nur in den großen Werkstätten gibt. Im Tunnel lassen sich die Räder aber nicht ausbauen. Dort gibt es zwar eine Werkstatt für kleinere Reparaturen, für die Demontage der Räder fehlt aber der Platz. So müssen die Züge komplett in die Werkstatt.

Die Wagen werden per Kran herausgehievt

Die Wagen können nur per Kran aus dem Tunnel gehoben werden – so, wie sie auch hineingekommen waren. Der Kran muss demnächst ohnehin anrücken, weil noch eine dritte Zwei-Wagen-Garnitur, ebenfalls aus den 1950er Jahren, in den Untergrund soll. Dabei können die anderen Züge nach oben geholt und per Tieflader in die Werkstatt gebracht werden.

Der dritte Zug ist etwas jünger als seine „Kollegen“ und hat nach Angaben von Reetz einen sogenannten Gleitschutz, der verhindert, dass die Räder beim Bremsen – wie beim ABS-System für Autos – blockieren, wodurch es zu den Unebenheiten auf den Laufflächen kommen kann. Ihn nachträglich auch bei den anderen beiden Oldtimern einzubauen, sei zu teuer, sagte Reetz.

Die Stummelstrecke hat weitere Probleme

Auf die Veteranen muss die BVG zurückgreifen, weil ihr Fahrzeuge fehlen. Sie will die vorher auf der U 55 fahrenden modernenen Züge aus den 1970er Jahren auf den anderen Strecken einsetzen, wo sie dringend benötigt werden. Für rund 1,9 Millionen Euro hatte die BVG deshalb die Oldtimer auf Vordermann bringen lassen. Sie waren zuvor als Arbeitswagen, Museumszug und sogar als Lager verwendet worden. Technisch entsprechen sie dem heutigen Stand – bis auf den fehlenden Gleitschutz.

Die nur knapp zwei Kilometer kurze Stummelstrecke hat betrieblich weitere Probleme. Weil der Zug vor Kurzem Öl verloren hatte, mussten die Schienen per Hand gereinigt werden, was Zeit erforderte. Der Verkehr war stundenlang eingestellt. Auf anderen Strecken mit mehr Betrieb wäre der Ölfilm durch häufigeres Darüberfahren einfach verschwunden, sagte Reetz.

Klaus Kurpjuweit

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