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Trauer um den getöteten Jonny K. (auf dem Foto rechts).
© dpa

Fall Jonny K.: Türkei ermittelt gegen Alex-Schläger

Gegen einen der Verdächtigen im Mordfall Jonny K., den 19-jährigen Onur U., ermitteln nun die türkischen Behörden. Offenbar soll ihm dort der Prozess gemacht werden, die Berliner Behörden werden ihn wohl kaum mehr greifen können.

Die Berliner Justiz wird Onur U., einen der Tatverdächtigen im Fall Jonny K., wohl kaum mehr greifen können: Gegen ihn wollen die türkischen Behörden nun ermitteln, sie haben die Berliner Justiz gebeten, die Ermittlungsakten zu dem Fall zu überstellen. Daraus lässt sich aus Sicht von Ermittlern und Justizkreisen schließen, dass der 19-jährige Onur U. die türkische Staatsangehörigkeit besitzt – denn nur in diesem Fall könnten die dortigen Behörden eine Zuständigkeit reklamieren. Möglicherweise hatte der Verdächtige schon vor der Tat eine doppelte Staatsbürgerschaft, denkbar ist aber auch, dass er die türkische Staatsangehörigkeit erst nach seiner Flucht aus Berlin erworben hat. Die genauen Hintergründe will die Berliner Justiz nun erst einmal ermitteln. „Davon hängt ab, ob wir die Akten überhaupt herausgeben“, sagt eine Sprecherin von Justizsenator Thomas Heilmann (CDU). Einen eigenen Staatsbürger liefert die Türkei – ebenso wie Deutschland – grundsätzlich nicht aus.
„Die halbe Strafverteidigerszene schüttelt entsetzt den Kopf“, sagt ein Ermittler angesichts des Szenarios, Onur U. könnte erst nach seiner Flucht türkischer Staatsbürger geworden sein. „Sollte er in der Türkei ins Gefängnis kommen, erwarten ihn viel schlimmere Haftbedingungen als hier“, sagt der Ermittler.

Ende Oktober hatte Heilmann dem Tagesspiegel noch gesagt, dass der Verdächtige lediglich die deutsche Staatsbürgerschaft habe, was eine Auslieferung erleichtere. Die deutschen Behörden stellten bereits kurz nach der Tat am 14. Oktober ein Rechtshilfeersuchen in der Türkei. Der Anwalt des Verdächtigen soll noch versucht haben, mit den deutschen Behörden zu verhandeln. Es sei ihm vor allem darum gegangen, dass sein Mandant nicht in Untersuchungshaft müsse, falls er sich freiwillig stelle. Solche Überlegungen aber sind nun hinfällig.

Onur U. steht in Verdacht, mit fünf mutmaßlichen Komplizen den 20-jährigen Jonny K. vor einer Disco am Alexanderplatz ins Koma geprügelt zu haben. Jonny K. starb wenig später in einer Klinik. Von den sechs Tatverdächtigen sitzen drei in Untersuchungshaft, einer wurde wieder freigelassen. Neben Onur U., der in Wedding aufwuchs, ist ein weiterer Verdächtiger auf der Flucht: Bilal K. soll sich nach Griechenland abgesetzt haben. Doch ob er dort noch ist, bezweifeln offenbar selbst einige Ermittler. Laut Staatsanwaltschaft sind die Ermittlungen noch immer nicht abgeschlossen, so dass die bereits gefassten Beschuldigten auch noch nicht angeklagt werden konnten. Dass sich ein Verdächtiger dem Verfahren in Deutschland entzieht, ist nicht neu. Im Fall des sogenannten Ehrenmords an Hatun Sürücü hat sich der Mitangeklagte Bruder Mutlu Sürücü in die Türkei abgesetzt, dort die deutsche Staatsbürgerschaft abgelegt und besitzt somit nur noch die türkische. Eine freiwillige Rückkehr hat er zwar angekündigt, aber nie in die Tat umgesetzt.

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