Demo gegen US-Präsidenten: "Trump ist kein Berliner"
Nicht nur aus Solidarität zu den Frauen in den USA versammelten sich am Samstag hunderte Menschen vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor.
Bereits am Freitag waren etwa 650 Menschen in Berlin während der Inauguration des neuen US-Präsidenten Donald Trump auf die Straße gegangen. Am Samstagmorgen folgte eine weitere Demonstration vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor.
Die Veranstaltung war als Solidaritätsveranstaltung zum "Women's March on Washington" organisiert und überwiegend auf Facebook verbreitet worden. Am Samstag gegen 16 Uhr MEZ wollen Hunderttausende der US-Hauptstadt gegen den neuen Präsidenten demonstrieren. Weltweit finden mehr als 670 Aktionen dieser Art statt, genannt "Sister Marches".
In Sydney zogen etwa 3.000 Frauen und Männer vom Hyde Park zum US-Konsulat. In Melbourne beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter 5.000 Menschen an der Protest-Aktion. In Berlin waren es deutlich weniger. Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl auf etwa 500, Teilnehmer und Beobachter sprechen von bis zu 1.000 Menschen. "Marschiert" wurde in dem Sinne auch nicht. Viel mehr versammelten sich die Teilnehmer etwa eine Stunde lang vor der US-Botschaft und dem Brandenburger Tor.
Im Gegensatz zu Washington gab es in Berlin keine Kundgebungen oder Konzerte. Anders als bei den derzeitigen Protestveranstaltungen in den USA kam es in Berlin am Samstag aber auch zu keinerlei Ausschreitungen. Lediglich ein Mann sei den Beamten gegenüber beleidigend geworden, berichtet die Polizei. Er war dazu aufgefordert worden sein selbstgemaltes Schild mit der Aufschrift "Trump ist ein Arschloch" zu entfernen.
Es geht aber nicht nur um Frauenrechte. In den USA und auch bei den Soli-Veranstaltungen ist jeder willkommen. Hilary Bown, Vize-Vorsitzende der Democrats Abroad, die sich stark bei dem Women’s March in Berlin engagiert hat, Transparente aufstellte und Flyer verteilte, erklärt: "Alle, die gemeinsam mit uns ein Zeichen gegen Hass, Rassismus, Homophobie, Islamophobie und Fanatismus setzen und für Frauenrechte, Menschen mit Behinderungen, Immigranten, Geflüchtete, LGBT Gleichstellung und die Würde aller einstehen wollen, waren willkommen. Und wir haben uns über jeden gefreut, der dabei gewesen ist und seine Stimme erhoben hat."
Viele sind in Berlin lebende Amerikaner, die nicht tatenlos zuschauen wollen, wie die USA ihre liberalen Werte aufgeben. Kein Hass, keine Angst - und Zusammenhalt für eine bessere Welt: "No hate, no fear, everyone is welcome here", skandiert die Menge minutenlang. "We are unstoppable, a better world is possible."
Trump hat mit frauenfeindlichen Äußerungen Empörung ausgelöst. So tauchte im Wahlkampf ein Video von 2005 auf, in dem zu hören ist, wie er vulgär über Frauen spricht. Mehrere Frauen warfen ihm zudem sexuelle Belästigung vor.
Laura Dornheim aus Kreuzberg hat ihr Baby zum Berliner Protest mitgebracht. "Als Frau habe ich wahnsinnig Angst vor den neu erstarkten Rechten", sagt die 32-Jährige. "Ich will weiterhin nicht nur Geld verdienen dürfen und wählen gehen dürfen, ich will auch abtreiben und heiraten dürfen, wen und wann ich will. Das sollen alle Frauen dürfen." Am Kinderwagen steckt eine Warnung für Trump: "Baby grapscht zurück."
Ariane Conrad aus Charlottenburg denkt über persönliche Konsequenzen aus Trumps Wahlsieg nach: Sie erwägt, die US-Staatsbürgerschaft abzulegen. "Die Situation ist unmöglich zurzeit. Wir dürfen nicht zuhause bleiben, sondern müssen auf die Straße gehen."
Auch Christian aus Holland lebt mit seiner amerikanischen Frau Elisha und ihrem neun Monate altern Baby Emily in Berlin. "Hillary Clinton wurde nicht gewählt, weil sie eine Frau ist", sagen die beiden. Man müsse nun seine Stimme erheben, Trump müsse spüren, dass er nicht alles machen kann, was er wolle.
Das findet auch Anke aus Neukölln. Die 58-Jährige ist in den 60er Jahren sozialisiert worden und ist an diesem Samstag mit Freundinnen zum Pariser Platz gekommen. "Trump ist kein Berliner", steht auf einem Schild, das sie gebastelt hat. "Ich kann es nicht fassen, dass ein US-Präsident eine Mauer bauen will", sagt sie.
"Trumps Politik ist absolut gegen Frauen. Was er macht, ist reiner Populismus. Er hat Sexismus erlaubt und das Tor dazu weit offengestoßen. Deswegen gehe ich heute auf die Straße", schreit Barbara Giegerich, 35, aus San Francisco. Eine andere Teilnehmerin berichtet, ihre Eltern laufen in Washington mit, sie ist gerade zu Besuch in Berlin und möchte einfach Solidarität zeigen. Die Situation der Frauen sei in Deutschland noch immer erheblich besser als in den Staaten, und mit Trump würde es "horribel" werden.