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Sir Michael Caine erhielt gleich zwei Preise - und spielte eine der Hauptrollen im Siegerfilm.
© Bilan/dpa

Europäischer Filmpreis 2015: Triumph des Alters

Je zwei Preise für Charlotte Rampling und Michael Caine. Und als bester Europäischer Film wird Paolo Sorrentinos „Ewige Jugend“ ausgezeichnet

Ach Charlie, ist es wieder soweit? Deine ergreifende Rede am Schluss des „Großen Diktators“, dein Aufruf zu Menschlichkeit und Frieden, gesprochen 1940 vor dem Hintergrund von Diktatur und Weltkrieg – ist er wieder so aktuell, dass er gleich zur Beginn solch einer Filmgala eingespielt werden muss als Einstimmung auf den Abend? Ja, ist er wohl, leider. Und so war dank der kurzen Szene gleich klar, dass es an diesem Samstagabend bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises im Haus der Berliner Festspiele keineswegs vor allem um Glamour gehen würde.
Gewiss, Glanz gab es auch, die polierten Limousinen, die die Stars im Minutentakt ausspuckten, die Autogrammjäger, nun ja, viele nicht, aber gut bestückt mit Starfotos. Christoph Waltz hatte gut zu tun, das mag an Tarantino und Bond liegen, aber kaum weniger gefragt waren Sir Michael Caine und Charlotte Rampling, die ganz entspannt den Abend genießen konnten, Ehrenpreise waren ihnen sicher.

Obwohl, Caine, der mit Standing Ovations und Jubelrufen gefeiert wurde, gestand dann nach dem Ehrenpreis doch eine erhebliche Nervosität, die man ihm aber – in der rechten Hand die Preisfigur, die linke lässig in der Hosentasche – gar nicht ansah. Er habe schon so oft erlebt, dass er zu Preisverleihungen gefahren sei und nichts bekommen habe, und so bleibe auch jetzt die Unsicherheit, dass er die Auszeichnung „Bester Schauspieler“ wieder verpasse. Behauptete er jedenfalls – der Schelm. Nun, er hätte sich nicht sorgen müssen, konnte es später nicht fassen: zwei Preise an einem Abend. Eigentlich sogar drei: Den Hauptpreis gewann Paolo Sorrentinos „Ewige Jugend“, mit Caine in einer der Hauptrollen. Das nächste Mal wolle er mehr Gage, scherzte er.
Auch sonst ging es stellenweise ganz lustig oder zumindest lustig gemeint zu: Die Moderationen von Comedian Thomas Hermanns steckten offenbar an, manche Laudatoren hatten sich kleine Sketche ausgedacht. Hermanns verkleidete sich sogar mit Trenchcoat und Sonnenbrille als Charlotte Rampling, klagte nur, er habe weder ihre Beine noch ihr Gesicht. Sie fand das super. Und bekam ebenfalls ihren zweiten Preis.

Charlotte Rampling zwischen Akademiepräsident Wim Wenders und dessen Frau Donata.
Charlotte Rampling zwischen Akademiepräsident Wim Wenders und dessen Frau Donata.
© Bilan/AFP

Die Dankesredner wurde erfreulich kurz gehalten, so blieb genügend Raum fürs Wichtige. Burghart Klaußner griff das auf, sang das Chanson „Douce France“ zum Gedenken an die Opfer von Paris. Und Daniel Brühl erinnerte an den ukrainischen, in Moskauer Haft sitzenden Maidan-Aktivisten und Regisseur Oleg Sentsov. Viel war auch von Europas Werten die Rede. Schon in der Gründungsnacht 1988 sei die Verantwortung der Filmemacher für Europa diskutiert worden, rief Akademiepräsident Wim Wenders in Erinnerung, und Vorstandsmitglied Agnieszka Holland bekannte, sich um Europa zu sorgen.
Fast wirkte es da wie der Gegenbeweis, als später die Tänzer der Berliner Flying Steps erst auf der Videoleinwand durch Berlin sprinteten und dann über die Bühne wirbelten, als im Multikulti-Stil gerappt und getanzt wurde. Wie hatte es doch am Anfang der Gala geheißen: „Yes, Europe does exist.“

Auch Christoph Waltz erhielt einen Ehrenpreis - für den "Europäischen Beitrag zum Weltkino".
Auch Christoph Waltz erhielt einen Ehrenpreis - für den "Europäischen Beitrag zum Weltkino".
© Bilan/AFP

Die Preisträger:

Bester Film: „Ewige Jugend“ von Paolo Sorrentino Beste Komödie: „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ von Roy Andersson Beste Entdeckung: „Mustang“ von Deniz Gamze Ergüven Bester Dokumentarfilm: „Amy“ von Asif Kapadia Bester Animationsfilm: „Die Melodie des Meeres“ von Tomm Moore

Bester Kurzfilm: "Picnic" von Jure Pavlovic

Beste Regie: Paolo Sorrentino für "Ewige Jugend" Bester Darsteller: Michael Caine für "Ewige Jugend" Beste Darstellerin: Charlotte Rampling für "45 Years"

Drehbuch: Yorgos Lanthimos & Efthimis Filippou für „The Lobster“

Kamera: Martin Gschlacht für "Ich seh ich seh"

Schnitt: Jacek Drosio für "Body"

Kostüm: Sarah Benkinsop für "The Lobster"

Szenenbild: Sylvie Olivé für "Das brandneue Testament"

Musik: Cat's Eyes für "The Duke of Burgundy"

Sounddesign: Vasco Pimentel und Miguel Martins für "Arabian Nights Vol. I - III")

Ehrenpreis fürs Lebenswerk: Charlotte Rampling Europäischer Beitrag zum Weltkino: Christoph Waltz Ehrenpreis des EFA-Präsidenten: Michael Caine

Publikumsfilm: "La Isla Mínima" von Alberto Rodriguez, Spanien

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