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In Brandenburg füllen sich die Aufnahmeeinrichtungen mit Menschen, die aus Irak, Syrien und Afghanistan.
© Patrick Pleul/dpa
Update

Wohl nach Flucht über Belarus-Route gestorben: Toter 25-jähriger Iraker an polnischer Grenze in Brandenburg gefunden

Ein Flüchtling ist am Dienstag nördlich von Guben gestorben. Schlepper sollen ihn über die Belarus-Route nach Deutschland gebracht haben.

Am Dienstagvormittag ist an der Grenze zu Polen ein Flüchtling tot aufgefunden worden. Er war mit weiteren Flüchtlingen unterwegs, laut Polizei sind es Menschen aus dem Irak. Der verstorbene Mann „konnte anhand seines Passes als 25-jähriger Iraker identifiziert werden“, erklärte die Polizei.

Die Behörde geht auch davon aus, dass sechs Männer und eine Frau über die Belarus-Route und Polen nach Deutschland eingereist sind. Dafür sprächen alle bislang vorliegenden Informationen, hieß es.

Bestätigt sich das, wäre es der erste Fall eines ums Leben gekommenen Flüchtlings im Zusammenhang mit Belarus in Brandenburg. Ende Oktober war bereits ein Iraker, der mit mehreren Flüchtlingen unterwegs war, tot an der A4 bei Görlitz in Sachsen gefunden worden.

Die Gruppe soll erklärt haben, von einem Schleuser mit einem Fahrzeug abgesetzt worden zu sein. Dann sollen sie sich an einem Waldstück zwischen Breslack und Coschen im Landkreis (Oder-Spree) nördlich von Guben unweit eines Grenzübergangs aufgehalten haben. Ob die Flüchtlinge in der Kälte dort übernachtet haben, müsse noch geklärt werden, hieß es.

Ein arabisch und englisch sprechender Mann aus der Gruppe hat nach Angaben der Polizei selbst gegen 10.20 Uhr den Notruf des Rettungsdienstes angerufen und gemeldet, dass es einem Mann schlecht gehe. Der Rettungsdienst informierte dann die Polizei. Doch dann habe nur noch der Tod des Mannes festgestellt werden können.

„Die genauen Umstände müssen jetzt geklärt werden“, sagte eine Sprecherin der Polizei. Eine Obduktion soll weitere Erkenntnisse zur Todesursache bringen. Geklärt werden soll auch die Frage, ob diese tatsächlich über Belarus in die Europäische Union eingereist seien.

Die Menschen seien versorgt worden. Die Polizei Brandenburg leitete ein Todesermittlungsverfahren ein. Nach der Befragung durch die Brandenburger Ermittler übernimmt die Bundespolizei die sechs Flüchtlingen für das weitere Verfahren zur illegalen Einreise und zum Verdacht auf Schleusung.

Großer Andrang von Flüchtlingen seit August

Die Bundespolizei hat seit Monatsbeginn knapp 2300 unerlaubte Einreisen nach Deutschland mit einem Bezug zu Belarus festgestellt.

Bis zum 21. November waren es seit Jahresbeginn nach Angaben des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam vom Montag insgesamt 10.128 unerlaubte Grenzübertritte, die zumeist über die deutsch-polnische Grenze erfolgten. 

Seit August sei der Migrationsdruck an der deutsch-polnischen Grenze im Zusammenhang mit der Durchreise von Migranten über Belarus und die Republik Polen massiv gestiegen, hieß es.

Von Januar bis Juli hatte die Bundespolizei nur insgesamt 26 unerlaubt eingereiste Personen mit einem Belarus-Bezug festgestellt. Im August waren es dann 474 solcher illegalen Einreisen, im September 1903 und im Oktober sogar 5285. 

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Die deutsch-polnische Grenze ist eine sogenannte Schengen-Binnengrenze, die grundsätzlich zu jeder Zeit und an jeder beliebigen Stelle überschritten werden kann. Die Bundespolizei führt nach eigenen Angaben aber im grenznahen Raum intensivierte Fahndungsmaßnahmen durch.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte im Frühjahr als Reaktion auf westliche Sanktionen erklärt, er werde Migranten auf dem Weg in die Europäische Union nicht mehr aufhalten.

Die Zahl irregulärer Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen zu Belarus sowie an der deutsch-polnischen Grenze nimmt seitdem zu.

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