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Das Liebfrauen-Gymnasium in Westend war die einzige Schule, die sich bereit erklärte Torben P. aufzunehmen.
© dapd

Unruhe an der neuen Schule: Torben P. wird zum Fall fürs Erzbistum

Vor vier Wochen wechselte der verurteilte U-Bahnschläger Torben P. an die katholische Liebfrauen-Schule in Westend. Jetzt melden sich beunruhigte Eltern zu Wort.

Der Schulfrieden an Torben P.s neuem Gymnasium scheint noch nicht wieder ganz eingekehrt zu sein. Das wird knapp vier Wochen deutlich, nachdem P., in erster Instanz wegen versuchten Totschlags zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, an die katholische Liebfrauen- Schule in Westend wechselte.

Nun meldet sich ein Vater, der nicht namentlich genannt werden möchte, in einem Brief an den Schulträger zu Wort. Der Öffentlichkeit werde „ein heiles Bild“ über Torben P.s Verbleib an der Schule vermittelt, heißt es darin. Die Eltern seien anders als vom Erzbischöflichen Ordinariat behauptet jedoch nicht in die Entscheidung einbezogen, sondern im Gegenteil „erst nach der Entscheidung überhaupt informiert und vor vollendete Tatsachen“ gestellt worden.

In Anbetracht des Drucks, der an der Schule herrsche, sei außerdem „sehr fraglich“, ob Schüler und Lehrer ihre Bedenken und Ängste zum Thema frei äußern könnten. Ein Großteil der Eltern sei „in großer Sorge wegen der nicht kalkulierbaren Risiken“, die mit Torben P.s Aufenthalt an der Schule einhergingen.

Nachdem P. als „U-Bahn-Schläger“ bundesweit bekannt geworden war, war keine andere als die Liebfrauen-Schule bereit gewesen, den Elftklässler aufzunehmen. Die große Mehrheit der Eltern, Schüler und Lehrer hätten der Aufnahme zugestimmt, sagte die zuständige Schulrätin damals. Vonseiten des Ordinariats hieß es, es gehe um eine zweite Chance.

„Nach allem, was ich weiß, ist eine gewisse Ruhe in die Schule eingekehrt“, sagte der Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats am gestrigen Donnerstag. Ein Lehrer, der Torben P. nicht unterrichten wolle, müsse dies nicht tun – der Rest unterrichte ganz normal. Gestern habe ein Gespräch mit Lehrern stattgefunden, die vor den Ferien ebenfalls moniert hatten, nicht genügend an der Entscheidung beteiligt worden zu sein. Einen Lehrerstreik, wie von einer Zeitung berichtet, habe es jedoch nie gegeben. Auch eine „Flut von Elternprotesten“ gebe es nicht.

Die Eltern seien über die Gremien der Elternvertreter in die Entscheidung einbezogen worden, die Schulpsychologin sei auf den Fall vorbereitet und kundig. Darüber hinaus werde mit einem Bündel von Maßnahmen auf die Anwesenheit P.s reagiert. So würden etwa im Religionsunterricht Schuld und Vergebung thematisiert.

Der Verfasser des Briefs fordert nun, mit Schülern und Eltern künftig offener umzugehen. Zudem sollen die Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden: Es gebe Leute, die „richtigen Hass“ gegen Torben P. in sich trügen. Das Schulgebäude dürfe also nicht ungehindert zugänglich sein.

Patricia Hecht

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