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Schwerer Start: Torben P. geht wieder zur Schule

Vorläufig kann der U-Bahn-Schläger Torben P. wieder zum Unterricht gehen - keine leichte erste Woche für die Schule, die nun wegen des Neuzugangs erheblichen Presse-Rummel hat.

Für Torben P. geht die erste Woche an seiner neuen Schule zu Ende – und für Mitschüler, deren Eltern und die Lehrer des Liebfrauen-Gymnasium waren es anstrengende Tage. Torben P., in erster Instanz wegen versuchten Totschlags zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, besucht seit Dienstag das katholische Gymnasium in Charlottenburg. Keine andere Einrichtung wollte den 18-Jährigen aufnehmen.

Mit der Geste, dem bundesweit bekannten Gewalttäter, das Abitur zu ermöglichen, haben es sich Erzbistum und Schule nicht leicht gemacht: Am Donnerstag etwa war zu hören, dass einige Eltern gegen die Aufnahme von Torben P. aktiv werden wollen. Ob es eine Protestresolution an Schule oder Bistum geben soll, war nicht zu erfahren. In den vergangenen Tagen hatten außerdem Fotografen immer wieder versucht, Bilder von Torben P. zu schießen. Erst vor drei Tagen hatten Schule und Kirche die Presse gebeten, die Schüler nicht zu behelligen.

Das Liebfrauen-Gymnasium in Westend war die einzige Schule, die sich bereit erklärte Torben P. aufzunehmen.
Das Liebfrauen-Gymnasium in Westend war die einzige Schule, die sich bereit erklärte Torben P. aufzunehmen.
© dapd

Etwa 750 Kinder und Jugendliche besuchen das Gymnasium, die große Mehrheit der Eltern, Schüler und Lehrer hatte der Aufnahme zugestimmt. Nur ein Lehrer will Torben P. nicht unterrichten. Schulpfarrer Lutz Nehk hatte zuvor in einem Brief auf das christliche Selbstverständnis des Gymnasiums hingewiesen: Eine „besonnene, reife und liebevolle“ Schulgemeinschaft könne Torben P. integrieren. Die meisten Schüler dürfte der Rummel um den umstrittenen Neuzugang inzwischen mehr stören, hieß es von Eltern, als die Präsenz von Torben P. selbst.

„Vieles, was jetzt passiert, ist Panikmache“, sagt Johannes von Bassenheim vom Förderverein „Freunde der Liebfrauenschule“. Er befürchte, dass Torben P. durch „eine Hexenjagd“ an einer erfolgreichen Resozialisierung gehindert werden könne: „Dabei sollte es doch genau darum gehen, dass neben einer notwendigen Strafe für seine Tat eine Wiedereingliederung möglich ist.“ Von Bassenheim betonte, das Liebfrauen-Gymnasium sei eine katholische Schule, die zu ihren Werten stehe. Seine Tochter, die selbst auf die Schule gehe, habe Torben P. als normalen, unauffälligen Schüler erlebt.

Der Sprecher des Berliner Erzbistums, Stefan Förner, erklärte zu Gerüchten, wonach am Donnerstagabend ein Elternabend geplant gewesen sei: „Soweit ich weiß, treffen sich einige Eltern privat, um sich über die Situation zu beratschlagen.“ Im Schulgebäude selber träfen sie sich nicht. „Sollte es aber etwa ein Protestschreiben geben, werden wir dies selbstverständlich ernst nehmen“, sagte Förner. Torben P. geht in die elfte Klasse der Schule und will das Abitur machen, sofern er nicht vorher die Haft antreten muss. Im April hatte P. im U-Bahnhof Friedrichstraße einen Mann brutal auf den Kopf getreten. Die Szene aus dem Überwachungsvideo hatte bundesweit Empörung ausgelöst.

Hannes Heine

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