Berlin-Rummelsburg: Tod unter Straßenbahn – Feuerwehr „tief getroffen“
Eine13-jährige Radfahrerin stirbt auf den Bahngleisen. Sie lebte noch, als die Feuerwehrleute erschien. Jetzt sind die Ermittler gefragt. Am Donnerstag gab es eine Mahnwache.
Der Tod eines 13-jährigen Mädchens, das am Dienstagabend an der Köpenicker Chaussee von einer Tram erfasst wurde, als es die Gleise überquerte, wirft weiterhin Fragen auf – und gibt Raum für Spekulationen. Denn beim Eintreffen der Einsatzkräfte von Feuerwehr, BVG und Polizei war die Jugendliche noch am Leben, sie rief nach Hilfe eingeklemmt unter der Tram. Beim Versuch, sie zu befreien, rutschte der Bahnwaggon weg und erfasste außerdem noch zwei Feuerwehrleute. Nun wird gerätselt und ermittelt, wie es dazu kommen konnte.
„Tief betroffen“ sind die Mitarbeiter der Feuerwehr von dem „tragischen Ereignis“, sagt Sprecher Thomas Kirstein – zumal „nach jetzigen Erkenntnissen kein Fehler beim Handeln der Einsatzkräfte festzustellen ist“. Die Ermittlungen laufen, bei der Polizei, der BVG und auch intern bei der Feuerwehr: Ein Leitender Branddirektor wurde dazu abbestellt.
Feuerwehr weist Spekulationen zurück
Einerseits, weil das Mädchen zu Tode kam, und andererseits weil auch zwei Kollegen verletzt wurden und im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der eine erlitt einen Fußbruch und bleibt vorerst in stationärer Behandlung, der andere ist bereits entlassen worden.
Spekulationen, wonach das Mädchen nur leichte Verletzungen bei Eintreffen der Einsatzkräfte gehabt habe – und durch den verunglückten Einsatz zu Tode kam, wies die Feuerwehr zurück: „Das hilft niemandem“, erst die Obduktion könne die Todesursache klären.
Sicher ist, dass das Mädchen ungefähr vier Meter weit von der Vorderkante des Zuges unter demselben lag. Zudem verrutschte der Wagen und senkte sich just als die beiden Feuerwehrmänner auf halbem Wege unter dem Zug zum Mädchen krochen. Deshalb wurden sie bei der erneuten Anhebung des Wagens dann als erstes befreit.
„Alle Arbeitsanweisungen der Feuerwehr für einen solchen Fall wurden eingehalten“, so Kirstein weiter. Nach jetzigem Kenntnisstand sei das spezielle „Hebewerkzeug“ an den dafür vorgesehenen „Anschlagpunkten“ angesetzt worden, ähnlich wie bei einem Auto der Wagenheber. Wegen der beweglichen Gelenke zwischen den Wagen sei dort auch eine Strebe als Sicherung angebracht worden. „Dramatisch“ nennt der Sprecher es deshalb, dass trotzdem der tragische Unfall geschehen konnte.
Sie warteten extra auf Spezialkräfte
Anders als die Polizei zunächst berichtet hatte, war der Spezialkran der BVG zunächst nicht im Einsatz. Beim zweiten Anheben des Wagens soll die Feuerwehr eine andere Methode genutzt haben und ein Hebekissen eingesetzt haben, das mit Druckluft aufgepumpt wird.
Dass das Kind vor dem ersten Rettungseinsatz noch lebte, bestätigte die Feuerwehr. „Es war noch zu hören und konnte deshalb lokalisiert werden.“ Es lag eingeklemmt zwischen Unterboden des Wagens und Gleisbett, das im Falle von „Niederflurbahnen“ wie dieser kaum mehr Platz lässt als an die zehn Zentimeter. Hintergrund: Die tiefgelegten Waggons machen es älteren oder gehbehinderten Menschen leichter, ein- und auszusteigen.
Das Anheben und Fixieren von Straßenbahnwagen ist nichts ganz Ungewöhnliches sondern erfolgt nach Angaben der Feuerwehr immer wieder mal, etwa weil ein Tier oder ein Fahrrad ins Gleisbett gerät oder – häufiger noch – weil es zu Unfällen einer Bahn mit einem Auto kommt.
Diese Einsätze bei „Havarien“ würden regelmäßig trainiert. Der Einsatz von Hebewerkzeugen bleibe bei Niederflurbahnen den Männern vom „Technischen Dienst“ oder dem Havariedienst der BVG vorbehalten. So auch beim aktuellen Fall: Die Einsatzkräfte der Feuerwachen in Karlshorst und Treptow, die als erste am Unfallort waren, hätten die Ankunft der Spezialkräfte abgewartet.
Am Donnerstag versammelten sich Aktivisten und Freunde des Mädchens zur Mahnwache am Unglücksort. Der "Volksentscheid Fahrrad" hatte dazu aufgerufen.
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