Polizei kontrolliert E-Roller in Berlin: Theil und Brauner greifen durch – ein bisschen
Die Polizei hat an der Warschauer Brücke E-Roller kontrolliert und auch die Presse eingeladen. Der Erfolg war mäßig.
Die Fahrradstaffel der Berliner Polizei hat am Freitagnachmittag an der Warschauer Brücke E-Scooter kontrolliert. Die groß angekündigte Aktion fand im Rahmen der Verkehrssicherheitstage der Polizei statt. „Seitdem die Roller zugelassen wurden haben wir viel mehr zu tun“, klagt einer der beiden Beteiligten, Fahrradpolizist Marcus Brauner. An diesem Tag bleibt die erwartete Flut der neonfarbenen Elektroflitzer jedoch aus.
Erst nach fünf Minuten rollt der Erste heran – zur Freude der Polizisten auf der Straße und nicht – wie vorgesehen – auf dem Radweg. Brauner winkt den jungen Mann heraus und erklärt ihm, was er falsch gemacht hat. Der Fahrer wird nach kurzer Diskussion mit Infoflyer wieder in den Großstadtverkehr entlassen. Ein Verwarngeld gibt es nicht.
Brauner erklärt, viele wüssten schlicht nicht, wo sie mit dem Roller fahren dürften und wo nicht. „Die denken halt: Überall, wo ein Fahrrad fahren darf, dürfen sie auch fahren.“ Ein Irrtum. Zwar stimme es, das man mit den Scootern immer wenn möglich auf dem Fahrradweg fahren müsse - und eben nicht auf der Straße. Auf Wegen in Parkanlagen oder in Fußgängerzonen, in denen Radfahrer fahren dürfen, seien die Roller aber ebenfalls nicht erlaubt.
"Das Auto ist der gefährlichste Verkehrsteilnehmer"
Die nächsten unvorsichtigen Rollerfahrer nähern sich den Polizisten. Einer von ihnen trägt zwar vorbildmäßig eine Verkehrsweste – der andere aber fährt auf dem Gehweg. Die beiden Beamten sind diesmal weniger gnädig. Brauner holt aus seiner Satteltasche ein Kartenlesegerät. Das macht 15 Euro.
Direkt vor Ort darf der genervte Mann mit Kartenzahlung Buße tun. Besonders ärgerlich: Er und sein Kollege sind Angestellte eines E-Scooter-Verleihers und waren gerade dabei, falsch abgestellte Roller zu entfernen.
Eine Tätigkeit, die die Polizisten ja eigentlich euphorisch begrüßen würden, sagt Brauner. Sie selbst seien ja oft genug damit beschäftigt falsch abgestellte Exemplare aus dem Weg zu räumen. Kein sonderlich angenehmer Job, denn die E-Tretroller seien ziemlich schwer. Der Beamte vermutet, dass die Polizei falsch geparkte Roller bald kostenpflichtig abschleppen lässt. Die Rechnung ginge dann an die Unternehmen.
Auch die Mitarbeiter der Verleihfirma, glauben, dass sich hier etwas ändern müsse. „Wir werden die Kunden bald für mehr verantwortlich machen“, sagt einer. Mehr verrät er aber nicht – sein Kollege faucht ihn an, er solle nicht mit der Presse reden. Die verbreite schließlich nur „von der Autolobby finanzierte Propaganda“. Dann ziehen die beiden Männer ab.
Für eine lange Zeit passiert dann nichts. Die beiden Polizisten stehen an der Bordsteinkante und schauen in die Ferne. Nach ihrer Meinung zum E-Scooter-Boom gefragt, wirken beide etwas genervt. Erstens gebe es mehr Unfälle, zählt Brauners Kollege Ronny Theil auf.
Zweitens wüssten die Menschen nicht genug und würden die Roller für Spielzeug halten. „Aber das sind Kraftfahrzeuge“, unterbricht Brauner seinen Kollegen. „Und für die gibt es Regeln.“ Zu denen zähle zum Beispiel, dass zwei Menschen nicht gleichzeitig auf einem Roller fahren dürfen.
Auf Parkwegen dürfen zwar Fahrräder fahren, aber keine E-Roller
Theil sagt, er rechne fest damit, dass der Boom bald wieder vorbei ginge. Würden die Roller aber mehr Menschen davon abbringen, Auto zu fahren, sei das gut. Denn: „Das Auto ist der gefährlichste Verkehrsteilnehmer“, sagt er.
Er sei deshalb ein großer Fahrradfan. „Das ist schneller, flexibler und unabhängiger“. Und die Roller würden eh nur von Touristen benutzt, meint der Beamte. Der normale Berliner sage sich doch: „Wat muss ick hier zahlen? Nee. Da fahr ich Bus.“
Das größte Problem für Theil und Brauner ist aber, dass die Fahrzeuge überall stehen gelassen werden. „Die halbe Stadt ist zugemüllt“, schimpft Theil. Die Roller stünden auf Fahrradwegen, Bahnsteigen und vor Hauseingängen.
Eine besondere Gefahr stellten die falsch abgestellten Scooter für sehbehinderte Menschen dar, sagt Theil, als gerade eine Frau mit Blindenstock vorbeikommt. Sie stößt dann aber nicht gegen einen der liegenden Elektroroller. Mit ihrem Stock stößt sie an zwei Fahrräder. Es sind die von Theil und Brauner. Sie hatten sie mitten auf den Gehweg gestellt.
Leonard Scharfenberg
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