Streit über geplante Beteiligung: "Tempelhof-Projekt" soll Wohnungen und Fabriken in Tegel bauen
Die Firma "Tempelhof Projekt" soll sich an der "Tegel-Projekt-GmbH" beteiligen. Soweit die Pläne des Senats, doch es droht Streit. Denn eine Zusammenlegung könnte nicht zuletzt das SPD-CDU-Kräfteverhältnis ins Wanken bringen.
Neubauten wird es am Rande des Tempelhofer Feldes nicht geben. So hat es das Volk entschieden. Vor fast einem Jahr fiel diese Entscheidung und eigentlich hätte das auch Konsequenzen haben müssen für die mit Planung und Bau der hinfälligen Siedlung auf dem Feld beauftragte Firma. Doch die „Tempelhof Projekt“, die nach dem Willen des damaligen Bausenators Michael Müller (SPD) rund 4000 Wohnungen errichten sollte, gibt es bis heute – und soll nun sogar aufblühen.
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel im Aufsichtsrat von "Tempelhof Projekt"
Ganz unverhofft soll sie gewaltig an Bedeutung gewinnen und die Macht von Müllers Nachfolger als Stadtentwicklungssenator bei der Gestaltung von Berlins Brachen ausdehnen. Der erste Schritt ist getan: Am Dienstag hat der Senat Andreas Geisel (SPD) in den Aufsichtsrat der landeseigenen Firma "Tempelhof Projekt" bestellt. „In der Nachfolge von Michael Müller“ bestätigte ein Sprecher der Bauverwaltung die Personalie lapidar. Dabei wird damit eine wichtige Weichenstellung gesetzt. Dass Geisel überhaupt in das Kontrollgremium der Firma einrückt, zeigt für Beobachter jedenfalls eins: Spekulationen über eine Abwicklung der Firma waren verfrüht – und verfehlt. Zumal die Bauverwaltung Großes mit dem Unternehmen vorhat: Die Tempelhof-Projekt soll eine „direkte Beteiligung an der Tegel-Projekt GmbH“ eingehen. Sollte es so kommen, hätte die Zusammenlegung den Vorteil, dass die durch den Volksentscheid ihrer Beschäftigung beraubten Tempelhof-Planer wieder eine Aufgabe hätten: Wohnungen und Fabriken in Tegel zu bauen. Denn die neue Siedlung am Rand der Tegeler Rollbahn wird trotz der gescheiterten Bewerbung für die Olympischen Spiele gebaut, wenn das letzte Flugzeug abgehoben hat. Das hat der Senat stets betont. Und warum sollten das nicht die Tempelhof-Planer übernehmen?
Börsianer könnten eine feindliche Übernahme sehen
Ob die Bauverwaltung von ebendiesen Überlegungen angetrieben ist, wollte sie nicht verraten. Wohl aber, dass eine „Richtungsentscheidung“ für die Planungsfirma ohne aktuelle Pläne fallen müsse, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf Anfrage einräumte. Der Senat werde diese „im Laufe des Mai 2015 treffen“. Das fällt zusammen mit dem Abschied in den Ruhestand vom langjährigen Chef der Tempelhofer Projekt, Gerhard Steindorf. Ihm soll nach dem Willen von Geisels Verwaltung erst mal ein „Interimsgeschäftsführer“ folgen. Und weiter heißt es: „Insofern ist die Befürchtung, Tempelhof sei dann führungslos, unbegründet.“ Dass in der Cheffrage keine endgültigen Fakten geschaffen werden, erklären Beobachter auch mit der Fusion, Zusammenlegung – oder wie auch immer die beabsichtigte Beteiligung der Firma an der Tegeler Entwicklungsgesellschaft enden könnte.
Denn die Aufgaben des Leiters der so möglicherweise neu entstehenden Gesellschaft wären viel weit reichender als die eines Chefsanierers des maroden Airport- und Veranstaltungs-Gebäudes am Rande des Tempelhofer Feldes. Börsianer würden das Firmenmanöver mutmaßlich eine feindliche Übernahme nennen. Und so ganz schief muss das Gleichnis wohl nicht sein: Denn während die Tempelhof-Projekt in die Zuständigkeit der SPD-geführten Bauverwaltung fällt, wacht die von der CDU besetzte Wirtschaftsverwaltung über die Geschicke der Tegel-Projekt. Eine Beteiligung der einen an der anderen brächte diese klaren Kräfteverhältnisse jedenfalls ins Wanken – und deshalb rumort es mächtig hinter den Kulissen.
Neustrukturierung Tempelhof-Projekt
Drahtzieher war einmal mehr Geisels rühriger Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup (SPD). Der hatte am Montag seine Kollegen aus den anderen Senatsverwaltungen während der „Staatssekretärskonferenz“ auf eine „Senatsvorlage zur Neustrukturierung“ zur Tempelhof-Projekt hingewiesen. „In der letzten Woche“ habe er diese „in die Mitzeichnung gegeben“, heißt es in dem Protokoll, das dem Tagesspiegel vorliegt. Deren zentraler Inhalt: Die Beteiligung der Tempelhof- an der Tegel-Projekt.
Wirtschaftssenatorin Yzer für die Beteiligung
Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) sagte auf Anfrage: „Die Entscheidung zur Tempelhof Projekt GmbH ist längst überfällig“. Eine Zusammenführung mit der Tegel Projekt GmbH mache Sinn, weil hier Liegenschaften für gewerbliche und industrielle Nutzung entwickelt werden müssten. „Genau deshalb sollten jetzt beide unter dem Dach der Wista zusammengeführt werden“. Die zum Wirtschaftsressort gehörende Wista habe ja schon jetzt erfolgreich die Tegel-Projekt betreut. Ähnlich äußerte sich der stellvertretende CDU-Fraktionschef Stefan Evers: „Die Tempelhof-Projekt war keine Erfolgsgeschichte“. Es gelte „hemmende Strukturen“ jenes „verlängerten Arms der glücklosen Bauverwaltung zu zerschlagen“, die Kompetenz der Beschäftigten der Tempelhof-Projekt aber zu erhalten.