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Der Flughafen Tegel soll Anfang November schließen – wenn alles nach Plan läuft.
© Monika Skolimowska/dpa

Nur noch zehn Prozent des üblichen Flugverkehrs: Tegel könnte wegen der Corona-Krise vorzeitig schließen

Wer nicht reisen muss, vermeidet es. Die Berliner Flughäfen trifft die Pandemie stark – und stürzt sie in finanzielle Probleme.

Die Corona-Krise kann womöglich sogar dazu führen, dass der Flughafen Tegel vorzeitig geschlossen wird, der bislang ja nach der für den 31.Oktober 2020 geplanten Inbetriebnahme des neuen BER-Airports stillgelegt werden soll.

In einer Telefonschaltkonferenz mit dem BER–Sonderausschuss des Brandenburger Landtages schloss Rainer Bretschneider, Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) am Montag jedenfalls wegen der dramatischen Einbrüche im Flugverkehr eine vorübergehende Schließung eines der beiden Berliner Flughafen nicht aus.

Nur noch zehn Prozent des üblichen Verkehrs auf den Flughäfen

„Das ist im Moment nicht abzusehen. Das wird in den nächsten Tagen und Wochen zu entscheiden sein“, sagte Bretschneider. Man sei in Absprache mit den Luftfahrtbehörden. Die Flughafengesellschaft selbst habe eine Betriebspflicht, nur die Behörden könnten die Schließung verfügen. Nach seinen Worten werden aktuell in Tegel und Schönefeld nur noch zehn Prozent des vorher üblichen Verkehrs abgewickelt. Letzte Woche waren es 25 Prozent. Lufthansa, Easyjet und Ryanair haben demnach den Flugverkehr im Wesentlichen eingestellt.

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Die Flughafengesellschaft der Länder Berlin Brandenburg und des Bundes, die schon wegen des BER tiefrote Zahlen schreibt, stürzt damit in „erhebliche finanzielle Probleme“, wie Bretschneider sagte. Die Spanne der Liquiditätslücke, für die die FBB auf direkte Hilfen der Gesellschafter oder andere Bundeszuschüsse angewiesen sein wird, bezifferte Bretschneider auf „einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag bis zu einem größeren dreistelligen Millionenbetrag.“ Es gehe um mehr als 100 Millionen Euro.Und da kommen die 792 Millionen Euro erst noch noch hinzu, die die FBB ohnehin braucht, um nach der geplanten BER–Eröffnung bis zum Jahr 2025 über die Runden zu kommen. Bislang plant die FBB, dass dies je zur Hälfte von Darlehen der öffentlichen Gesellschafter und durch unverbürgte Kredite auf dem freien Kapitalmarkt aufgebracht werden soll.

Bretschneider spricht von „Unsicherheiten“ für die BER-Baustelle

So hatte es auch Lütke Daldrup nach der Aufsichtsratssitzung letzte Woche erklärt. Bekäme die FBB die Kredite auf dem freien Markt nicht, müsste Brandenburg und Berlin jeweils der FBB rund 282 Millionen Euro geben, Corona-Nothilfen von jeweils mindestens 40 Millionen Euro kämen noch hinzu.

Zum Vergleich: Der bisher für die gesamte Brandenburger Wirtschaft wegen der Pandemie geplante Rettungsschirm soll mit einem Volumen von 500 Millionen Euro starten. In der Schaltkonferenz hielt Bretschneider am Starttermin 31.Oktober 2020 fest, sprach aber mit Blick auf Corona-Unwägbarkeiten von „Unsicherheiten“ für die Baustelle.

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Dort hat der Tüv Rheinland wegen eines Corona-Falls in den eigenen Reihen letzte Woche alle Prüfer, die dort die Anlagen und den Bau abnehmen, vorübergehend abgezogen. Der TÜV sei deshalb auch nicht zum Aufsichtsrat erschienen, so Bretschneider. Das Gremium bekam damit keinen unabhängigen Bericht, wie es aktuell um Baustelle und die Kabelmängel im Terminal bestellt ist.

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