BER-Flughafen: Tegel-Anwohner müssen noch länger mit Lärm auskommen
Ob der BER in Schönefeld tatsächlich im Jahr 2017 eröffnet werden kann, ist noch immer unklar. Fest steht aber, dass die Airlines nach und nach an den BER ziehen werden und das sich die Anwohner in Sachen Lärmschutz noch gedulden müssen.
Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hat ein besonderes Problem: Er kann das Geld nicht so schnell ausgeben wie er will. Zumindest beim Schallschutz für die Anwohner. Die Einbauten würden nur „schleppend“ umgesetzt, sagte er am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses. Von 19 700 Anträgen seien zwar 73 Prozent bewilligt, umgesetzt davon seien aber erst etwa 3100. Berechtigte wehrten sich gegen den Einbau der Doppelfenster, weil diese meist in die Räume ragten. Zudem lehnten viele die Innendämmung ab, weil sie die meist ohnehin kleinen Räume noch kleiner mache. Eine zertifizierte Außendämmung gebe es auf dem Markt jedoch nicht.
TEGEL–UMZUG
Mühlenfeld konkretisierte zudem seine Pläne für den Umzug von Tegel zum BER, dessen Inbetriebnahmetermin weiter nicht fest steht. Möglichst zum Flugplanwechsel im Oktober 2017 solle entweder die Air-Berlin- oder die Lufthansa-Gruppe den Flughafen wechseln. Damit würde der BER mit etwa 40-Prozent des Tegel-Verkehrs den Betrieb aufnehmen.
Vier Wochen später soll dann der nächste Schwung folgen. Mühlenfeld würde gern noch länger am BER „üben“, doch die Flugsicherung und die Bundespolizei drängten auf einen schnellen Komplettumzug, weil sie nicht die Kapazitäten hätten, um drei Flughäfen gleichzeitig zu bearbeiten. Allerdings müssen die Fluggesellschaften mit einem zeitversetzten Umzug einverstanden sein. Sonst müsse man neu nachdenken. Auch für den Flughafen wird es aufwändig, vorübergehend drei Flughäfen zu betreiben. Unter anderem muss dafür auch die Feuerwehr vorgehalten werden.
TEGEL-LÄRM
Auf ein leiseres Anflugverfahren müssen die Tegel-Anwohner jetzt noch etwas länger warten, weil die Flugsicherung für das Umsetzen mehr Zeit braucht. Die Abgeordneten beschlossen zwar einen Antrag, die nächtlichen Postflüge von Germanwings von Tegel nach Schönefeld zu verlagern, wiesen aber gleichzeitig darauf hin, dass es dafür keine Rechtsgrundlage gebe.
Die Flüge finden derzeit dienstags bis donnerstags statt. Der für den Flughafen zuständige Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup wertete das Votum aber als Unterstützung bei den weiteren Gesprächen mit Germanwings, die das Ziel hätten, die Postflüge zu verlagern. In Tegel wolle man im nächsten Jahr nochmals sechs Millionen Euro investieren.,
BER–KAPAZITÄT
Am zu klein konzipierten BER werde es keine Kapazitätsprobleme gebe, versicherte Mühlenfeld zudem den Abgeordneten – obwohl es im Berlin-Verkehr bereits 2017 rund 30 Millionen Passagiere geben werde und der BER nur eine Kapazität für 22 Millionen bis 27 Millionen habe. Am BER will Mühlenfeld mit 22 Millionen Fluggästen starten.
Durch optimierte Betriebsabläufe und kleinere bauliche Anpassungen könne man die Kapazität innerhalb von fünf Jahren auf 27 Millionen steigern. Zudem werde Schönefeld–Alt statt jetzt acht Millionen durch Umbauten zehn Millionen Passagiere abfertigen können. Nach fünf Jahren müsse dort aber die Hälfte der Kapazität für den Bau des Regierungsterminals abgegeben werden. Dieser Verlust soll durch den Bau eines weiteren Terminals in Billigbauweise mit einer Kapazität von acht Millionen Passagieren abgefangen werden. Somit gebe es 2023 Platz für 40 Millionen Passagiere.