Heute vor 20 Jahren: Der BER in Sperenberg für 70 Millionen Mark
Da wäre uns einiges erspart geblieben: Auf eine kleine Anfrage nannte vor 20 Jahren der Verkehrssenator eine bemerkenswerte Summe für den neuen Hauptstadtflughafen. Eine Glosse.
Was Lustiges wäre an dieser Stelle schon schön. Aber, mon dieu, die aktuellen Nachrichten geben es einfach nicht her.
Wer lachen will, muss in den Keller gehen. Ins Archiv. Dort sammeln die Kollegen vom Geschichtsportal „Luise Berlin“, was ihnen bemerkenswert scheint, Jahr für Jahr und Tag für Tag. Für den 17. November 1995 steht da: „Verkehrssenator Herwig Haase gibt in Beantwortung einer kleinen Anfrage Kosten für den Bau des Großflughafens in Sperenberg (einschließlich Verkehrsanbindung) von 70 bis 163 Millionen Mark an.“
Wir begehen also heute den 20. Jahrestag eines Politklamauks, der schon damals nicht ernst gemeint gewesen sein kann. Man mag es kaum glauben, aber auf die Schnelle lässt es sich selbst in der Altpapierkiste des Abgeordnetenhauses nicht überprüfen, und das Internet war in der Landespolitik damals so präsent wie Kalifornien bei den alten Römern.
Aber für 70 Millionen Mark wäre selbst vor 20 Jahren nur ein flügellahmer Airbus (sog. Billigflieger) drin gewesen. Jetzt gibt es dafür gerade einen Monat Eröffnungsverzögerung, inflationsbereinigt vielleicht auch zwei. Immerhin verkehrsgünstig gelegen in Schönefeld statt Sperenberg. So lässt sich Stillstand auch ohne lange Anreise erleben.
Apropos Anreise: Als weiteres Jubiläum am 17. November verzeichnen Luises Chronisten die Bekanntgabe einer Emnid-Umfrage am 17.11.1998. Demnach befürworteten 63 Prozent der Bundesbürger den Bau der Transrapid-Magnetschwebebahn zwischen Berlin und Hamburg. Die anderen hielten wahrscheinlich Direktflüge vom 70-Millionen-Mark- Drehkreuz in Sperenberg für sinnvoller.