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Ein Plakat mit einem Suchaufruf nach dem vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed an einem Fenster des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LAGESO) in Berlin.
© Michael Kappeler/dpa
Update

Mutmaßliche Entführung vorm Lageso: Suche nach Flüchtlingsjungen Mohamed wird ausgeweitet

Die Polizei sucht weiterhin nach dem mutmaßlichen Entführer des bosnischen Jungen Mohamed Januzi. Das Kind war am Lageso verschwunden. Ein Ortsbesuch.

Drei Überwachungskameras sind an den Zugängen zum Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) an der Turmstraße zu sehen. Sie sind allesamt nach innen gerichtet, also auf die Gesichter der Menschen, die das Gelände verlassen. Am Donnerstag der vergangenen Woche hat eine dieser Kameras die letzten Bilder von Mohamed Januzi aufgezeichnet, der seit neun Tagen als vermisst gilt. Mit dem jetzt veröffentlichten Video ist klar, dass sich der Vierjährige nicht einfach auf dem verwinkelten Gelände verirrt hat. Ein Mann, dunkle Haare, Bart und langärmliger Pullover, nahm den Jungen an die Hand und spazierte seelenruhig mit ihm in Richtung Stromstraße vom Lageso-Gelände. Nach Angaben der Berliner Polizei vom Samstagmorgen gibt es noch immer keine heiße Spur - weder zum Jungen, noch zum Verdächtigen.
Ortsbesuch am Freitagmorgen: Der Boden vor der Registrierungsstelle im Haus A ist matschig, die Kleider vieler Flüchtlinge feucht vom Regen. Ein Mädchen hüpft in einer Pfütze vor dem Essenszelt herum. An der Zeltwand hängt ein Bild von Mohamed Januzi. „Vermisst“ prangt in Englisch, Arabisch und Kyrillisch über dem Foto, mehr nicht. Die ausführlichen Fahndungsaufrufe der Polizei sind auf Deutsch zu lesen.

Bestürzung unter den Flüchtlingen

Ein Foto des vermissten Jungen.
Ein Foto des vermissten Jungen.
© Polizei Berlin

„Ich lasse meine Kinder hier nicht aus den Augen“, sagt eine Mutter. Sie kannte Mohamed Januzi nicht, stammt aber wie der Junge nach eigener Angabe aus Bosnien. Natürlich habe sie von der mutmaßlichen Entführung gehört – ein Grund mehr, auf die eigenen Töchter und Söhne aufzupassen, sagt die Frau. An Anstehen sei für sie mit sechs Kindern gar nicht zu denken. Andere Flüchtlinge haben keine Notiz von den Aushängen genommen. „Welcher Mohamed?“, fragen sie. Mit der einsetzenden Kälte und der noch immer tagelangen Wartezeit im Freien haben die meisten hier offenbar genug zu tun.

Erzählt man ihnen von der mutmaßlichen Entführung, ist in ihren Gesichtern aber deutlich die Bestürzung zu lesen. Eine junge Mutter bekräftigt, ihre Tochter generell nicht allein über das unübersichtliche Areal streifen zu lassen – auch das Sicherheitspersonal rät davon ab.

70 Hinweise sind bereits eingegangen

Näheres zu Mohamed Januzi weiß am Freitag niemand unter den Angesprochenen zu sagen. Die Polizeibeamten befragten am Freitag Ladenbesitzer und Anwohner in der Umgebung des Lageso und hängten in Moabit neue Plakate mit einem Standbild des mutmaßlichen Entführers aus dem Video auf. Der um das Landesamt gezogene Kreis sei ausgeweitet worden, hieß es im Präsidium. Bis Freitagabend gingen dort rund 70 Hinweise ein – dem Vernehmen nach führte aber bisher keiner auf eine heiße Spur. Mohamed Januzi wartete am Donnerstag, den 1. Oktober, mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern an der Turmstraße.

Mordkommission hat den Fall übernommen

Der Junge soll draußen geblieben sein, während seine Mutter bei einem Beratungsgespräch in einem Büro war. Die Polizei setzte bei ihrer Suchaktion auch sogenannte Mantrailer-Hunde ein. Diese konnten die Spur des Jungen zwar wittern, verloren sie jedoch kurz nach der Stelle, an der er gegen 14:40 Uhr mit dem Unbekannten gefilmt wurde. Möglich ist, dass die Auswertung weiterer Kameras neue Erkenntnisse liefern wird – die Polizei hielt sich am Freitag jedoch mit Kommentaren zu dieser Frage zurück. Seit das Video der Kamera am Haupttor bekannt ist, hat die achte Mordkommission den Fall übernommen, „da der Verdacht einer Straftat nicht ausgeschlossen werden kann“. Die Polizei schätzt, dass der Gesuchte zwischen 35 und 50 Jahre alt ist.

Wer kennt diesen Mann? Hinweise nimmt die Polizei entgegen.
Wer kennt diesen Mann? Hinweise nimmt die Polizei entgegen.
© Polizei

Pro Jahr gibt es etwa 1000 Anzeigen zu vermissten Kindern, nur sehr selten wird die Mordkommission eingeschaltet. Im Fall Mohamed schließen die Fahnder auch nicht aus, dass das Kind innerhalb der Familie entführt worden sein könnte.

Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Das Fahndungsvideo einer Überwachungskamera können Sie sich auch auf der Seite der Polizei angucken.

In der Hand hält er vermutlich ein Kuscheltier. Die Polizei sucht diesen Mann?
In der Hand hält er vermutlich ein Kuscheltier. Die Polizei sucht diesen Mann?
© Polizei

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