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Obdachlose gehören in der Berliner Innenstadt zum Straßenbild.
© Paul Zinken/dpa

Hansaviertel in Berlin-Tiergarten: Streit um Essensausgabe für Obdachlose

Am Hansaplatz wird vorerst kein Essen mehr an Obdachlose ausgegeben. Anwohner hatten sich beschwert. Grüne kritisieren die Rolle des SPD-Abgeordneten Thomas Isenberg.

Am Hansaplatz in Mitte streiten sich Anwohner und Obdachlosenhilfe über den Umgang mit Menschen, die auf der Straße leben. Viele Anwohner fühlen sich belästigt, es gibt Beschwerden über verbale Beleidigungen und öffentlich urinierende Männer. Der Rewe-Markt hat jetzt eine mobile Essensausgabe der Obdachlosenhilfe auf seinem Parkplatz untersagt.

In die Kritik geraten ist besonders der SPD-Abgeordnete Thomas Isenberg, der seinen Wahlkreis im Hansaviertel hat. Florian Wagner von der Berliner Obdachlosenhilfe wirft Isenberg vor, er habe Anwohner ermutigt, Druck auf die umliegenden Geschäfte auszuüben, damit sie Obdachlose nicht mehr bedienen. Auch die Kündigung der Essensausgabe sei vermutlich von ihm ausgegangen. Isenberg war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Rewe-Supermarktleiter Veysel Senkaya sagt, es sei von Beginn an klar gewesen, „dass die Essensausgabe auf unserem Parkplatz keine Dauerveranstaltung wird. Wir brauchen den Raum für Sonntagsöffnungszeiten und Veranstaltungen.“ Er selber wolle in der Auseinandersetzung neutral bleiben.

Grüne werfen Isenberg vor, Obdachlose zu vertreiben

Die Grünen beziehen dagegen klar Stellung. „Es ist unfassbar, dass einzelne Anwohner mit Unterstützung durch politische Prominenz versuchen, Obdachlose am Hansaplatz mit allen erdenklichen Mitteln zu vertreiben. Dass Herr Isenberg als Wahlkreisabgeordneter diesen Umtrieben auch noch den politischen Raum gibt, ist umso beschämender“, sagt Taylan Kurt, sozialpolitischer Sprecher der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung von Mitte.

Isenberg hatte im vergangenen Jahr zwei Bürgerversammlungen zum Thema „Sicherheit und Sauberkeit im Hansaviertel“ organisiert. Dabei ging es auch um die Frage, ob der Platz als kriminalitätsbelastet eingestuft werden sollte. Die Polizei sieht dafür bisher keine Veranlassung. Delikte wie Beleidigungen würden bislang einfach nicht angezeigt, heißt es aus Kreisen der örtlichen SPD. Man sei nicht generell gegen Obdachlose, aber „gegen die Situation vor Ort“. Die sei geprägt von Menschen aus Osteuropa, die betteln oder Flaschen sammeln und sich oft aggressiv verhielten, besonders gegenüber Frauen.

Obdachlosenhilfe will sich allen Parteien zusammensetzen

Die Zahl der Obdachlosen sollte verringert werden; die Essensausgabe auf dem Parkplatz schaffe die falschen Anreize. Die Obdachlosenhilfe will sich „möglichst bald mit allen betroffenen Parteien“ zusammensetzen und gemeinsam entscheiden, „wie unsere Arbeit am Hansaplatz in Zukunft aussehen kann“, sagt Florian Wagner.

In diesem Jahr feiert das Hansaviertel seinen 60. Geburtstag. Der Bund spendete vor zwei Jahren aus diesem Anlass 2,5 Millionen Euro für die Sanierung öffentlicher Gebäude und Freiflächen.

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