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Blick aus dem Tagesspiegel-Redaktionsgebäude auf das Werk der Künstlergruppe „Telmo Miel“.
© Lars von Törne

Erstes Berliner Mural Fest: Street-Art-Künstler zaubern Farbe an die Wand

Die größte Galerie der Stadt ist eröffnet: Internationale Künstler haben 30 riesige Gemälde geschaffen – anlässlich des Mural-Festivals.

In kurzen, farbbeklecksten Hosen stehen Telmo Pieper und Miel Krutzmann auf einer großen Hebebühne, die Basecaps gegen die pralle Sonne in die Stirn gezogen. Immer wieder tunken die Niederländer Pinsel in Farbtöpfe. „Telmo Miel“ nennt sich das in Street-Art-Kreisen bekannte Duo, neben ihnen werkelt der Amerikaner James Bullough mit Spraydosen.

Innerhalb von einer Woche verwandeln die drei Künstler eine bräunliche Brandwand auf dem Hof des Tagesspiegel-Verlagsgebäudes in Kreuzberg zu einem Hingucker.

In der Bernburger Straße 35 ist nun das Bild eines Kindes zu sehen, von dessen Arm eine Möwe ihre Flügel zum Abflug schwingt. Das Werk sei eine am Computer in vielen Schichten verwobene Collage aus vielen Fotos von zwei Menschen und zwei Vögeln, erläutern die Künstler, die sich oft an der Beziehung Mensch-Tier abarbeiten. Als Stimmungsaufheller soll das Bild wirken.

In der ganzen Stadt sind in den vergangenen Wochen beim ersten Berliner Mural-Festival 30 Brandwände mit neuen Motiven bemalt worden. Entstanden ist die Kunstforman des Muralismo (daher der Name) übrigens in den 1920er Jahren nach der mexikanischen Revolution. In Berlin waren mehr als 50 Künstler dabei. Anfang Mai retteten Teilnehmer Ben Wagins „Weltbaum“, der von einem Neubau am S-Bahnhof Tiergarten verdeckt wurde. Die Künstler malten das bekannte Bild von 1975 an eine Wand in Moabit.

Ein Kran zum Teilen

Zum Abschluss des Fests an diesem langen Pfingstwochenende ist das Bild am Anhalter Bahnhof gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Die Arbeit daran war nicht immer einfach. Zunächst hatten die Künstler die Wand von oben bis unten mit wild gesprühten Krakeleien überzogen: Einhörner, Würmer und sogar ein Penis dienten als Orientierungspunkte, die schrittweise mit dem eigentlichen Motiv übermalt wurden. Ohne ein solches Raster verlieren Giebelmaler leicht den Überblick, die Proportionen des Bildes können verrutschen.

Einfach so losmalen konnten sie auch danach nicht: Wegen des bröckeligen Putzes musste mit blauer Farbe grundiert werden. Auch den Kran hatten Pieper, Krutzmann und Bullough nicht immer für sich allein, weil er zeitweise von Künstlern gebraucht wurde, die an anderen Wänden für das Festival malten. Das Wetter spielte mit: Es regnete kaum und nur einmal musste eine Gewitterpause eingelegt werden.

Wer mehr der 30 neuen Berliner Wandbilder aus der Nähe betrachten will, kann sich auf der Webseite des Veranstalters eine Karte mit allen Orten herunterladen und dann selber auf Wandbild-Safari gehen: Bis zum Montag laufen zudem zahlreiche Partys und Street-Art-Workshops.

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