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Im Tegeler See kann man baden, ohne Eintritt zu zahlen. Wer aber ins Strandbad will, hat Pech. Das Bad bleibt zu, weil seine Abwasserrohre nicht doppelwandig sind.
©  imago/Schleser

Berliner Bäder: Strandbad Tegel bleibt diesen Sommer geschlossen

Das Strandbad Tegel wird wohl nie mehr öffnen. Der Berliner Senat will die Sanierung nicht bezahlen. Im See schwimmen kann man trotzdem.

Das Strandbad Tegel bleibt diesen Sommer geschlossen – und öffnet wahrscheinlich nie mehr. Die Umweltverwaltung hat den Bäderbetrieben keine Erlaubnis zum Weiterbetrieb erteilt. An sich hätte das Bad schon in den vergangenen Jahren nicht betrieben werden dürfen – das war nur aufgrund einer Ausnahme möglich. Es liegt nämlich im Wasserschutzgebiet.

„Wir müssen auch an die Trinkwasserversorgung denken“, erklärt der Sprecher der Umweltverwaltung, Matthias Tang, den Vorgang. „Das Bad liegt in der Schutzzone des Wasserwerks Tegel. Um zu gewährleisten, dass den Bürgern hygienisch einwandfreies Trinkwasser geliefert wird, darf das Bad nach der Wasserschutzgebietsverordnung nicht mit einwandigen Abwasserrohren betrieben werden.“ Vorgeschrieben seien doppelwandige Abwasserrohre. Das Bad müsse saniert werden, das sei seit Jahren bekannt. Erst wenn es doppelwandige Rohre habe, könne es wieder betrieben werden. Das Geld dafür will aber niemand ausgeben; der Senat hat andere Schwerpunkte. Dann bleibt den Schwimmern nur der Sprung außerhalb des Bades in den See; es gibt auch eine wilde Badestelle.

„Wir legen die Priorität auf die Sanierung von Schwimmhallen, sind im konkreten Fall aber offen für Vorschläge, die eine Weiternutzung des Strandbades ermöglichen“, hieß es aus der Innenverwaltung. „Denkbar ist eine Verpachtung. Voraussetzung für eine weitere Nutzung ist jedoch die Übernahme der Sanierung der technischen Infrastruktur.“

Wer im Sommer in Berlin die zweifelhafte Freude hat, in ein Freibad zu fahren, der fühlt sich wie eine Sardine in der Ölbüchse: Überfüllung, wohin das Auge reicht. Und ausgerechnet in Tegel soll sich ein Strandbad nicht rechnen?

schreibt NutzerIn BerlinerW

Schwach besucht, schlecht angebunden und nicht profitabel

Das Bad ist schwach besucht, verkehrsmäßig schlecht angebunden und wahrscheinlich nicht profitabel zu betreiben. Eine Sanierung würde nach Auskunft der Sportverwaltung rund 1,7 Millionen Euro kosten. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage hervor, die Sportstaatssekretär Christian Gaebler auf CDU-Anfrage im Dezember beantwortete. Es gibt offenbar mehrere Interessenten, die das Strandbad Tegeler See gern in Eigenregie übernehmen würden. „Es gibt Sportvereine, die das Bad pachten wollen, und Investoren, die es kaufen wollen, aber mit all diesen Dingen beschäftigt sich der Senat bisher nicht“, kritisiert der Reinickendorfer Abgeordnete und CDU-Sportpolitiker Tim-Christopher Zeelen. Der Aufsichtsrat der Bäderbetriebe habe die möglichen Varianten auch nicht diskutiert.

Im Falle einer Verpachtung oder Vermietung müssten die Berliner Bäder die Sanierung vorher erledigen, heißt es in der parlamentarischen Anfrage. Verkauft das Land das Bad hingegen, so wäre es das Problem los und die Sanierungskosten gleich mit. Dafür müsste das Bad allerdings als öffentliche Sportanlage nach dem Sportförderungsgesetz aufgegeben und entwidmet werden; das entscheidet dann das Abgeordnetenhaus, zumal es hieße, ein Landesgrundstück in private Hände zu übereignen. Das wiederum will Rot-Rot-Grün keinesfalls.

Die Bäderbetriebe äußern sich nicht. „Das ist jetzt eine politische Frage“, sagte Bäder-Sprecher Matthias Oloew. „Wir dürfen da nicht investieren.“ Die Bäderbetriebe hatten von 2012 bis 2015 eine mit Auflagen zur Sanierung der Abwasserleitungen befristete wasserbehördliche Befreiung. Sie bekamen auch für die Sommersaison 2016 nochmals eine Ausnahmegenehmigung, allerdings mit der Auflage, nach Ende der Badesaison nachzuweisen, dass alle einwandigen Abwasserleitungen dauerhaft außer Betrieb genommen wurden.

Zeelen sieht in der dauerhaften Schließung des Bades einen „Sündenfall, der so weder unter Rot-Rot noch unter Rot-Schwarz möglich gewesen wäre“. Er hält einen Weiterbetrieb durch eine temporäre Lösung für möglich und allein eine Frage des politischen Willens und meint: „Alles ist besser als ein geschlossenes Strandbad im Hochsommer.“

Fatina Keilani

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