Heiter bis stürmisch: Stormy Daniels eröffnet Berliner Erotikmesse "Venus"
Wirklich viele Fans haben sich nicht eingefunden, als Stormy Daniels zur Eröffnung der "Venus" posiert. Eine Betrachtung.
Namen wie Venus oder Donald Trump wecken große Erwartungen. Wenn beide am selben Ort zusammenkommen, ist das Interesse der Weltbevölkerug sicher. Eben das dürften sich auch die Veranstalter der „Venus“ gedacht haben, Berlins großer Erotikmesse, als sie Pornosternchen Stormy Daniels für die Eröffnungsveranstaltung gewannen. Zur Erinnerung: eben die Stormy Daniels, die auch jenseits der Pornoindustrie mit der Behauptung zu Ruhm gelangt war, sie habe mit Donald Trump geschlafen, sein Genital vermessen und es „Toad“ getauft.
Die Göttin der erotischen Liebe sucht man vergeblich
Es ist fünf vor Elf. Am Haupteingang zum Messegelände ist eine Bühne aufgebaut. An deren Zugang, unter einem großen Traversenbogen, drängen sich einige barbusige Sternchen der Erotikfilm-Industrie. Um sie wiederum drängen sich kniende Fotografen. Der Glamour, der dem Szenario Spannung verleihen soll, ist noch nicht im Bild – in gewisser Weise sitzt der ja auch im Weissen Haus.
Um punkt elf erklingen verhalten genau zwei Pfiffe und ebenso wenige kreischende Rufe, um gleich wieder zu verstummen. Allzu aufregend ist das alles nicht. Enthusiasten oder gar Fans halten sich in Grenzen, der größte Teil der wartenden Menge trägt Pressekärtchen um den Hals und Venus, die Göttin der erotischen Liebe, sie muss irgendwo weiter hinten im Gebäude sein. Ein Teil der Anwesenden ist mit professionellem Posieren, der andere mit Bild- und Tontechnik zugange.
Micaela Schäfer singt den Song "Barbie"
Drei Minuten nach Elf erklingt ein pulsierender Beat aus der Anlage. Auf der Bühne gehen vier Kästen auf, denen vier leicht bekleidete Damen entsteigen. Unter ihnen Micaela Schäfer, Miss Venus 2005. Sie singt „Barbie“, den Song, „it’s fantastic“, mit teils deutschem Strophentext und Stöhneinlagen. „Ausziehen!“ ruft einer aus der hintersten Reihe und plötzlich:
Stormy Daniels steht auf der Bühne, dreht sich um die eigene Achse, gedankenverloren, sichtlich unsicher, sucht Augenkontakt zu irgendwem, der sie anleiten könnte, verschwindet schnell wieder hinterm Vorhang, taucht wieder auf, reiht sich ein zu den vier Performerinnen, jetzt wesentlich sicherer auftretend. Nach kurzem Posieren für die Kameras ziehen sich die fünf Damen nach Backstage zurück. Gleich kommen die ersten vier ohne Stormy Daniels noch einmal zurück, um den Song abzuschließen – und mit ihm den Textteil des Programms. Anschließend verschwinden sie wieder. Eine Böe versetzt die Flaggen in Bewegung, die den Zugangsbereich des Messegeländes säumen – ihr Klappern verbreitet Untergangsstimmung. Stormy, die Stürmische, lässt sich nicht wieder blicken. Es ist zehn nach Elf. Die Venus ist eröffnet.
Thomas Wochnik