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Eine Rentnerin kümmert sich in einer Kindertagesstätte um Kinder (Symbolbild).
© Uli Deck/dpa

Kinderbetreuung in Berlin: Starkes Bezirksgefälle bei Tagespflege

In den westlichen Berliner Bezirken ist die Betreuung der Kinder bei Tagesmüttern stärker ausgeprägt als im Osten.

Die Kita-Landschaft in Berlin ist offenbar noch immer stark von Ost-West-Traditionen geprägt: Die Betreuung bei Tagesmüttern ist – 27 Jahre nach der Wende – in den westlichen Bezirken weiterhin wesentlich stärker ausgeprägt als im Osten. Dies geht aus einer Anfrage des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe hervor.

Mit Abstand vorn liegt Tempelhof-Schöneberg: Hier werden über 1000 Kinder in Tagespflege betreut – jedes sechste Berliner Tagespflegekind. Auch Steglitz-Zehlendorf, Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf liegen mit rund 600 Kindern weit vor Bezirken wie Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick, wo es traditionell ein stärkeres Krippenangebot gibt und nur rund 200 bis 250 Kinder bei Tagesmüttern untergebracht werden.

Sonderrolle Neukölln

Eine Sonderrolle spielt Neukölln: Trotz der Geburtenstärke gibt es nur knapp 400 Tagespflegekinder, was daran liegen könnte, dass die in Nord-Neukölln prozentual stark vertretenen Familien mit arabischem Hintergrund ihre Kinder länger zu Hause betreuen und sie erst jenseits des üblichen Tagespflegealters – unter drei Jahre – in fremde Hände geben.

Generell erfolgt der Ausbau von Plätzen bei Tagesmüttern ähnlich rasant wie bei den Kitas: Seit 2010 ist die Platzzahl um 20 Prozent auf jetzt fast 6000 gestiegen. Viele Eltern schätzen die familiäre Unterbringung, da die Betreuung meistens bei den Tagesmüttern zu Hause passiert. Einige wählen diese Form der Betreuung, weil sie keinen Krippen- oder Kitaplatz bekommen haben.

Der Platzmangel führt nach Informationen Luthes dazu, dass Eltern mitunter Kompromisse eingehen. Er berichtet von „Bürgern“, die sich darüber beklagen, dass in ihren Tagespflegeeinrichtungen mehr Kinder betreut werden als von der Wohnungsgröße her zulässig wäre. So werde „im Interesse des Senats, aber nicht im Interesses des Kindeswohls über den großen Mangel an Kinderbetreuungsmöglichkeiten hinweggetäuscht“.

Luthe berichtet, dass die geforderten rund 4,5 Quadratmeter pro Kind „vielfach nur dadurch erreicht werden, dass etwa der Flur der Wohnung oder das Badezimmer mit absurden Begründungen zur pädagogischen Nutzfläche gezählt werden“. Anhand der Antwort der Jugendverwaltung auf seine Anfrage, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt, ist eine Überbelegung allerdings nicht zu erkennen, weshalb Luthe „nochmals nachfragen will“.

Insgesamt verteilen sich die rund 6000 Kinder auf über 1600 Tagespflegestellen, die meist von Frauen verantwortet werden: Nur 119 „Tagespflegepersonen“ sind männlich.

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