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Bis Ende 2018 sollten 700 Nextbike-Stationen aufgebaut sein, im Frühjahr 2019 war es erst die Hälfte. Seitdem hat sich nichts geändert.
© Klaus-Dietmar Gabbert / dpa
Exklusiv

Schleppende Verkehrswende: Stadtrand bleibt bei Leihrädern und Carsharing außen vor

Die Zahl der Leihräder ist in der ganzen Stadt stark zurückgegangen, die der Leihautos gestiegen. Beide Entwicklungen betreffen den Innenstadtbereich.

Eine genaue Übersicht über Radabstellanlagen haben weder Senat noch Bezirke. Doch so viel ist klar: Die Zahl der Leihfahrräder ist stark gesunken. Waren es im Vorjahr 15.000 Leihräder, sind es in diesem Jahr nur noch 2950. Zudem sind sowohl Mietfahrräder als auch Carsharing-Fahrzeuge auf den Innenstadtbereich konzentriert. Das geht aus den Antworten auf zwei Anfragen des SPD-Politikers Sven Kohlmeier hervor.

„Die Außenbezirke sind weiter abgeschnitten von den vielfältigen Möglichkeiten einer Mobilitätswende“, kritisiert Kohlmeier. Er fordert Regelungen, „Wer öffentliches Straßenland nutzt, muss reguliert werden. Man kann auch nicht einfach einen Bockwurststand auf die Straße stellen.“

Die landeseigene Gesellschaft InfraVelo führt derzeit „eine sehr umfassende Potential- und Bedarfsanalyse für das Fahrradparken an S- und U-Bahnstationen durch“, hieß es auf Nachfrage bei der Verkehrsverwaltung. Diese Analysen seien die Grundlage für die Planung und Ausführung neuer Abstellanlagen. Grundsätzlich seien jedoch die Bezirke für Abstellanlagen zuständig, betont die Verwaltung.

Seit 2017 existiert das Fahrradbügel-Programm, wofür Bezirke Mittel für Fahrradständer bei der Verkehrsverwaltung abrufen können. Mit diesem Programm, das 2020 und 2021 fortgeführt wird, seien rund 15.000 Fahrradbügel für 30.000 Abstellplätze für Fahrräder errichtet worden.

Gefördert werden klassische Radbügel und überdachte Doppelstockparker. Als Standorte sind öffentliche Flächen an Straßen, Schulen, Kitas, Jugend- und Freizeiteinrichtungen, Amtsgebäuden oder Sportstätten vorgesehen. Einige Bezirke würden Fahrradparkhäuser am S-Bahnhof Zehlendorf, in Lichterfelde Süd und am Stuttgarter Platz, die InfraVelo ein Fahrradparkhaus am Ostkreuz planen.

Ausbau der Nextbike-Stationen kommt nicht voran

300 Stationen beim öffentlichen Fahrradverleihsystem sind derzeit in Betrieb, bei weiteren 300 geplanten Stationen liegen noch keine Genehmigungen vor. Verkehrsverwaltung und Nextbike haben in einem Vertrag festgelegt, dass auch auch außerhalb des S-Bahnrings ein Angebot mit Leihfahrrädern aufgebaut werden soll.

Bis Ende 2018 sollten 700 Nextbike-Stationen aufgebaut sein, im Frühjahr 2019 war es erst die Hälfte. Das hat sich laut Antwort auf die Anfrage offenbar nicht geändert.

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Erst wenn Nextbike-Stationen im Innenstadtbereich aufgebaut sind, kommen die Außenbezirke sukzessive dran. Immerhin gibt es inzwischen drei Stationen in Steglitz-Zehlendorf, 17 Stationen in Lichtenberg und acht in Treptow-Köpenick. Laut Anfrage gibt es keine Stationen in Reinickendorf, Spandau und Marzahn-Hellersdorf.

Bei den Leihautos stieg zwar die Zahl von 5900 Fahrzeugen im Vorjahr auf 6500 in diesem Jahr. Die Sammelstellen konzentrieren sich wie bei den Leihfahrradstationen ebenfalls auf die Innenstadtbezirke wie Pankow (93), Friedrichshain-Kreuzberg (43) und 180 geplante in Charlottenburg-Wilmersdorf. In anderen Bezirken gibt es nur wenig Flächen für Leihfahrzeuge: in Marzahn-Hellersdorf vier Stationen, jeweils zwei in Spandau, Reinickendorf, Lichtenberg, und gar keine in Treptow-Köpenick.

„Die Verkehrswende kann nicht funktionieren, wenn die Leihinfrastruktur fast nur in der City angeboten ist“, ärgert sich SPD-Politiker Kohlmeier. Die Verkehrsverwaltung weist auf Nachfrage darauf hin, dass das Angebot von Leihfahrzeugen ein freier Markt sei. Man werbe „regelmäßig“ dafür, dass „Mobilitätsangebote auch außerhalb des S-Bahnrings angeboten werden“.

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