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Die Waldbühne - eigentlich eine der schönsten Open-Air-Locations in Berlin, wenn nur der Einlass und die Kloschlangen nicht wären...
© Paul Zinken/dpa

Open-Air-Konzerte in Berlin: Die Waldbühne ist atmosphärisch runtergewirtschaftet

Wer heute Abend zu Daniel Barenboim möchte, kann sich darauf einstellen: Trinkflaschen nur ohne Deckel, eine Dreiviertelstunde Wartezeit in der Kloschlange und Bierpreise wie einstige Eintrittspreise. Was ist mit der Waldbühne los?

Manchmal fällt es dem Ex-Fan schwer, die selbstverordnete Waldbühnendiät einzuhalten – zum Beispiel am Samstagabend zum Orchesterkonzert mit Daniel Barenboim.

Da kann der Vorsatz schon mal ins Wanken geraten, der nach früheren Zusammenstößen mit dem Ordnungspersonal gefasst wurde.

Über die Empörung von Menschen, die zum ersten Mal geschuriegelt worden sind, nachdem sie sich mit teuren Tickets ausgestattet hatten, können langjährige Besucher der Waldbühne nur lächeln.

Wer zum Beispiel hört, dass er nur Halb-Liter-Plastikflaschen mitnehmen darf und dann von den Ordnungshütern angewiesen wird, auch noch die Verschlusskappen abzuliefern, wundert sich.

Wenn dann eine Freundin mehr als eine Dreiviertelstunde für den Toilettenbesuch braucht, ist die gerade knospende Freude am Freiluftvergnügen schon wieder verwelkt.

Was wurde aus den Champagner-Picknicks mit Kandelaber?

Was waren das noch für Zeiten, als man dort zu klassischer Musik noch Champagner-Picknicks veranstalten konnte, als man einen Ort der Freuden stilvoll und erhobenen Hauptes betreten konnte, als Fremde sich gegenseitig Delikatessen probieren ließen und auf den Brüstungen Kandelaber auf frisch gestärkten Tischdecken thronten.

Als man für das Geld, das heute ein kleines Bier kostet, noch den ganzen Eintritt bestreiten und sich sodann bacchantischen Vergnügungen nach eigenem Gusto hingeben konnte: janz Berlin, eine musikalisch gestimmte Kaltmamsell.

Es mag nicht alles besser gewesen sein, aber die Waldbühne ist runtergewirtschaftet worden, vor allem atmosphärisch. Wer trotzdem hin will, sollte vorher mal einen Blick ins Internet und dort in die Hausordnung werfen. „Das Mitbringen von Speisen und Getränken ist grundsätzlich nicht gestattet.“

Die Ausnahme einer Halbliter-Plastikflasche wird sofort wieder relativiert: „Das Mitbringen von alkoholischen Getränken ist grundsätzlich nicht gestattet. (…) Der Ordnungsdienst ist befugt, Körper- und Taschenkontrollen durchzuführen und Besuchern mit unzulässigen Speisen oder Getränken den Zutritt zu verwehren.“ So gastfreundlich und anheimelnd geht das immer weiter.

Die Waldbühne ist bei der Innenverwaltung angesiedelt - wohl ein Teil des Problems

Dass es nicht die Feingeister der Republik sind, die das nicht unbedingt fürstlich bezahlte Amt einer Ordnungskraft anstreben, sondern eher bullige Typen haben viele Besucher in den letzten Jahren schwer zu spüren bekommen.

Die Preise sind teils astronomisch hoch, aber während man anderswo wenigstens wie ein geschätzter Gast und Kunde behandelt wird, gehen hier Heerscharen von Ordnungskräften davon aus, es mit einer Horde von zügellosen Regelverstoßern zu tun zu haben, die man erstmal richtig rannehmen muss. Und dies wohlgemerkt bei Klassikkonzerten.

Zwar hatte es auch früher schon zunehmende Restriktionen gegeben, aber die Leute wurden nicht ansatzweise so behandelt wie jetzt. Allerdings ist die Innenverwaltung auch für Ordnung zuständig und insofern womöglich anfällig für ein solches Regelwerk. Vielleicht würde es helfen, noch bevor der auf fünf Jahre angelegte Pachtvertrag ausläuft, die Waldbühne dem Ressort Kultur zuzuschlagen oder wenigstens, wie früher, der Verwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

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