Überfall auf KaDeWe in Berlin: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen drei Männer
Es war einer der spektakulärsten Überfälle Berlins. Jetzt steht die Anklage wegen des KaDeWe-Raubs.
Der Überfall begann um 10.24 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt waren diverse Vitrinen im KaDeWe mit Uhren und Schmuck der Edelmarken Rolex und Chopard noch penibel geputzt und unversehrt. 79 Sekunden später waren sie zerstört, Schmuck und Uhren waren weg, die Räuber auch, nur der Verlust blieb unverändert: insgesamt 817 260 Euro. Merry Christmas.
Fünf Maskierte hatten am 20. Dezember 2014 einen der spektakulärsten Überfälle der jüngeren Geschichte in der Stadt verübt. Das Letzte, was Passanten von ihnen sahen, war der schwarze Audi, in dem die Räuber über den Wittenbergplatz davonrasten. Zurück blieben im KaDeWe verstörte Kunden, die sich die Augen rieben. Die meisten aus Verwunderung, 15 aber auch, weil das Reizgas so brannte. Die Räuber waren nicht zimperlich in ihren Methoden.
Er hatte das Recht zu schweigen, aber er redete
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Berlin gegen drei Männer Anklage erhoben. Zwei von ihnen sollen in die Vitrinen gegriffen, einer soll sein Auto zur Verfügung gestellt haben. Jehad Al-Z., 29 Jahre alt, Deutscher mit libanesischen Wurzeln, und Khalil El-Z., 26 Jahre alt, Libanese, in Berlin geboren, sind nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Teil des Quintetts, das im KaDeWe gewütet hatte, Hussein M. wird wegen Beihilfe zum Raub angeklagt.
Hussein M. war auch der Erste, den die Polizei verhaftet hatte. Er hätte nun die ganze Zeit stumm seine Vernehmer anstarren können, oder die Wand oder die Decke. Es wäre sein gutes Recht gewesen. Aber er redete. Er redete so viel, dass Martin Steltner, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, erklärte: „Er hat umfangreiche Aussagen gemacht.“
Es war der wichtigste Einkaufssonnabend vor Weihnachten
Vermutlich waren sie so umfangreich, dass durch sie auch die beiden anderen Männer verhaftet werden konnten. Ob Hussein M. die Beamten direkt zu El-Z. und Al-Z. führte oder ob die Kripo durch andere Ermittlungen die Haftbefehle vorlesen konnte, weiß Steltner nicht, ist letztlich auch egal. Auf jeden Fall kamen die beiden kurz nach Hussein M.s Verhaftung selber in U-Haft. Wann es zum Prozess gegen das Trio kommt, ist unklar.
Drei Mitglieder der Gruppe vom KaDeWe sind noch auf freiem Fuß, aber „die Ermittlungen gegen mehrere Verdächtige laufen“, sagt Steltner. Es müssen, kann das bedeuten, also nicht bloß drei Verdächtige sein. Möglich ja, dass es Leute im Hintergrund gibt, die auch ihren Anteil an dem Raub haben.
Das KaDeWe blieb nach dem Überfall bis 12 Uhr geschlossen, am wichtigsten Einkaufssonnabend vor Weihnachten, einem der umsatzstärksten Tage des Jahres, ein bedeutsamer Umstand. Der schwarze Audi, mit dem die Räuber davongerast waren, wurde später in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Hilden sichergestellt. Die Kennzeichen waren gestohlen worden.