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Die jüdische Organisation "Memri TV" veröffentlichte die Hassrede von Imam Bilal Ismail.
© Youtube

Hetzprediger an Moschee in Berlin-Neukölln: Staatsanwalt ermittelt gegen Abu Bilal Ismail

Im Juli hatte ein dänischer Gastprediger in einer Neuköllner Moschee gebetet, Allah möge die Juden töten. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung.

Gegen Sheik Abu Bilal Ismail, einen Gastprediger der Neuköllner Al-Nur-Moschee, hat die Berliner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung eingeleitet.

Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen, da zunächst das Prinzip der „Gewährung rechtlichen Gehörs“ angewandt werde, sagte Silke Becker, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Imam Abu Bilal Ismail hatte am 18. Juli in der Moschee ein Gebet zum Himmel geschickt, in dem Allah zur Tötung der Juden aufgefordert wird. „Memri TV“ – eine jüdische Organisation, die Stimmungen in der arabischen Bevölkerung dokumentiert – stellte einen 90-Sekunden-Clip von der Szene auf Youtube. Über dieses Filmchen hinaus, das ein Polizeisprecher als eindeutig volksverhetzend bezeichnete, verfügten Ermittler außerdem über ein 35-Minuten-Video von der Freitagspredigt am 18. Juli. Anzeigen wegen Volksverhetzung gingen bei der Polizei und beim Staatsanwalt ein, dem Polizeikollegen diesen Vorgang im September aushändigten. Geprüft werden musste die genaue Übersetzung der inkriminierten, für den Clip mit englischen Untertiteln versehenen Hass-Aufrufe.

Ein Berliner Anwalt des in Dänemark lebenden Beschuldigten, der vermutlich dänischer Staatsbürger ist, habe sich vor zwei Wochen telefonisch gemeldet und die ihm zustehende Akteneinsicht gefordert, sagte die Justizsprecherin. Möglicherweise beantrage der Rechtsbeistand, sobald er das Aktenmaterial zurücksende, eine weitere Frist. Diese richte sich nach der Komplexität des Falles. Eine Spanne von beispielsweise sechs Monaten wäre bei dieser Sachlage nicht akzeptabel.

Man habe mit Ernst und Sorgfalt gearbeitet, kontert Sprecherin Becker Fragen nach dem Fortgang der Ermittlungen. „Schnellschüsse und Populismus sind nicht Sache der Strafverfolgung.“

Die Al-Nur-Moschee steht unter Beobachtung

Folgenreich erscheinen die Anschuldigungen gegen den Hassprediger aus Dänemark vor dem Hintergrund von Verdächtigungen, denen die Al-Nur-Moschee in den letzten Jahren ausgesetzt war. 2009 trat der Imam Bilal Philips, dessen Angriffe auf Homosexuelle bekannt wurden, dort auf. Der Ex-Rapper Denis Cuspert, heute ein radikaler Dschihadist, ging ab 2010 in dieser Moschee, die von der Islamischen Gemeinschaft Berlin e. V. getragen wird, ein und aus. Auch der islamistische Demagoge Pierre Vogel gehörte zu den Gastpredigern. Das Gotteshaus, vom Verfassungsschutz als salafistisches Zentrum eingestuft, steht unter Beobachtung.

Aufgrund solcher Aufmerksamkeit von Behörden und Medien hatte der Trägerverein den beim TV-Talk „Günther Jauch“ bekannt gewordenen marokkanischen Imam Abdul Adhim Kamouss, einen weiteren Gastprediger, vergangene Woche aufgefordert, sich öffentlich nicht mehr zu äußern oder aber in der Moschee nicht mehr zu predigen. Kamouss, der seine konservative Gläubigkeit offen bekennt, weist für sich das negative Etikett Salafist ebenso zurück wie eine religiöse Verharmlosung der Gewalt. Durch seine Verabschiedung als Gastprediger versucht die Al-Nur-Moschee nun, irgendwie wieder aus den Schlagzeilen zu kommen.

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